
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella hat anlässlich des Volkstrauertags zur Stärkung multilateraler Strukturen wie der UNO und der EU aufgerufen, um neue Konflikte und Kriege zu verhindern. „Multilateralismus ist keine Bürokratie, wie selbstherrliche Herrscher behaupten“, sagte er bei der zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag in Berlin. „Er ist das Werkzeug, das Auseinandersetzungen abkühlt und friedliche Lösungen möglich macht. Er ist die Sprache der gemeinsamen Verantwortung.“
Mattarella wies auf das große Werk der europäischen Einigung hin. „Wir haben es geschafft, eine Region des Friedens, der Freiheit, des Wohlstands, der Achtung der Menschenrechte zu schaffen, die ihresgleichen in der Geschichte sucht“, sagte er bei seiner Rede im Plenarsaal.
Mattarella warnt vor „Nachahmern dunkler Zeiten“
Die Europäische Union, die aus den Ruinen des Krieges entstanden sei, habe es vermocht, den Multilateralismus in den Dienst des Friedens zu stellen, sagte der italienische Staatschef. „Lassen wir es nicht zu, dass heute der europäische Traum – unsere Union – von Nachahmern dunkler Zeiten zerrissen wird. Von Zeiten, die Leid, Elend und Trostlosigkeit hinterlassen haben.“
Weiter sagte Mattarella, dem „nie wieder“ als Reaktion auf den Holocaust stehe heute ein „wieder“ gegenüber. „Dies erleben wir gerade: wieder Krieg, wieder Rassismus, wieder große Ungleichheit, wieder Gewalt, wieder Aggression.“
Trauern im Zeichen italienisch-deutscher Freundschaft
Der Volkstrauertag steht in diesem Jahr im Zeichen der italienisch-deutschen Freundschaft. Mit der Veranstaltung im Bundestag wurde dabei der Millionen Toten beider Weltkriege sowie der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zudem legten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein italienischer Amtskollege in Berlin Kränze an der Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft nieder. An der Gedenkstunde im Bundestag nahmen neben Steinmeier auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, teil.
