
Zverev hatte nach seinem Erstrunden-Aus gegen den Franzosen Arthur Rinderknech gesagt, er fühle sich „im Moment im Allgemeinen ziemlich allein im Leben“. Es sei derzeit zudem „schwierig, außerhalb des Tennisplatzes Freude zu finden“.
„Er hat mir die ,Daumen hoch‘ gegeben“
Becker bezeichnete Zverev nun als seinen „sportlichen Ziehsohn, er hat seine Emotionen offengelegt, und ich fand es unglaublich traurig. Ich habe mich natürlich sofort bei ihm gemeldet und geguckt, ob alles so weit okay ist. Er hat mir die ‚Daumen hoch‘ gegeben. Er ist auf Ibiza und hat ein paar Tage seine Seele baumeln lassen. Er ist soweit in Ordnung.“
Zverev hatte zudem angekündigt, eine vierwöchige Turnierpause einzulegen, auch für Becker ist dies eine sinnvolle Maßnahme. „Mein Ratschlag wäre: Bitte, bitte, bitte, spiel kein Gstaad“, sagte er mit Blick auf das Turnier in der Schweiz, welches in der kommenden Woche beginnt und eigentlich mit Zverev stattfinden sollte: „Nimm deine Partnerin Sophia, miete dir ein Boot, fahr in die Ägäis, mach Inselhopping, aber bitte komm wieder menschlich zu dir, damit du wieder die Kraft hast auf dem Tennisplatz erfolgreich zu spielen. Tennis muss jetzt sekundär sein.“
Die aktuelle Phase und der Umgang damit habe für Zverev vielleicht eine langfristige Bedeutung. „Tennis spielen kann er, er wird Turniere gewinnen und auch verlieren. Aber wie geht es ihm persönlich? Das ist ein ganz wichtiger Punkt für den Rest seines Lebens. Irgendwann wird seine Karriere vorbei sein, und sie wird bestimmt grandios gewesen sein. Aber wie geht es dir dann als Mensch, wo ist dein Anker?“
Becker von Siegemund beeindruckt
Becker äußerte sich im Podcast auch zum bemerkenswerten Erfolgslauf von Laura Siegemund in Wimbledon: „Sie kann Rasentennis“, sagte der 57-Jährige vor Siegemunds Viertelfinale gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka an diesem Dienstag (14.30 Uhr MESZ/Prime Video). Dies sei „eine verlorene Kunst. Weder bei den Damen noch bei den Herren gibt es viele, die noch Rasentennis können, und Laura kann das, und zwar von der Pike auf“, sagte der dreimalige Wimbledonsieger: „Das ist ihre große Stärke. Sie weiß, wie man sich auf Rasen bewegen muss, wie viel Slice und wie viel Aggressivität man zeigen muss.“
Mit 37 Jahren arbeite Siegemund zudem hart für ihren Erfolg. „Ihre Intensität im Training sieht keiner“, sagte Becker, „idealerweise trainiert man härter, als das Match ist, dann wirkt das Match einfach. Und das ist bei Laura Siegemund der Fall.“
Schon vor dem schwierigen Viertelfinale habe sie mit ihrem überraschenden Lauf „Geschichte geschrieben“ und auch menschlich beeindruckt. „Was mir besonders gefällt“, sagte Becker: „Ihre so authentische Art und Weise. Da ist nichts gespielt, sie hat nicht zu viel Make-Up in ihrer Persönlichkeit. Sie ist so wie sie ist.“