Bayern München noch vor Weihnachten Herbstmeister der Bundesliga

Es ist gerade einmal 16 Monate her, dass der 1. FC Heidenheim am 1. September 2024 nach zwei Spieltagen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga war – vor dem chronischen Champion aus München, der zwar auch die beiden ersten Begegnungen der Saison 2024/25 gewonnen hatte, aber im Vergleich zu dem kleinsten Bundesligaklub von der Ostalb die schlechtere Tordifferenz aufwies.

Seitdem gab es an 47 Spieltagen nur noch einen Ligaprimus: den Rekordmeister FC Bayern. Es ist knapp 20 Monate her, dass die furchtlosen Schwaben die großen Bayern am 6. April 2024 nach einem 0:2-Rückstand mit 3:2 in ihrem kleinen, engen Stadion auf dem Schlossberg besiegten. Warum also sollten sie ängstlich sein beim Wiedersehen am letzten Bundesligaspieltag dieses Jahres?

„Wir müssen das Unmögliche probieren“

Mutig wie immer formulierte der Heidenheimer Langzeittrainer Frank Schmidt eine kleine Kampfansage vor dem Rendezvous mit dem deutschen Fußball-Giganten am frühen Sonntagabend: „Es ist quasi unmöglich, die Bayern zu schlagen, aber wir müssen das Unmögliche probieren, um das Mögliche zu erreichen.“ Denn: „Es gibt diese Tage gegen Bayern (…), an denen man einen Fuß in die Tür reinbekommt.“

Winkte also diesmal auf der kalten Ostalb eine unverhoffte Weihnachtsbescherung am vierten Advent? Der Souverän der Liga, mit neun Punkten vor Borussia Dortmund an der Tabellenspitze vorausgeeilt, musste immerhin auf Koryphäen wie Torwart Manuel Neuer (Muskelfaserriss im Oberschenkel), den Mittelfeldstrategen Joshua Kimmich (Sprunggelenkprobleme), den Innenverteidiger Kim (Kniebeschwerden), den nach fünf Gelben Karten gesperrten Außenverteidiger Konrad Laimer sowie die erkrankten Tom Bischof, Aleksandar Pavlovic und Sacha Boey verzichten.

Er war aber dennoch allemal erstklassig genug besetzt, um die letzte Pflichtaufgabe des Fußballjahrs 2025 problemlos lösen zu können. Auf der Bank saßen – neuer Bayern-Rekord in einem Bundesligaspiel – sechs Jugendspieler neben erprobten Profis wie Serge Gnabry, Alphonso Davies und Sven Ulreich.

Diese Bayern sind der Bundesliga längst entrückt
Diese Bayern sind der Bundesliga längst entrücktReuters

Sie sahen von Beginn an, wie entschlossen die Bayern-Stars das ungleiche Duell bestimmten – in der festen Absicht, das Spiel früh zu entscheiden. Und so kam es dann auch beim letzten Sieg in diesem Jahr, der mit 4:0 überaus deutlich ausfiel und den Münchnern die sogenannte „Herbstmeisterschaft“ bescherte.

Der Spielverlauf bot keinen Anlass für Träumereien

Schon nach einer Viertelstunde war der Heidenheimer Abwehrblock machtlos, als Tahs Kopfballvorlage nach Olises Eckstoß bei Stanišić landete, der den Ball ebenfalls per Kopf und aus kurzer Tordistanz zum 1:0 ins Netz wuchtete (15. Minute). Erst danach trauten sich auch die Heidenheimer einmal nach vorn, ohne dabei Schaden anzurichten.

Die Bayern dagegen belohnten sich vor der Pause noch einmal für ihre Zielstrebigkeit. Einen vom Heidenheimer Kapitän Mainka abgefälschten Schuss von Itō bekam der spielfreudige Olise serviert, der die Gelegenheit zum 2:0 frei vor dem Heidenheimer Tor umstandslos nutzte (32.). Damit war die ungleiche Begegnung zwischen dem Tabellensiebzehnten und dem Tabellenersten, der mit über siebzig Prozent Ballbesitz den Gang der Dinge bestimmte, schon nach rund einer halben Stunde so gut wie entschieden.

Zu groß war der qualitative Unterschied, um eine unverhoffte Wende für möglich zu halten. Unverdrossene Heidenheimer Fans mochten sich gern noch einmal an den 6. April 2024 erinnern, als der FCH aus einem 0:2 zur Halbzeit einen zauberhaften 3:2-Erfolg über die Bayern machte. Doch der Spielverlauf am Sonntagabend bot bis dahin keinen Anlass für Träumereien.

Immerhin tat Schmidt nun etwas für die bis dahin lahmende Offensive, indem er die Bayern-Leihgabe Ibrahimović für den wirkungslosen Kerber und Angreifer Schimmer für Honsak einwechselte. Der meldete sich sogleich mit einem Kopfball an die Latte des Münchner Tors an (55.).

Apropos Stürmer: Harry Kane, diesmal auch als Kapitän gefragt („Ich war stolz darauf, die Mannschaft anzuführen“), hatte sein Visier als Bundesliga-Schützenkönig mit bisher 18 Toren noch nicht aufgeklappt. Einzig ein Drehschuss, der am Pfosten landete (53.), deutete auf die Torgefährlichkeit des englischen Weltklassestürmers hin.

Die Perspektive für die Bayern bleibt meisterhaft

So aber kämpften die Heidenheimer viel entschlossener als im ersten Durchgang um den Anschlusstreffer, den Ibrahimović mit seinem Schuss knapp über das Tor ganz knapp verfehlte (68.). Heidenheim wehrte sich nun nicht nur, sondern verschaffte sich auch offensiv neuen Respekt. Und hätte durch Schimmers zweiten Torschuss beinahe das 1:2 erzielt, wäre der famose Neuer-Vertreter Urbig nicht auch in dieser Szene rettend zur Stelle gewesen (78.).

Luis Díaz beseitigte mit seinem Treffer zum 3:0 (87.) die letzten Zweifel an einem so gut wie nie gefährdeten Erfolg zum Jahresabschluss. Weihnachten kann kommen. Die Münchner, mit neun Punkten Vorsprung vor Borussia Dortmund schon am 15. Spieltag „Herbstmeister“ der Liga, setzten auch in Heidenheim deutliche Signale in Richtung Meisterschaft – zumal auch noch Kane sein obligatorisches Tor zum 4:0-Sieg in der Nachspielzeit schoss (90.+2).

Die Perspektive für 2026 bleibt aus der Sicht der Bayern meisterhaft. Rechtsverteidiger Josip Stanišić, diesmal auch als Torschütze gefeiert, sagte zum Jahresabschluss: „In der Bundesliga gehen wir immer an unser Maximum. Ich hoffe, dass es 2026 so weitergeht.“

Sein Trainer Vincent Kompany verlor ob der chronischen Erfolgsgeschichte des deutschen Dauermeisters keine großen Worte über den bisherigen Saisonverlauf. „Wir haben die Basis für das nächste Jahr geschaffen“, sagte er, „man muss aber immer wieder da sein, dann bieten sich immer wieder Möglichkeiten.“ Sehr große Möglichkeiten beim aktuellen Blick auf den verlässlich siegenden deutschen Rekordmeister.