Basketball: Alex Mumbru – „Ich übergebe mich mehrfach, bekomme Angst“

Nach seiner Genesung zeichnet Basketball-Bundestrainer Alex Mumbru die Tage seiner Erkrankung während der EM nach. Besonders am Anfang seien die Schmerzen unerträglich gewesen. Mit seiner frühzeitigen Rückkehr zum Team ist er ein großes Risiko eingegangen.

Drei Monate lang war Alex Mumbru nicht zu Hause. Vorbereitung auf die EM mit dem deutschen Basketball-Team, Krankenhausaufenthalt während der Vorrunde im finnischen Tampere, Rückkehr zur Endrunde im lettischen Riga, Titelgewinn, danach wieder mehr als vier Wochen im Krankenhaus (in Barcelona). Der Bundestrainer hat eine bewegte Zeit hinter sich. Nun, da er seine Entzündung der Bauchspeicheldrüse überstanden hat, hatte Mumbru Zeit zum Reflektieren.

In einem Interview mit der spanischen Zeitung „Marca“ zeichnet Mumbru die ersten Tage seiner Erkrankung nach – und erklärt auch, welches Risiko er mit seiner vorzeitigen Entlassung aus dem Krankenhaus während der EM gegangen ist, um sein Team auf dem Weg zu Gold zu unterstützen.

Demnach hätten die Beschwerden schon kurz nach der Landung in Tampere, wo die deutsche Mannschaft später ohne Mumbru an der Seitenlinie alle fünf Spiele gewann, angefangen. „Im Zimmer, nachdem wir im Hotel angekommen sind, fange ich an, mich zu übergeben. Ich übergebe mich mehrmals, bekomme Angst und rufe die Ärzte des Deutschen Verbandes an. Mein Bauch begann anzuschwellen, nicht ganz wie bei einer Schwangeren, aber fast. Ich spürte einen sehr starken Schmerz, der schwer in Worte zu fassen ist. So etwas hatte ich noch nie zuvor gefühlt“, erklärt der 46-jährige Spanier.

„Ich war wie ein Zombie“, sagt Alex Mumbru

Im Krankenwagen seien die Schmerzen dann unerträglich gewesen, auch im Krankenhaus sei es schwierig gewesen, diese zu kontrollieren. „Erst als ich auf die Intensivstation kam, ließen sie ein wenig nach“, sagt Mumbru. Gerade die Anfangszeit im Krankenhaus sei hart gewesen: „Die ersten zwei, drei Tage dachte ich nur an die Schmerzen. Ich konnte nichts tun, außer durchzuhalten. Ich war wie ein Zombie im Krankenhaus.“

Erst am dritten Tag, Deutschland hatte sein Auftaktspiel gegen Montenegro da schon gewonnen (106:76), sei es etwas besser geworden. Mumbru hätte die nächsten Spiele fortan per Telefon vorbereitet, auch am Computer arbeiten können.

Nach fünf Nächten sei er dann entlassen worden. Es habe sich um eine freiwillige Entlassung gehandelt. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich riskierte, ich habe nicht an mein Leben oder meine Gesundheit gedacht. Ich wollte um jeden Preis mit dem Team in der Endrunde in Riga dabei sein“, blickt Mumbru zurück.

Wie risikoreich eine derart schnelle Wiederaufnahme seines Jobs wirklich war, sei ihm erst durch ein Gespräch mit einem Arzt in Barcelona nach der EM klar geworden. „Er sagte mir Folgendes: ‚Gut, Alex, du hast Gold gewonnen, aber du hast viel mehr riskiert‘.“ In Spanien wurde Mumbru operiert.

Drei Infusionen am Tag

Noch während der Zeit in Riga habe er von einer befreundeten Ärztin drei Infusionen pro Tag verabreicht bekommen, hatte viel Gewicht verloren und sei alles andere als fit gewesen. Deswegen habe er den Spielern um Kapitän Dennis Schröder auch mitgeteilt, dass er „nicht die Energie hatte, um als Cheftrainer zu fungieren, um zu stehen, um mit den Schiedsrichtern zu sprechen, um die Mannschaft normal zu führen“.

Zum Viertelfinale gegen Slowenien (99:91) rückte Mumbru wieder ins zweite Glied, Alan Ibrahimagic, der das Team schon während der Vorrunde gecoacht hatte, übernahm. „Sie standen voll und ganz hinter mir“, sagt Mumbru zur Reaktion des Teams.

Der EM-Titel seine eine Bestätigung dafür gewesen, die Mannschaft weiter vor Ort zu unterstützen. „Ich blieb bis zum Ende und wir haben gewonnen. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, kann ich sagen: Ich habe das Richtige getan, ich habe nicht aufgegeben“, sagt Mumbru, der nach der Pokalübergabe auf die Feier verzichtete. Für den Auftakt der WM-Qualifikation am 28. November gegen Israel in Neu-Ulm plant Mumbru sein Comeback als Chefcoach.

luwi