

Vincent Kompany und Niko Kovac haben Bayern und Dortmund mit Rekord-Statistiken auf neue Level gehoben – auf individuelle, beeindruckende Art.
Beide Trainer galten nicht als Wunschkandidaten Nummer eins, als sie ihre Cheftrainerposten übernommen haben. Doch mittlerweile haben sich beide die Bezeichnung Glücksgriff verdient. Vor dem direkten Duell 7. Bundesligaspieltag am Samstag (18.30 Uhr, Live-Audioreportage und Live-Ticker auf sportschau.de) führt der FC Bayern München die Tabelle mit der makellosen Punktausbeute von 18 Punkten an. Erster Verfolger ist Borussia Dortmund mit 14 Punkten und noch ohne Niederlage.
Auch über diese Zahlen hinaus haben beide Trainer erstaunliche Statistiken vorzuweisen. Angefangen bei Kompany: Der 39 Jahre alte Belgier hat nur zwei seiner 40 Bundesligaspiele mit den Bayern verloren. Noch nie hatte ein FCB-Trainer eine bessere Quote. Auch die 3,1 Tore und 2,5 Punkte pro Bundesligaspiel sind Bestmarken.
Kompany: Erfolg in unruhigen Zeiten
Aktuell treten die Bayern extrem souverän auf, was angesichts der Sommerquerelen um den kleinen Kader besonders bemerkenswert ist. Kompany hat trotz unruhigen Umfelds geschafft, woran schon mehrere FCB-Trainer zuvor gescheitert waren: Aus einem Sammelsurium an internationalen Stars und ambitionierten Talenten eine Einheit zu formen.
Dafür erhält er Lob von vielen Seiten, unter anderem von Lothar Matthäus. „Jeder kennt seine Rolle. Das ist ein großer Verdienst von Vincent Kompany“, schrieb der Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne.
Wie Guardiola, nur anders
Als Spieler hatte Kompany unter Pep Guardiola trainiert und sich offensichtlich einiges abgeschaut, glaubt Philipp Lahm. „Auch er bevorzugt den Ballbesitz und will das Spiel dominieren. Seine Bayern-Mannschaft verteidigt mutig Mann gegen Mann, was ein hohes Risiko bedeutet. Allerdings lässt er seinen Spielern mehr Freiheiten, als Guardiola es tut“, schrieb die Bayern-Legende im Februar bei The Athletic.
Vincent Kompany als Spieler von Manchester City mit Pep Guardiola
Kompany lässt personell mehr rotieren als in der Vorsaison, bleibt taktisch aber konsequent bei einem 4-2-3-1. Er setzt auf intensives Pressing und dominanten Ballbesitz, sein Team erspielt sich so zahlreiche hochkarätige Chancen. Das Ergebnis: 25 Tore in 6 Spielen, also mehr als 4 Tore pro Partie.
BVB-Erfolgsmodell Dreierkette
Die taktische Formation ist aktuell der auffälligste Unterschied zwischen beiden Trainern. Kovac setzt beim BVB auf eine Dreier-Abwehrkette plus zwei offensiver denkende Außenverteidiger. Allerdings war dies nicht sein ursprünglicher Plan.
Als Kovac die unter Vorgänger Nuri Sahin ins Taumeln geratene Borussia im Februar übernommen hatte, wählte er zunächst die Viererkette als Abwehrformation. Der Start verlief jedoch schlecht mit vier Niederlagen aus den ersten sechs Bundesligaspielen. Das 0:2 in Leipzig Mitte März war das bis dato letzte Bundesligaspiel, in dem Kovac den BVB mit einer Viererkette auflaufen ließ.
Kovac mit bestem Punkteschnitt aller BVB-Trainer
Eine Ausnahme machte er noch im Champions-League-Viertelfinale beim FC Barcelona. Die 0:4-Klatsche dort im Hinspiel bestätigte allerdings, dass die Formation nicht zum Team passt. Seither setzt Kovac – in Absprache mit den Spielern, wie er betont – auf die Dreierkette. Und seither hat er mit dem BVB nur noch ein Pflichtspiel verloren, das Viertelfinale der Klub-WM gegen Real Madrid (2:3).
Statistisch gesehen ist Kovac aktuell der erfolgreichste Dortmund-Trainer der Geschichte, indem er 2,1 Punkte pro Bundesligaspiel geholt hat (13 Siege in 20 Spielen). Zwar setzt er weiterhin auf harte Arbeit und eine stabile Defensive, aber auch die Offensive funktioniert. In den 20 Spielen erzielte sei Team 47 Tore, nur der FC Bayern war in diesem Zeitraum torgefährlicher.
Kovac mit neuem Auftreten
Kovac wirkt mit seinen 54 Jahren gereift und souverän, scheint aus den Schwächephasen seiner Trainerkarriere gelernt zu haben. Er habe sich als Trainer sicher weiterentwickelt, sagte Kovac am Mittwoch. „Man versucht, sich jeden Tag zu verbessern, auch als Mensch. Jede einzelne Station – man nimmt immer etwas mit und versucht Sachen, die gut waren, beizubehalten und andere, die weniger gut waren, zu verbessern.“
Bei seinen jüngsten Engagements in München, Monaco und Wolfsburg war es nach jeweils guten ersten Monaten bergab gegangen, sodass er drei Mal vorzeitig gehen musste. Oft spielte dabei dem Vernehmen nach die strenge, unnahbare Art, die Kovac auch im Umgang mit den Spielern pflegte, eine Rolle.
Niko Kovac als Trainer vom FC Bayern an der Seitenlinie
In Dortmund präsentiert er sich nun offener und kommunikativer, wirkt innerlich gefestigt. Ob er so die Erfolgswelle länger reiten kann, muss sich noch zeigen. Ein Punktgewinn am Samstag in München wäre sicher hilfreich.