Bei INSA, „Bild“ und „Welt“ kommt die AfD groß raus

Geht es nach der Umfragefirma INSA und der „Bild“-Zeitung, ist der Siegeszug der AfD nicht aufzuhalten. Die rechtsextreme Partei erreicht ein „Rekordhoch“ nach dem anderen, ihr vermeintliches Stimmenpotential ist bald so groß wie das von Union und SPD zusammen, und angeführt wird sie von der „beliebtesten Politikerin Deutschlands“. Alice Weidel for Kanzlerin?

Im Ranking von INSA liegt sie auf Platz fünf und damit vor allen anderen aufgeführten Politikerinnen, vor Julia Klöckner etwa oder Bärbel Bas. Das erscheint als dermaßen eindeutige Sache, dass „Wel2t-TV daraus einen siebeneinhalb Minuten langen Beitrag macht, der im Zeichen von Weidels vermeintlich überragender Erscheinung steht.

Muss das nicht weh tun?

Der Unionsfraktionschef Jens Spahn, heißt es da, liege im Ranking noch hinter Tino Chrupalla von der AfD. Ob das nicht weh tun müsse? Und dann beweihräucherten sich Spahn und Bundeskanzler Friedrich Merz – Schlusslichter der INSA-Ausarbeitung – noch gegenseitig, wie komme das bei den Wählern an? Der dazu befragte Politikwissenschaftler Oliver Lembcke geht da zwar nicht ganz mit und ordnet ein, dass es Weidel als vermeintlich bürgerliche Projektionsfläche der AfD leichter habe als der Chef der Unionsfraktion, aber auch er ist Teil des von Springers Medien immer unverhohlener betriebenen Spiels, das darauf lautet, dass die „Brandmauer“ fallen muss.

Eindeutig und beweiskräftig ist da allerdings nichts. Wunsch und Wille gestalten das Bild von der Welt. So landet die „beliebteste Politikerin Deutschlands“ Alice Weidel im aktuellen Politikerranking von Forsa nicht auf Platz fünf (oder eins), sondern auf Platz 18 – hinter Jens Spahn. Das für den Dezember erhobene „Politbarometer“ der für das ZDF arbeitenden Forschungsgruppe Wahlen sieht Weidel unter den Top Ten der deutschen Spitzenpolitiker mit einem Wert von „minus 2,6“ auf dem letzten Platz, hinter Sahra Wagenknecht („minus 1,8“).

Für die Bundesregierung und den Bundeskanzler sieht es indes bei allen Umfragen nicht gut aus. Als Außenkanzler mag Merz Großes bewirken, daheim zahlt sich das für ihn nicht aus, er wird mit dem Dauerhickhack in der Koalition, von dem vor allem die SPD nicht lassen kann, identifiziert.

Alice Weidel, meint der Experte Lembcke bei Welt-TV, stehe vielleicht auch deshalb in hohem Ansehen, weil sie „berechenbar“ erscheine. Für berechenbar im Sinne von verlässlich wiederum muss man die intransparenten INSA-Zahlen nicht halten. Sie werden mit Online-Panelisten, die sich freiwillig angemeldet haben, erhoben und von Telefonumfragen „unterstützt“. Andere Institute (Forsa, Forschungsgruppe Wahlen, Allensbach) setzen auf eine Mischung oder aufs Telefon, um Repräsentativität abzusichern. Bei Springer und der Fragebude INSA scheint es anders. Hier hat Alice im Wunderland der Zahlen freie Fahrt Richtung Kanzleramt.