Berater der Bundesregierung: Politiker suchen vor allem Bestätigung


Politiker benutzen Ökonomen wie Betrunkene Laternen – sie suchen nicht Licht, sondern Halt. Dieses altbekannte Bonmot verdrängen häufig viele der von Politikern als Ratgeber berufene Ökonomen zugunsten der eitlen Hoffnung, sie könnten in der Maschine der Macht zumindest gelegentlich ein wenig an Rädchen drehen. Olaf Scholz scharte als Finanzminister wie als Bundeskanzler Ökonomen um sich, die sich dann wichtig fühlen konnten und stolz wie Bolle Impressionen von ihren Treffen über soziale Medien verbreiteten.

Letztlich vertraute Scholz aber nur seinem Urteil; Ökonomen, die andere Ansichten als er vertraten, mussten damit rechnen, in der Öffentlichkeit abgebügelt zu werden. Von einem positiven Einfluss, den die Fachleute auf die Wirtschaftspolitik der Ampelregierung ausgeübt hätten, ist bis heute nichts bekannt geworden. Ob über die von Politikern der schwarz-roten Koalition zurate gerufenen Ökonomen einmal ein günstigeres Urteil getroffen werden kann, ist nicht sicher.

In einem Aufsatz über die ersten zehn Jahre des Sachverständigenrats zitierte Herbert Giersch, der dem Rat in seiner Anfangsphase angehört hatte, den Stockholmer Ökonomen Gunnar Myrdal. „Politiker müssen die Neigung entwickeln, intensiv den Augenblick zu leben, und ihre Per­spektive durch die zufälligen Kon­stellationen der jeweiligen Umstände beherrschen lassen“, schrieb der schwedische Nobelpreisträger. „Im allgemeinen heißt politische Führerschaft in einer Demokratie, sich am Kopf einer Herde zu halten, wo immer sie hintreibt.“ Für Ökonomen, die gehört werden wollen, besteht daher ein Anreiz, an kurzfristigen Betrachtungen orientierten Politikern nach dem Munde zu reden.

Solche Ökonomen richteten aus der Sicht Gierschs keinen Nutzen, sondern Schaden an. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Vielmehr sprach Giersch von einer Bringschuld der Ökonomen, die der Öffentlichkeit wirtschaftliche Sachverhalte in einfachen Worten erklären sollten.

Wirtschaftliche Kompetenz benötigt auch die Politik. Aber es ist keineswegs immer die Suche nach Erleuchtung, die Politiker nach Ökonomen rufen lässt.