

Frau Wolf, die Zahl der Auszubildenden zur Bestattungsfachkraft hat sich seit 2015 verdoppelt. Warum wollen junge Leute plötzlich Bestatter werden?
So makaber das klingen mag: Der Job ist zukunftssicher. Das ist bei einigen anderen Berufen nicht mehr der Fall. Außerdem ist es kein Beruf, bei dem man nur im Büro sitzt. Ich glaube auch, dass die Faszination am Morbiden dazu beiträgt, das sieht man ja auch an der Beliebtheit von Crime-Dokus. Der Tod wird in meiner Generation nicht mehr so verdrängt wie früher, er ist kein Tabuthema mehr. In den sozialen Medien teilen Leute, die schwer krank sind und sterben werden, ihre Geschichte. In meiner Berufsschulklasse gibt es aber auch einige Azubis, die ursprünglich einfach nicht wussten, was sie beruflich machen sollten. Die haben ein Praktikum beim Bestatter gemacht – und dann die Ausbildung angefangen. Mittlerweile gibt es zwölf Klassen bei uns an der Schule, vor ein paar Jahren waren es fünf. Die Schüler sind vor allem Frauen.
