Der hauptsächlich auf elektrische Fensterheber, sowie Teile für Fahrzeugtüren und -sitze spezialisierte Autozulieferer Brose streicht in den kommenden zwölf Monaten 700 Stellen in Deutschland. Die meisten Stellen fallen am Stammsitz in Coburg, sowie an den beiden anderen fränkischen Standorten Bamberg/Hallstadt und Würzburg weg. Brose beschäftigt nach eigenen Angaben 32 000 Menschen an 68 Standorten in 24 Ländern und gehört damit zu den fünf größten Autozulieferern weltweit in Familienbesitz. Das Unternehmen geht nach eigenen Angaben nicht davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage und speziell die schlechte Konjunktur in der Autoindustrie in absehbarer Zeit erholen wird. Im laufenden Jahr rechnet der Familienkonzern mit einem Verlust von 53 Millionen Euro.
Man werde „aufgrund der aktuellen Abrufzahlen die gesteckten Ziele auch in diesem Jahr nicht erreichen“, teilte das Unternehmen am späten Dienstagnachmittag mit. Der Umsatz werde mit 7,7 Milliarden Euro „um sieben Prozent unter Plan und drei Prozent unter dem Vorjahr“ liegen. Steigende Kosten und nicht ausgelastete Werke seien schuld am Verlust. Und die Situation werde wohl nicht allzu schnell besser. Bis 2027 rechne man lediglich mit „einem nur sehr geringen Umsatzwachstum“, schreibt Brose in einer Erklärung. Als Familienunternehmen finanziere man die eigene Entwicklung aus eigener Kraft, hieß es weiter. In den vergangenen zehn Jahren hätten sich die indirekten Personalkosten deutlich erhöht und lägen inzwischen „mehr als doppelt so hoch wie die Lohnkosten der Fertigungsmitarbeiter“. Darauf müsse man reagieren. Bis Ende 2027 will Brose „ein Betriebsergebnis von mindestens drei Prozent erreichen.“
Nur geringer Umsatz bis 2027 erwartet
Von den 700 Stellen, die bis Ende 2025 in Deutschland gestrichen werden, entfallen 520 Stellen auf Coburg und Bamberg/Hallstadt (jeweils 200), sowie Würzburg (120). Die restlichen 180 verteilen sich auf andere deutsche Standorte. Brose-Vorstandschef Stefan Krug sprach von schmerzhaften Anpassungen, die erforderlich seien, „um die Arbeitsplätze der verbleibenden Mitarbeiter zu sichern“. Gemeinsam mit Verwaltungsrats-Chef Michael Stoschek von der Eigentümerfamilie werde er sich „für eine sozialverträgliche Umsetzung in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen einsetzen“, versprach Krug. Bereits vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass Brose die Investitionen bis Ende 2025 um 20 Prozent kürzen will. Damals war noch von einer angestrebten Senkung der Personalkosten um zehn Prozent die Rede.
Es ist davon auszugehen, dass der Personalabbau in den kommenden Monaten überproportional die Brose-Verwaltung betreffen wird. „Wir haben da einen Wasserkopf“, sagte Stoschek bereits im Oktober der SZ. Wenn nun Stellen gestrichen werden, gehe dies „Hand in Hand mit einer grundlegenden Überarbeitung der Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens“. Führungsebenen sollen abgebaut, die Organisation insgesamt verschlankt werden. Ziel sei es, Aufgaben effizient zu bündeln, Führungsebenen abzubauen und die Organisation und damit die Entscheidungswege zu vereinfachen. Noch im Oktober hatte Stoschek davon gesprochen, mehr als 950 Stellen einsparen zu wollen.