Beinahe-Blamage in Wiesbaden: Kane erlöst Bayern in letzter Minute

Stand: 28.08.2025 08:56 Uhr

Der FC Bayern spielt bei Drittligist Wiesbaden fahrlässig, wendet ein Pokal-Fiasko nur knapp ab. Harry Kane verschießt sogar einen Elfmeter.

Der FC Bayern München ist bei Drittligist Wehen Wiesbaden nur knapp einer Blamage entkommen. In der ersten Runde des DFB-Pokals rettete Harry Kane (90.+4) am Mittwochabend den 3:2 (1:0)-Sieg.

Die Bayern machten es unnötig spannend: Nach den Treffern von Kane (16. Minute/Foulelfmeter) und Michael Olise (51.) sah es zunächst nach einem ungefährdeten Sieg für den Rekordmeister aus.

Aber nach mehreren ausgelassenen Bayern-Chancen sorgte ein Doppelschlag von Drittliga-Torschützenkönig Fatih Kaya (64., 70.) noch für einen spannenden Pokalabend.

Bayern-Coach Kompany: „Gehört zu einem Pokalspiel“

„Gratulation an die Jungs von Wehen Wiesbaden, sie haben gekämpft“, sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany der Sportschau.

Mit seiner Mannschaft wollte er trotz der Schludrigkeit im Abschluss nicht zu hart ins Gericht gehen. „Natürlich hatten wir viele, viele Chancen, aber das gehört zu einem Pokalspiel und Wehens Torwart hat seine Arbeit gut gemacht heute.“

Wiesbadens Torwart Stritzel hält Kane-Elfmeter

Florian Stritzel erlebte vor 12.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena tatsächlich einen großen Abend. Wiesbadens Torwart gelang neben vielen starken Paraden ein Kunststück: Er hielt in der 76. Minute einen Elfmeter von Kane. Bayerns Torjäger hatte zuvor 31 Pflichtspiel-Strafstöße in Folge verwandelt.

Bei Kanes erstem Elfmeter habe er keine Chance gehabt, sagte Stritzel im Sportschau-Interview. Auf den zweiten, als Kane über sein Standbein in die linke Ecke schoss, sei er vorbereitet gewesen. „Das habe ich unter der Woche mit meinem Torwarttrainer trainiert. Es war genauso, wie wir es im Training gemacht haben.“

17-jähriger Lennart Karl in der Startelf

Kompany hatte die Partie für eine große Rotation genutzt, im Vergleich zum fulminanten 6:0-Sieg zum Bundesliga-Auftakt gegen Leipzig wechselte er auf sechs Positionen. Das Tor hütete Jonas Urbig für den rotgesperrten Manuel Neuer, im offensiven Mittelfeld durfte Lennart Karl von Beginn an ran. Der 17-Jährige hatte in der Vorbereitung überzeugt.

„Ich hätte das gleiche gemacht in einem Bundesligaspiel“, sagte Kompany zu den vielen Wechseln und verwies auf die kaum vorhandene Sommerpause wegen der Klub-WM. „Wir haben keine Vorbereitung gehabt und jetzt drei Spiele in einer Woche. Wir können nicht voll ins Risiko gehen.“

Wiesbaden bei Handspiel-Szenen im Glück

Wehens Plan, so lange wie möglich die Null zu halten, wäre um ein Haar bereits nach zehn Sekunden geplatzt. Bayerns Sommerzugang Luiz Diaz kam nach schönem Pass von Kane aus sieben Metern zum Schuss, Wehens Stritzel parierte stark.

In der zehnten Minute stupste Wiesbadens Jordy Gillekens im Liegen den Ball gleich zweimal mit der Hand so an, dass Kane nicht mehr abschließen konnte. Schiedsrichter Daniel Siewert übersah die beiden absichtlichen Handspiele, es hätte Elfmeter geben müssen. Video-Assistenten gibt es im DFB-Pokal aber erst ab dem Achtelfinale.

Kurz darauf zeigte Siewert dann doch auf den Punkt. Ryan Johansson zog im eigenen Strafraum am Arm des enteilten Sacha Boey, Kane verwandelte den fälligen Strafstoß souverän.

Doppelchance für Wehen

Im Anschluss vergaben die Bayern noch mehrere Hochkaräter, die konterstarken Wiesbadener standen erwartungsgemäß sehr tief. In der 38. Minute hatten sie eine hochkarätige Doppelchance: Kaya wurde geblockt, Sturmkollege Nikolas Agrafiotis schoss deutlich drüber.

Die Szene zeigte, wie brüchig die 1:0-Halbzeitführung der Bayern war – trotz deutlicher Überlegenheit. Umso wichtiger das frühe 2:0 nach der Pause: Youngster Karl, bis dahin weitgehend unauffällig, sorgte mit einem Tempodribbling für Aufregung an Wehens 16er. Eine Grätsche von Justin Janitzek beförderte den Ball vor die Füße von Olise – der Franzose traf humorlos ins rechte Eck.

Kaya schlägt doppelt und eiskalt zu

Anschließend waren die Bayern noch dominanter als ohnehin schon und allein Diaz vergab mehrere große Chancen. „Im Training schießt er sie rein, jetzt hat er es nicht gemacht“, sagte Kompany. „Wenn er weiterhin in diese Positionen kommt, wird er noch viele Tore schießen für uns.

Die Fahrlässigkeit hatte zur Folge, dass doch noch Spannung aufkam, als Kaya im Rücken von Jonathan Tah in eine Flanke grätschte und zum 1:2 traf. Nur sechs Minute später hebelte eine einfache Kopfballverlängerung die Bayern-Abwehr aus und Kapitän Kaya traf erneut.

Dreifachparade von Stritzel bei Kanes Elfmeter

Plötzlich waren die Bayern unter Zugzwang – und selbst ein erneuter Elfmeter half nicht. Milad Nejad hatte Kane bei einer Grätsche am Fuß getroffen. Kane trat selbst an mit bis dahin 20 von 20 verwandelten Pflichtspielelfmetern für die Bayern im Rücken.

Doch Nummer 21 ging schief: Stritzel parierte stark und entschärfte im Anschluss auch noch Kanes Nachsetzen per Kopf und Fuß – eine spektakuläre Dreifachparade.

Alle Zeichen standen schon auf Verlängerung, als Kane in der Nachspielzeit doch noch einmal zuschlug. Er köpfte eine Flanke aus dem Halbfeld ins Netz und bewahrte sein Team vor der Blamage. Seit fünf Spielzeiten warten die eigentlich erfolgsverwöhnten Bayern auf einen Pokaltitel.

Wehens Doppeltorschütze Kaya sprach im Sportschau-Interview von bitteren Momenten. „Aber nach einigen Minuten überwiegt schon der Stolz, was wir heute auf die Beine gestellt haben. Es war eine super Leistung von uns, wir nehmen den Schwung mit.“

Auslosung der zweiten Runde am Sonntag in der Sportschau

Die zweite Pokalrunde wird am Sonntag ausgelost, live zu sehen in der Sportschau. Die Partien finden am 28. und 29. Oktober statt.