Australien: Angreifer von Sydney trainierten laut Bericht auf Philippinen

Zwei Tage nach dem Angriff auf die jüdische Gemeinde in Sydney wird immer deutlicher, dass die beiden Attentäter Verbindungen zu international operierenden Terrornetzwerken gehabt haben könnten. Bei der Tat handele es sich um „einen vom ‚Islamischen Staat‘ inspirierten Terroranschlag“, sagte die Chefin der australischen Polizei, Krissy Barrett, am Dienstag.

Ministerpräsident Anthony Albanese zufolge basiert die Aussage auf gesammelten Beweisen, darunter „das Vorhandensein von Flaggen des Islamischen Staates“ in dem Fahrzeug, mit dem die beiden zum berühmten Bondi Beach gefahren waren. Zudem berichtete der australische Sender ABC am Dienstag unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass das Terroristen-Gespann aus Vater und Sohn in den vier Wochen vor dem Anschlag auf den Philippinen eine „Ausbildung im Militärstil“ erhalten hätten.

Laut dem Bericht waren Naveed A. und Sajid A. im November in die philippinische Hauptstadt Manila und von dort aus in den Süden der Philippinen gereist. Die Region gilt als Ausbildungsstätte für internationale Terrornetzwerke, seitdem in den Neunzigerjahren einige Lager von der afghanisch-pakistanischen Grenze dorthin verlegt wurden. Unter den Terroristen, die dort ausgebildet wurden, sind einige der Hauptplaner des 11. September, des Anschlags auf das World Trade Center 1993 sowie der Indonesier Hambali, der hinter dem Terroranschlag 2002 auf Bali stecken soll.

Auf den Inseln Mindanao und Jolo sind islamistische Gruppen wie Abbu Sayyaf aktiv, die für zahlreiche Anschläge und Entführungen verantwortlich gemacht werden. Einige von ihnen haben Verbindungen zum „Islamischen Staat“ und zu Al-Qaida. Ihre Aktivitäten hatten zuletzt aber aufgrund eines Friedensabkommens und militärischer Erfolge der philippinischen Streitkräfte abgenommen. Das Friedensabkommen von Mindanao sieht eine schrittweise Beilegung des jahrzehntealten Konflikts mit muslimischen Rebellengruppen vor und schafft eine eigene autonome Region im Süden der Philippinen.

Sohn war 2019 schon einmal im Visier des Geheimdienstes

Die Einwanderungsbehörden in Manila bestätigten dem Sender ABS-CBN zufolge, dass die beiden Männer am 1. November auf die Philippinen eingereist waren. Als Ziel hätten sie auf einer Einreisekarte die auf Mindanao gelegene Stadt Davao eingetragen. Der Vater ist den Berichten zufolge mit einem indischen Pass eingereist, der Sohn mit einem australischen. Der philippinischen Polizei zufolge gibt es bislang aber keine Hinweise darauf, dass sie dort Kontakt zu Terrorgruppen aufgenommen hätten. Am 28. November seien sie von Davao über Manila nach Sydney zurückgeflogen.

ABC berichtete außerdem von langanhaltenden Verbindungen des jüngeren Täters zu einem bekannten Dschihadisten und einem Mann, der in Sydney Jugendliche für den IS rekrutiert haben soll. Naveed A. war aufgrund dieser Verbindungen schon im Jahr 2019 ins Visier des australischen Geheimdienstes geraten. Dieser hatte nach sechsmonatigen Ermittlungen jedoch entschieden, dass keine Gefahr von ihm ausgehe.

Ahmed al Ahmed entwaffnete einen Angreifer: Er gilt seitdem als „Held von Bondi Beach“.
Ahmed al Ahmed entwaffnete einen Angreifer: Er gilt seitdem als „Held von Bondi Beach“.AFP

In Australien wirft das die Frage auf, ob die Behörden die Pläne der beiden nicht früher hätten bemerken müssen, insbesondere da der Vater im Besitz eines Waffenscheins und von sechs Schusswaffen war. Zudem steht die Regierung in der Kritik, Juden in Australien nicht ausreichend geschützt zu haben. Auf die Frage, ob er das Gefühl habe, genug gegen Antisemitismus in seinem Land getan zu haben, antwortete der australische Ministerpräsident Anthony Albanese: „Wir tun, was wir können.“ Die Ideologie des IS habe zu „dieser Ideologie des Hasses geführt, und in diesem Fall zu der Bereitschaft, einen Massenmord zu begehen. Wir arbeiten so hart wie möglich“, sagte Albanese.