Bei der U21-EM warten jetzt die großen Gegner auf die deutsche Mannschaft – Sport

Nick Woltemade regiert weiter als König Midas der deutschen U21-Fußballmannschaft. Was er auch anpackt, es wird ein Tor daraus. Beim 3:0-Sieg gegen Slowenien zum Auftakt der Europameisterschaft in der Slowakei hatte der 23-Jährige vom VfB Stuttgart alle drei Tore erzielt, beim 4:2-Sieg gegen Tschechien im zweiten Gruppenspiel erzielte er ein Tor und bereitete zwei vor. Selbstverständlich wurde er nach beiden Spielen als „Player of the Match“ ausgezeichnet. Er führt die Turnier-Torschützenliste mit vier Treffern und die Scorerliste mit sechs Punkten an. „Wir haben das Potenzial, bei dieser EM was zu schaffen“, sagt er.

Diese These wird in den kommenden Tagen ultimativ auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft. Am Mittwochabend (21 Uhr, Sat1) spielt die deutsche Mannschaft im finalen Gruppenspiel gegen den amtierenden Europameister England, und abhängig vom Ausgang dieser Partie spielt sie am Wochenende im Viertelfinale gegen einen der jeweils fünfmal triumphierenden U21-EM-Rekordtitelträger Spanien oder Italien. Im Anschluss daran wird man wissen, ob Woltemade Recht hat.

In den ersten beiden Spielen hat die deutsche Mannschaft einen ausgesprochen guten Eindruck hinterlassen. Sie hat laut Turnierstatistik mit den drittmeisten Torschüssen (35) die meisten Tore (7) geschossen. Gäbe es eine Statistik für Spielfreude und Teamgeist, läge das Team von Trainer Antonio Di Salvo auch da mit klarem Abstand vorne. In beiden Partien konnte sie sich sogar je eine Phase des defensiven Fatalismus erlauben. Gegen Slowenien ging das im Anschluss an eine frühe 1:0-Führung zwar glimpflich aus, nämlich gegentorlos, gegen Tschechien allerdings ließ man in der Folge einer 4:0-Führung nach 58 Minuten in kurzer Zeit zwei Gegentreffer zu. In diesen Phasen war zu erkennen, warum Di Salvo vor dem Turnier „die defensive Stabilität“ als größte Herausforderung für seine Mannschaft ausgerufen und „das Umschalten nach Ballverlusten“ als wichtigste Maxime deklariert hatte.

Und darauf kommt es ab sofort noch deutlich stärker an. England ist die sicherste Ballrotationsmaschine des Turniers, Spanien die ballbesitzstärkste und Italien das balleroberungsbeste Team – Schlüsselqualifikationen, mit denen man der deutschen Mannschaft am ehesten weh tun kann.

Als Gegengift eignete sich freilich weiterhin die außergewöhnlich gute Chancenverwertung. Der Hannoveraner Nicolo Tresoldi, der Freiburger Max Rosenfelder, der Frankfurter Nnamdi Collins und der Gladbacher Rocco Reitz zeichneten sich neben Woltemade als versierte Vorbereiter aus sowie Tresoldi, der Mainzer Paul Nebel und der Kölner Eric Martel überdies als Vollstrecker.

„Ich bin super happy, die Mannschaft macht es hervorragend“, sagt Di Salvo zu den bisherigen Leistungen. Vor zwei Jahren bei seinem EM-Debüt als U21-Cheftrainer war sein Team nach einem Remis und zwei Niederlagen schon nach der Gruppenphase ausgeschieden. Diesmal ist der Einzug ins Viertelfinale bereits sicher. Minimalziel ist das Halbfinale. Dazu werden alle weiter auf den König Midas achten.