
Mitten in … Bagdad
Das Bagdad International Hotel hat schon bessere Tage gesehen, aber auch schlechtere. Es war mal die Irak-Zentrale der CIA, bis heute ist es hinter Betonmauern versteckt, ein Bombenspürhund beschnüffelt das Gepäck. Nach dem Einchecken ein Vormittagsschlaf, beim Aufwachen ist der Geldbeutel weg, mit 700 US-Dollar. Die Rezeption wird informiert. Sicherheitsvideos beweisen, dass der Geldbeutel in der Gesäßtasche das Zimmer betrat, aber auf unbekanntem Wege wieder verließ. Zahlreiche Hotelangestellte helfen beim Suchen, da hat die Managerin eine Idee: „Sie saßen auf der Toilette, und der Geldbeutel ist ins Klo gefallen.“ Bevor man Zweifel anmelden kann, kommen Handwerker, montieren die Toilette ab, fischen mit Stangen im Abfluss herum, später wird das Rohr im Hof geöffnet. Ohne Erfolg. Für den Service bekommt das Hotel dennoch volle zehn Punkte. Bernd Dörries

Mitten in … Wien
In Wien steht man immer unter Beobachtung. Falls man Fehler macht oder etwas Aus-dem-Rahmen-Fallendes tut, wird man sofort mit Schmäh überzogen. Das ist oft verletzend, meistens lustig und manchmal auch sehr schön. Neulich wollte ich mir in der Tram ein Ticket kaufen. Die Sonne schien auf das Display des Karten-Automaten, sodass ich nichts erkennen konnte. Also bückte ich mich, ich ging in die Hocke, gut, es sah vielleicht so aus, als würde ich mich vor dem Automaten hinknien. Ich wählte gerade das Ticket aus, als hinter mir ein Mann anfing zu beten: „Santa Maria, Madre di Dio …“ Ich musste lachen, weil ich wusste, warum er betete, nahm das Ticket aus dem Automaten, stand auf und drehte mich um. Der Mann grinste und sagte: „Jetzt hast du dich hingekniet und ich habe für dich gebetet – hoffentlich hast du das Billett billiger bekommen.“ Gerhard Fischer

Mitten in … Dresden
Wer am Samstagnachmittag in der Dresdner Innenstadt ein Café besuchen will, muss Zeit mitbringen. Viel Zeit. Im Café Kreutzkamm am Altmarkt, das dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen feiert, hatte man es schon am Vormittag versucht, eine gefühlte Ewigkeit lang angestanden, ohne Erfolg. Am Nachmittag dasselbe Spiel. Die bittenden Blicke in Richtung des Personals bleiben unerwidert. Zum Glück gibt es ein paar Hundert Meter weiter ein anderes Café mit optisch hervorragenden, feinen Köstlichkeiten in der Vitrine. Und siehe da: Es ist sogar noch ein Platz frei. Einmal am Tisch, folgen die Getränke und vor allem der sehnsüchtig erwartete Kuchen umgehend. Etwas unkonventionell und vermutlich unfreiwillig barsch ist hingegen die Ansage der Kellnerin: „Schmecken lassen!“ Aber man tut natürlich gerne wie geheißen. Florian Kaindl
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