Biathlon: Julia Simon erst wegen Betrug verurteilt, jetzt isoliert – „Es ist niemand freundlich zu mir“

Nach der Kreditkartenaffäre und ihrer Verurteilung wegen Betrugs ist Julia Simon zurück im Biathlon-Weltcup. Sie gibt Einblicke, was sie aus der schwierigen Zeit gelernt hat – und wie kompliziert die Situation im französischen Team ist.

Die wegen Betruges verurteilte Biathletin Julia Simon aus Frankreich ist nach ihrer Rückkehr in den Weltcup „total glücklich“. Nach abgesessener Sperre meldete sich die zehnmalige Weltmeisterin mit Platz 19 im Sprint von Hochfilzen zurück.

„Ich bin glücklich mit meiner Leistung. Ich fühle mich wie ein Zug, der jetzt losfährt. Aber ich bin noch ein bisschen hintendran und versuche, diesen Zug zu kriegen“, sagte Simon in der ARD. Sie hatte nach einem Schießfehler mehr als eine Minute Rückstand auf ihre siegreiche Mannschaftskollegin Lou Jeanmonnot.

Die 29-jährige Simon war in einer Kreditkartenaffäre am 24. Oktober zu einer dreimonatigen Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe in Höhe von 15.000 Euro verurteilt worden. Der französische Skiverband hatte sie mit einem sechsmonatigen Wettkampf- und Trainingsverbot belegt – allerdings fünf Monate davon auf Bewährung. Somit verpasste sie lediglich den Auftakt in Östersund.

„Es war nicht leicht, vor allem der mediale Teil war sehr schwer“, sagte Simon. „Aber ich habe viel in meinem Leben und über das Leben gelernt.“ Zu Hause habe sie sich viele Fragen gestellt, erklärte sie weiter. „Was machst du im Leben, komme ich jemals zurück in den Weltcup? Und es waren immer die gleichen Antworten für mich: Ja, ich liebe das, ich habe noch ein paar gute Rennen vor mir.“

Simon wärmt sich abseits der anderen auf

Simon hatte gestanden, mit gestohlenen Kreditkartendaten ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet (29) sowie einer Team-Physiotherapeutin Waren im Wert von rund 2500 Euro im Internet bestellt zu haben. Entsprechend schwierig sei ihr Stand nun. Vor dem Rennen wirkte sie isoliert, wärmte sich etwas abseits auf.

„Wir sind Wettkämpfer, es ist niemand freundlich zu mir, und wir haben ein gutes Team“, sagte sie nach dem Rennen. „Jeder will in den Weltcup, und das ist immer sehr schwer.“ Für sie sei die Situation in Ordnung, ergänzte sie: „Ich bin hier für den Sport.“

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Einblicke in das Innenleben des französischen Teams hat auch der zweifache Olympiasieger Quentin Fillon Maillet gegeben. „Das Image des Biathlonsportes insgesamt ist davon betroffen, also sind wir das auch“, sagte er bei Eurosport. Es sei eine gewisse Distanz zur gesamten Frauenmannschaft entstanden.

„Ich werde vielleicht Dinge sagen, die einigen nicht gefallen werden, aber die Frauenmannschaft war schon immer schwieriger zu managen als die Männermannschaft. Seit ich zum Team gestoßen bin, gab es oft Spannungen. Die Frauenmannschaft war schon immer etwas fragil, und jetzt ist sie es noch mehr, das ist alles“, sagte Fillon Maillet weiter.

luwi mit dpa