Außenhandel: Deutsche Abhängigkeit von USA größer als in Trumps erster Amtszeit

Falls US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahrmacht, auch die EU mit Zöllen zu belegen, könnten die Folgen für die deutsche Wirtschaft noch größer sein, als es in seiner ersten Amtszeit der Fall gewesen wäre. Denn die Abhängigkeit deutscher Unternehmen vom US-Markt ist heute deutlich größer als 2016.  

„Die Bedeutung der Vereinigten Staaten für Deutschlands Exportwirtschaft ist aktuell so groß wie nie in den letzten 20 Jahren“, teilte etwa im vergangenen Oktober das Statistische Bundesamt mit. So exportierte Deutschland zwischen Januar und November 2024 Waren im Wert von rund 150 Milliarden Euro in die USA, was mehr als zehn Prozent der deutschen Ausfuhren ausmacht. 2016 hatte dieser Anteil mit Exporten im Wert von 107 Milliarden Euro weniger als neun Prozent ausgemacht. 

Auch Importe aus den USA seit 2016 gestiegen

Besonders stark ist die Abhängigkeit von den USA als Absatzmarkt bei mehreren Schlüsselbranchen. So lag bei Maschinen, Autos und Kraftwagenteilen der Anteil der US-Exporte
jeweils bei knapp 13 Prozent und somit über dem Durchschnitt
von zehn Prozent. Noch viel größer ist die Rolle des US-Markts beim Export von Pharmaprodukten: 2023 ging fast ein Viertel aller deutschen Pharmaexporte in die USA. Das entspricht fast einer Verdopplung gegenüber 2008, dem am weitesten zurückliegenden Jahr mit vergleichbaren Daten. 

Auch die Importe aus den USA sind seit Trumps erster Amtszeit gestiegen: von 58 Milliarden Euro 2016 auf mehr als 84 Milliarden Euro in den ersten elf Monaten 2024. Einem Anteil an allen deutschen Importen von 6,1 Prozent im letzten Jahr vor Trumps erster Amtszeit steht heute ein Wert von rund sieben Prozent gegenüber – der höchste seit 2004.

Doch auch die USA investieren mehr in Deutschland. Der Bestand von Direktinvestitionen, etwa in Fabriken und Anlagen, erhöhte sich im vergangenen Jahr um fast ein Drittel. Lag er 2016 noch bei knapp 400 Milliarden Dollar, sind es nun nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BD) 658 Milliarden Dollar. 

Ein Prozent weniger Wachstum pro Jahr möglich

Umgekehrt sind auch deutsche Unternehmen stärker in den USA aktiv. 2016 waren dort 5.363 Betriebe mit 851.000 Arbeitsplätzen vertreten, inzwischen sind es laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer rund 6.000 Betriebe mit mehr als 900.000 Beschäftigten. US-Firmen, die deutschen Investoren gehören, machten laut der Bundesbank zuletzt einen Jahresumsatz von 828 Milliarden Euro – ein Fünftel des Gesamtumsatzes von Auslandsunternehmen im Besitz deutscher Investoren.

Dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zufolge könnte ein Handelsstreit zwischen den USA und der EU im Verlauf einer vierjährigen Amtszeit Trumps Deutschland etwa 180 Milliarden Euro kosten. Das entspräche mehr als einem Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung pro Jahr.