Bei Lufthansa soll gestreikt werden: Flugausfälle in NRW-Herbstferien?

Im Streit um höhere Zulagen für die betriebliche Altersvorsorge der rund 5000 Piloten der Lufthansa zeichnet sich ein Streik ab. Bei einer Wahlbeteiligung von insgesamt mehr als 90 Prozent hätten 88 Prozent bei Lufthansa und 96 Prozent bei Cargo für einen eventuellen Streik gestimmt, so die Vereinigung Cockpit (VC) am Dienstag. Damit könnten im Oktober die ersten Flüge wegfallen; das könnte auch Reisen in den NRW-Herbstferien treffen, die am 11. Oktober starten. Nicht betroffen sind Flüge des für NRW besonders wichtigen Ablegers Eurowings, der in Düsseldorf rund 40 Flieger und in Köln/Bonn rund zehn Maschinen vor Ort hat.

Die VC fordert, die Zuschüsse des Arbeitgebers zur betrieblichen Altersvorsorge um rund 1500 Euro im Monat aufzustocken. Um Stimmung für die Forderungen zu machen, behauptete VC-Tarifexperte Arne Karstens, die Rendite des angelegten Geldes liege mit „nur ein bis zwei Prozent“ weit unter den früheren Erwartungen. Also müsse eine radikale Aufstockung kommen. „Der wahre Hintergrund für den drohenden Streik ist auch das zerrüttete Verhältnis der Sozialpartner bei Lufthansa“, meint der Branchenexperte Gerald Wissel, „da ist es schwierig, vernünftige Kompromisse zu finden.“ Personalvorstand Michael Niggemann erkärte, er hoffe auf neue Verhandlungen.

Insider von Lufthansa sagen, dass die Pilotengewerkschaft die betriebliche Altersvorsorge mies mache, nur um mehr Geld herauszuholen. In Wahrheit liege die Rendite des angelegten Geldes bei 3,5 Prozent im Schnitt, bei den jüngeren Piloten sogar viel höher, weil bei ihnen ein besonders großer Anteil des Geldes in Aktien investiert werde. Zum anderen zeigt sich, dass die Piloten trotz ihres sehr hohen Gehalts von oft mehr als 150.000 Euro im Jahr offensichtlich zu wenig Geld privat in ihre Vorsorge investieren. „Die Altersvorsorge ist ein zentrales Fundament der Lebensplanung für Pilotinnen und Piloten – mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, sagt VC-Sprecher Karstens.

Noch bis 2017 hatte Lufthansa die absolute Höhe der Rentenzahlungen für die Piloten garantiert, um dann nach einem Arbeitskampf das System umzustellen. Seitdem ist für die Piloten nur noch die Höhe des Arbeitgeberbeitrags in die Fonds garantiert. Das Risiko geringer Renditen – und damit deutlich kleinerer Renten – tragen seitdem die Beschäftigten. Laut VC zahlt der Arbeitgeber für einen Piloten aktuell bei einem Grundgehalt von 10.000 Euro und 3000 Euro Zulage im Monat 820 Euro pro Monat in die betriebliche Altersvorsorge ein.

Verschärft wird der Konflikt dadurch, dass der Konzern immer mehr Flüge von Tochterunternehmen wie dem Ferienflieger Eurowings Discover und dem Ableger für Europaflüge, Eurowings, übernehmen lässt. Und weil das Geschäft der Stammmarke Lufthansa Airlines wegen zu hoher Kosten sogar Verluste macht, macht Konzernchef Carsten Spohr Druck: „Wir müssen auch bei unserer Kernmarke Lufthansa den wirtschaftlichen Turnaround erreichen.“ Um das zu erreichen, werden Tausende Stellen in der Verwaltung abgebaut. Im Jahr 2030 solle nur noch rund die Hälfte der Kurz- und Mittelstreckenflotte bei der Lufthansa-Kerngesellschaft und der Regionaltochter Lufthansa Cityline fliegen, kündigt der Vorstand an. Derzeit sind es noch rund 80 Prozent der entsprechenden Flugzeuge.