
Es war bezeichnend, dass Bayern-Trainer Vincent Kompany beim 2:1 gegen die Boca Juniors in der entscheidenden Phase seine Formation änderte und Josip Stanisic von der Innenverteidigung auf die linke Seite beorderte. Dort hatte zuvor Raphael Guerreiro einmal mehr nicht überzeugt (AZ-Note 5), fast jeder Angriff der Argentinier lief über die offene Flanke des Portugiesen. Daher reagierte Kompany, brachte kurz nach dem Ausgleich zum zwischenzeitlichen 1:1 Dayot Upamecano für Guerreiro ins Spiel (67.). Und fortan wurde es mit Upamecano in der Mitte und Stanisic links deutlich besser.
Kim nicht fit, Davies fehlt noch länger – was ist eigentlich mit Aznou?
Eine Lösung fürs abschließende Gruppenspiel am Dienstag (21 Uhr) in Charlotte gegen Benfica Lissabon? Zentral ist Minjae Kim noch keine Option, der Südkoreaner hat nach andauernden Schmerzen an der Achillessehne immerhin wieder Teile des Mannschaftstrainings absolviert. Hinten links gilt: Stanisic erledigt seinen Job zuverlässiger als Guerreiro, der beim Defensivverhalten und vor allem in Sachen Geschwindigkeit erhebliche Schwächen offenbart. Fakt ist auch und das kristallisiert sich nun immer mehr heraus: Die linke Abwehrseite ist Bayerns Problemposition.

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Stammspieler Alphonso Davies wird nach seinem im März erlittenen Kreuzbandriss samt Knorpelschaden noch mehrere Monate ausfallen. Wohl erst im November sei eine Rückkehr ins Mannschaftstraining realistisch, sagte Davies zuletzt. Daher braucht der FC Bayern einen überzeugenden Plan B. Überraschend: Talent Adam Aznou erhält von Kompany kaum einmal die Chance, sich zu zeigen. Zum Auftakt gegen Auckland City wurde der 19-jährige Marokkaner in der Schlussphase eingewechselt, gegen die Boca Juniors spielte er gar nicht.
„Wenn ich bei Bayern keine Spielminuten bekomme, werden wir eine Lösung suchen müssen“
Eine Situation, die Aznou logischerweise nicht zufriedenstellt. „Meine Zukunft ist nicht klar. Ich möchte spielen“, sagte Aznou in einem Interview mit dem Journalisten Gerard Romero: „Wenn ich bei Bayern keine Spielminuten bekomme, werden wir eine Lösung suchen müssen.“
Diesen Hilferuf sollten die Sportbosse Max Eberl und Christoph Freund durchaus ernst nehmen, Aznou ist bedient. An Interessenten dürfte es dem Linksverteidiger, der in der Rückrunde an den spanischen Klub Real Valladolid verliehen und in 15 von 18 möglichen Partien zum Einsatz gekommen war (davon zehnmal in der Startelf), nicht mangeln.
Kompany: „Ich vertraue dem Kader. Aber es bleibt eine Konkurrenzsache“
Von der AZ auf Aznous Perspektive angesprochen, meinte Coach Kompany vor dem Turnierstart: „Ich bin nicht so jemand, der Spieler dabei hat, denen ich nicht vertraue. Ich vertraue dem Kader. Aber es bleibt eine Konkurrenzsache, da müssen wir ehrlich sein. Man muss erst mal der Beste sein und seinen Moment nutzen.“

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Er versuche bei Talenten wie Aznou „immer, diese Tür zu öffnen“, ergänzte Kompany. „Aber es ist jetzt ein Turnier, da geht es nur darum, wer der Beste ist. Denn wir wollen das Turnier gewinnen.“ Aznou, so Kompany, „würde nicht dabei sein, wenn wir nicht sehr viel Hoffnung hätten für seine Zukunft.“
Doch dafür braucht Aznou vor allem eines: Spielpraxis. Beim FC Bayern oder woanders.