Bayerns Turbo-Lucho: Hinter Díaz‘ Blitz-Tor in Frankfurt steckte ein klarer Plan

Vincent Kompany jubelt nach Toren seiner Mannschaft meist eher nach innen. Der Bayern-Trainer zeigt kurz die Doppelfaust, wendet sich danach seiner Bank und seinem Trainerstab zu. Am Samstag, nach dem Treffer von Luis Díaz, der dem 3:0 bei Eintracht Frankfurt die Krone aufsetzte, brach es aus Kompany heraus. Er lief aufs Feld zum Torschützen, herzte ihn gemeinsam mit Aleksandar Pavlovic.

Díaz sorgte für die Klammer des Erfolgs in Frankfurt. Das 3:0 kurz vor Ende fiel in der 84. Minute. Und bevor der Kolumbianer den Deckel draufmachte, hatte er die Dose selbst geöffnet. Nach 15 Sekunden.

Díaz schießt Bayern in Frankfurt schon nach 15 Sekunden zur Führung

Dahinter steckt ein Plan, ein Muster: Díaz führte den Anstoß aus, der erste Ballkontakt war ein Rückpass zu Torhüter Manuel Neuer. Die Offensivspieler überlagerten die rechte Angriffsseite, dorthin schlug Neuer seinen Ball. Über eine Kopfballablage von Harry Kane und einen Patzer von Eintrachts Abwehrchef Robin Koch kam der Ball zu Serge Gnabry, der mit einer Finte und einem scharfen Pass quer zum Fünfmeterraum den durchgestarteten Díaz fand. Linker Fuß, Frankfurts Torhüter Kaua Santos war mit dem Fuß dran, konnte nicht abwehren – Bingo, drin.

Der Plan ging auf: Vincent Kompany feiert den frühen Führungstreffer in Frankfurt.
Der Plan ging auf: Vincent Kompany feiert den frühen Führungstreffer in Frankfurt.
© IMAGO/DeFodi Images
Der Plan ging auf: Vincent Kompany feiert den frühen Führungstreffer in Frankfurt.

von IMAGO/DeFodi Images

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„Lucho ist einer, der immer wieder in diesem gefährlichen Raum auftaucht. Es ist kein Zufall, er kommt oft in diese Situationen“, meinte Vize-Kapitän Joshua Kimmich und lobte: „Er hat eine ganz gute Nase, wo der Ball hinkommen kann.“ Gestatten: Linksaußen Luis Díaz (28), Spitzname Lucho. Eine Latino-Koseform. Wie Hansi von Hans.

Seit Frankfurt ist Díaz Bayerns Turbo-Lucho, der Schnellstarter, der Schnellchecker. 15 Sekunden dauerte es bis zur Führung.

Kimmich: Díaz „eine absolute Bereicherung für die Kabine“

Lediglich zwei Ex-Stars waren in Bayerns Bundesliga-Historie schneller als Diaz: Giovane Elber und Lothar Matthäus. Am 31. Januar 1998 traf der Brasilianer gegen den Hamburger SV (3:0) nach nur elf Sekunden. Auf Rang zwei: Lothar Matthäus mit seinem Tor am 26. April 1986 gegen Borussia Mönchengladbach (6:0) nach 13 Sekunden – jeweils im Olympiastadion.

Zum Vergleich: Der schnellste Kickstart-Treffer der Bayern jemals erzielte Roy Makaay in der Champions League, am 7. März 2007 gegen Real Madrid (2:1). Legendär, diese 10,12 Sekunden in der Allianz Arena.

Auch bei der Integration hat der Neuzugang vom FC Liverpool (kam für rund 70 Millionen Euro, unterschrieb bis 2029) schnell, schnell gemacht. „Lucho war vom ersten Moment direkt da, direkt Teil der Gruppe. Unabhängig davon, dass er uns sportlich brutal hilft, ist er auch eine absolute Bereicherung für die Kabine“, berichtete Kimmich in Frankfurt, „da macht es natürlich Spaß, mit ihm auf dem Platz zu stehen.“

Wegen seiner Laufleistung, seines Pressings, seines taktischen Verständnisses und der Torgefährlichkeit: Fünf Tore und vier Torvorlagen in den ersten sechs Bundesligaspielen.

Eberl schwärmt von Díaz: „Schon bemerkenswert“

„Das ist das, was wir uns von Luis vorgestellt haben. Nach vorne seine Qualitäten zu haben, super zu harmonieren mit den anderen drei in der Offensive und in der Defensive eine Stütze zu sein“, lobte Sportvorstand Max Eberl und verriet: „Wir haben uns gewünscht und eigentlich auch erwartet, dass er das bringt. Aber dass er das von Anfang an in der Durchgängigkeit bringt, ist schon bemerkenswert.“ Vor allem nach den Sommer-Abgängen in der Offensive mit Allrounder Thomas Müller, Zehner Leroy Sané und Außenstürmer Kingsley Coman.

„Da tut es uns schon gut, dass wir einen Mann haben, der alle drei Tage 90 Minuten marschieren kann. Lucho ist physisch wirklich top.“ Bei der Verständigung helfen laut Schwabe Kimmich „Fußball-Englisch, das versteht jeder“ und „ein paar Brocken Spanisch, die ich draufhabe“.

Kompany schwärmte: „Was Lucho bei seinen ersten Schritten in Deutschland macht, ist beeindruckend.“ Die „Art und Weise“ seines passe „super zur Spielart der Mannschaft“, so der Cheftrainer. Deshalb gebe es „keinen Druck, dass er etwas Besonderes machen muss“.

Schnellschüsse dürfen es allerdings schon sein.