Borussia Dortmund: „Er lebt von seinen Mitspielern“ – Kovac stützt Guirassy

Der BVB spielt bislang eine schwache Saison. Das liegt auch an Serhou Guirassy, der bislang noch nicht so richtig in Dortmund angekommen ist. Für den Torjäger läuft es bislang nur in der Champions League – und das soll auch am Dienstag in Lissabon so bleiben.

Die Dortmunder bleiben auch vor dem wichtigen Hinspiel in der Play-Off-Runde der Champions League bei Sportings Lissabon bei ihrer Sprachregelung: Nur nichts schlechtreden – das dringend benötigte Erfolgserlebnis steht unmittelbar bevor.

Diese Botschaft verkündeten der neue Trainer Niko Kovac und Kapitän Emre Can auch am Tag vor der Partie beim Tabellenführer der portugiesischen Liga am Dienstag (21 Uhr/live Amazon Prime) noch einmal. Es gehe lediglich darum, die „vielversprechenden Ansätze“, die bereits bei der 1:2-Niederlage gegen den VfB Stuttgart zu sehen waren, „zu Ende zu spielen“, sagte Kovac. Und Can prophezeite sogar: „Ich glaube, wir können den Turnaround schnell schaffen.“

Das Mutmachen soll auch dabei helfen, nicht an sich selbst zu zweifeln. In der Bundesliga laufen die Dortmunder ihren Ansprüchen deutlich hinterher – und auch in der Königsklasse, in der es lange danach aussah, als ob sich die Mannschaft direkt für das Achtelfinale qualifizieren könnte, ist die Zukunft ungewiss. Durch die 1:2-Niederlage im vorletzten Spiel der Ligaphase beim FC Bologna, an deren Ende Cheftrainer Nuri Sahin gefeuert wurde, hatte man sich um die gute Ausgangsposition gebracht. Daran änderte auch das 3:1 über Schachtar Donezk unter Interimstrainer Mike Tullberg nichts. Es muss nachgesessen werden.

In Lissabon bekommen es die Dortmunder mit einem äußert spielstarken und selbstbewussten Gegner zu tun. Sporting ist seit dem Trainerwechsel hin zu Rui Borges kurz vor Weihnachten wieder gut in der Spur – und verfügt über einen der interessantesten Stürmer Europas. Viktor Gyökeres kann auf 34 Treffer in 34 Pflichtspielen in der laufenden verweisen. Wäre die portugiesische Liga wegen ihrer nicht gerade großen Ausgeglichenheit nicht so schlecht bewertet, der schwedische Nationalspieler hätte gute Chancen auf den „Goldenen Schuh“, die Trophäe für den besten Torschützen in Europa.

Doch auch so ist Gyökeres gerade dabei, sich zu einer heißen Phase auf dem Transfermarkt zu entwickeln. Der 1,89 Meter große Angreifer, der in der Saison 2019/20 ein Jahr beim FC St. Pauli in der zweiten Liga spielte, steht bei diversen Spitzenklubs auf dem Zettel. Angeblich soll er im Vertrag mit Sporting eine Ausstiegsklausel in Höhe von 100 Millionen Euro haben. Für die Portugiesen könnte dies ein traumhaftes Geschäft bedeuten. Sie hatten Gyökeres 2023 von Coventry City geholt – für 25 Millionen Euro.

„Er hat eine fantastische Entwicklung hinter sich, die zeigt, dass man im Fußball nicht immer alles planen kann“, sagte Kovac. Doch nicht nur Gyökeres – Sporting insgesamt könne sein Team vor Herausforderungen stellen, so der Trainer, der am Dienstag im Gegensatz zum Spiel gegen Stuttgart auch auf den in der Bundesliga gesperrten Nico Schlotterbeck zurückgreifen kann. Dafür fehlte der verletzte Rami Bensebaini.

Sporting stellt derzeit in vielerlei Hinsicht einen Kontrast zum BVB dar – vor allem auch atmosphärisch. Doch speziell die Offensivabteilungen der beiden Klubs weisen unterschiedliche Formkurven auf. Serhou Guirassy, der in vergangenen Bundesligasaison nach Harry Kane der erfolgreichste Torschütze war, gibt Rätsel auf. Da ist nicht nur die mit neun Bundesligatreffern überschaubare Quote des Guineers. Ihm gelang es zuletzt auch häufig nicht, seiner Rolle als Ballverteiler, der die Kollegen in Szene setzen soll, gerecht zu werden. Darunter leidet das Dortmunder Angriffsspiel.

„Serhou spielt sehr häufig durch und er spielt sehr viele Spiele. Das ist schon eine sehr hohe Belastung für ihn“, sagte Kovac, der seinen Torjäger in Schutz nahm. Denn Guirassys Probleme sind auch die Folge der insgesamt wenig zufriedenstellenden Leistungen des Teams in der laufenden Saison. „Wenn die Mannschaft sich nicht vier, fünf Riesenchancen pro Spiel herausspielt, wird es für einen Mittelstürmer schwer“, so der Trainer: „Er lebt auch von seinen Mitspielern.“

Die Hoffnungen, dass die Dortmunder insgesamt wieder zu einer besseren Form finden, ruhen jedoch nicht unerheblich auf Guirassy. Am Dienstag in Lissabon könnte der entscheidende Schritt zu alter Gefährlichkeit getan werden. Denn in der Königsklasse läuft es für ihn. Guirassy führt gemeinsam mit Robert Lewandowski die Torjägerliste an – beide trafen neunmal in acht Spielen. Gyökeres kam hier bislang nur auf sechs Tore.