Klare Verhältnisse im Rheinland: Bayer Leverkusen hat das Nachbarschaftsduell in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Köln dank eines Traumtores von Martin Terrier (66. Minute) mit 2:0 (0:0) gewonnen, den Endstand besorgte Robert Andrich (72.). Das Derby stand auch im Zeichen eines Fan-Boykotts.
Denn eigentlich ist zwischen Leverkusen und Köln Stimmung garantiert wegen ihrer Rivalität. Wenn aber Fans eines Vereins Unrecht getan wird, werden aus Feinden Leidensgenossen – und diese Stimmungslage prägte die Partie. 500 bis 600 Kölner aus der aktiven Fanszene hatten vor dem Spiel wieder die Heimreise angetreten, es wurde von Nacktkontrollen beim Einlass berichtet, was der Verein zunächst nicht bestätigen konnte.
Leverkusens Fans reichten die Einlassungen der Kölner, um sich zu solidarisieren. Erst rollte die aktive Szene des Gastgebers die Banner und Fahnen ein, dann verließen auch aus dem Heimblock hunderte Anhänger die Tribüne. Und das machte sich in Sachen Lautstärke sehr bemerkbar, so ruhig wie bei diesem Bayer-Effzeh-Duell dürfte es selten bis nie gewesen sein.
Geniale Vorlage von El Mala wird nicht veredelt
Etwas lauter wurde es allerdings in der 9. Minute als Malik Tillman mit der Hacke Christian Kofane frei vor das Kölner Tor schickte, aus dem jedoch Marvin Schwäbe mit starkem Timing geeilt war und den Schuss des Bayer-Stürmers abwehren konnte. Bei der zweiten Leverkusener Gelegenheit musste Schwäbe nicht eingreifen, ein Versuch von Tillman aus 18 Metern ging knapp vorbei (18.).
Nach 20 Minute zeigten sich auch die Kölner erstmals in der Offensive – und es wurde so gefährlich wie noch nie in dieser Partie. Said El Mala zeigte auf dem linken Flügel seine Klasse und setzte sich durch, dann spielte der FC-Shootingstar den Ball mit dem Außenrist punktgenau auf Luca Waldschmidt, der mit seiner Grätsche den Ball aber nicht aufs Tor bekam (21.). Kurz danach zielte Waldschmidt bei einem Dropkick genauer, Mark Flekken hielt den wuchtigen Schuss allerdings (28.).
Andrich und Tillman lassen Hundertprozentige aus
Leverkusen kontrollierte die Partie, aber aus dem Spiel fehlte das Tempo, um die tiefstehende Kölner Defensive ernsthaft in Gefahr zu bringen. Ein ruhender Ball leitete so die Topchance auf die Führung ein, Andrich misslang sein Kopfball aus vier Metern aber und verfehlte das Tor – das hätte das 1:0 sein müssen (34.). Eine Minute später verhinderte das Schwäbe nach einem 18-Meter-Schuss von Jonas Hofmann (35.).
Leverkusen rannte auch nach der Pause an, aber agierte vor dem Tor einfach schwach. Tillman nahm Sebastian Sebulonsen den Ball am Mittelkreis ab und rannte alleine aufs gegnerische Gehäuse, schoss dann aber aus 16 Metern drei Meter drüber (48.). Dann tankte sich Ibrahim Maza durch, diesmal konnte Schwäbe aus kurzer Distanz noch die Hände hochreißen und parierte (50.). Auch Kofanes Kopfball wehrte der Kölner Torhüter ab (55.).
Terrier kommt rein und verzaubert die BayArena
Die Gäste waren aber nicht gänzlich inaktiv in der Offensive, Linton Maina war zum zweiten Durchgang eingewechselt worden und zeigte bei einem starken Dribbling diese Frische, wie Schwäbe erwischte jedoch auch Flekken bis zu diesem Zeitpunkt einen guten Tag und hielt den Schuss aus 19 Metern (59.).
Joker Maina stach nicht – aber Leverkusens Joker schlug zu. Vier Minuten nach seiner Einwechslung erlöste Terrier die „Werkself“ mit einem absoluten Traumtor (66.). Nach einer Flanke von Arthur traf der Bayer-Stürmer mit einem „Scorpion Kick“, bei dem der Ball mit der Hacke über seinen Körper ins FC-Gehäuse lupfte. Und es war nicht nur ein schönes Tor, sondern auch ein enorm wichtiges. Zwei Bundesligaspiele hatte Leverkusen zuvor in Folge verloren, jetzt winkte dank Terrier wieder ein Sieg.
Andrich macht den Deckel drauf
Der wäre schon längst in trockenen Tüchern gewesen, wenn Schwäbe nicht immer wieder gerettet hätte – so auch nach einem Eckball, als der Torhüter Ragnar Ache vor einem Eigentor bewahrte (71.). Allerdings gab es wieder Ecke und die Kölner Schwäche bei Standardsituation rächte sich diesmal, Andrich erhielt wie in der ersten Halbzeit die Chance per Kopf und diesmal nutzte er sie (72.).
„Es war sehr wichtig, dass ich noch diese zweite Chance bekommen habe. In der ersten Halbzeit habe ich das Ding schon auf dem Kopf gehabt, den muss ich eigentlich machen. Deswegen war ich froh, dass ich den in der zweiten Halbzeit machen konnte, da sehr schön in der Luft stehe und reinmache“, sagte Andrich im Sportschau-Interview nach der Partie.
Leverkusen fordert Leipzig heraus
Mit seinem Tor war das Spiel entschieden. Köln hatte in den vergangenen Monaten zwar oft starke Endspurt-Fähigkeiten gezeigt, Leverkusen war aber zu stark am Ball und grundsätzlich auch zu konzentriert, um nochmal Spannung aufkommen zu lassen. So rückte die „Werkself“ in der Tabelle auf Rang vier vor und kann im direkten Duell am kommenden Samstag (18.30 Uhr) am aktuellen Zweiten RB Leipzig vorbeiziehen.
Köln muss sich dagegen zunehmend nach unten orientieren, nachdem die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok nur zwei Punkte aus den vergangenen fünf Partien holte. „Ich fand nicht, dass wir ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht haben, wir waren von der ersten bis zur letzten Minute unterlegen. Selten war uns eine Mannschaft so überlegen“, sagte Kwasniok im Sportschau-Interview. Am Samstagnachmittag wird der Aufsteiger den nächsten Versuch starten, um die Wende einzuleiten, wenn Union Berlin zu Gast ist (15.30 Uhr).
