
Mindestens 345 vollstreckte Todesurteile in Saudi-Arabien – die Zahl der Hinrichtungen im Gastgeberland der Fußball-WM 2034 erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand.
Die Zahl der Hinrichtungen im Gastgeberland der Fußball-WM 2034 Saudi-Arabien erreichte im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand.
Mindestens 345 Menschen seien im vergangenen Jahr in Saudi-Arabien exekutiert worden, schreibt „Amnesty“ in dem am Dienstag (08.04.2025) veröffentlichten „Todesstrafenbericht“.
Entgegen der Versprechungen des faktischen Herrschers Mohammed bin Salman, die Zahl der Exekutionen zu senken, seien 2024 in Saudi-Arabien sogar „mindestens 345“ statt wie im Jahr zuvor 172 Menschen hingerichtet worden. Darunter seien auch Frauen gewesen.
Verfahren häufig „nicht fair“
„Amnesty“ bemängelt, dass die Todesstrafe in Saudi-Arabien häufig nach Verfahren ausgesprochen worden sei, die unter rechtsstaatlichen Gesichtspunkten als „nicht fair“ eingestuft werden müssten.
„Insbesondere im Iran und in Saudi-Arabien wird die Todesstrafe eingesetzt, um all jene mundtot zu machen, die mutig genug sind, ihre Meinung zu sagen“, sagte Julia Duchrow, Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Explizit wurde der Gastgeber der Fußball-WM 2034 noch an anderer Stelle erwähnt: „Auch die saudischen Behörden setzten die Todesstrafe ein, um politisch Andersdenkende zum Schweigen zu bringen und Angehörige der schiitischen Minderheit des Landes zu bestrafen, weil sie zwischen 2011 und 2013 regierungskritische Proteste unterstützt hatten.“
Amnesty bemängelt generelle Menschenrechtslage in Saudi-Arabien
„Amnesty International“ bewertet die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien seit Jahren kritisch. Die Rechte von Frauen seien sehr eingeschränkt, es gebe weder eine Meinung- noch Pressefreiheit. Der Weltfußballverband FIFA hätte die Weltmeisterschaft daher auch aufgrund der eigenen Vorgaben nicht an das Königreich am Persischen Golf vergeben dürfen.
Im Dezember 2024 veröffentlichte „Amnesty“ zudem einen Bericht, in der die Befürchtung geäußert wurde, dass wie in Katar viele Menschen auf den WM-Baustellen ausgebeutet und sogar ums Leben kommen würden. „Die FIFA weiß, dass Arbeitsmigrant*innen ausgebeutet werden und sogar sterben, wenn es in Saudi-Arabien keine grundlegenden Reformen gibt. Und trotzdem hat sie sich dazu entschlossen, weiterzumachen. Damit geht die Organisation das Risiko ein, für die vielen zu erwartenden Menschenrechtsverletzungen die Verantwortung tragen zu müssen“, sagte Steve Cockburn, Experte für Sport und Menschenrechte bei Amnesty International.
„Immer ein Verstoß gegen Menschenrechte“
Auch wenn die Mehrzahl der weltweiten Todesstrafen wegen Drogendelikten ausgesprochen werde, wie es in Saudi-Arabien meistens der Fall sei, verstoße die Todesstrafe „immer gegen die Menschenrechte“, weil dazu auch das Recht auf Leben gehöre, so Amnesty International.
Insofern richtet sich die Kritik von „Amnesty“ auch gegen die USA, die 2026 zusammen mit Mexiko und Kanada die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten wird. Im vergangenen Jahr wurde In den Vereinigten Staaten 25-mal ein Todesurteil vollstreckt.
Kritik auch an US-Präsident Trump
US-Präsident Donald Trump, der seine zweite Amtszeit am 20. Januar 2025 begann, unterzeichnete einen Tag später ein Dekret, dass Todesstrafen wieder vollstreckt werden sollen. Unter seinem Vorgänger Joe Biden war 2021 ein Moratorium auf Bundesebene inkraft getreten. Während Trumps erster Amtszeit von 2016 bis 2020 wurden 13 Menschen in den USA hingerichtet, mehr als je unter jedem anderen US-Präsidenten zuvor.
Trump behauptet, die Todesstrafe schrecke ab und schütze so etwa vor Mördern und Vergewaltigern. Dazu schreibt „Amnesty International“: „Die entmenschlichenden Äußerungen Trumps stricken weiter an dem Märchen, dem zufolge die Todesstrafe Menschen besonders davon abschreckt, Straftaten zu begehen. Das ist falsch. Die Todesstrafe verhindert keine Verbrechen. Das ist wissenschaftlich gut belegt.“
Zahl der Hinrichtungen in China wohl deutlich höher
Die Zahl der weltweit hingerichteten Menschen habe mit mindestens 1.518 einen Höchststand erreicht, seitdem die Menschenrechtsorganisation 2015 begann, den Report zu erstellen. Die meisten der Todesurteile wurden demnach in China, Iran, Saudi-Arabien, Irak und Jemen vollstreckt. Amnesty verweist dabei auf dokumentierte Hinrichtungen – die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.
So sind die mutmaßlich Tausenden Hinrichtungen in China nicht berücksichtigt, weil dazu keine Daten vorlägen. Für Nordkorea und Vietnam gebe es ebenfalls keine Angaben. Das wahre Ausmaß bei der Anwendung der Todesstrafe werde deshalb nur teilweise in dem Bericht erfasst, heißt es.