
Sommerzeit, Pizzazeit – wo essen Politiker die knusprige Köstlichkeit? Zum Beispiel auf Reisen. So wie die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel Anfang Mai in Neapel, in der Pizzeria „Battarra“ von Pierpaolo Battara. Bei ihm bestellte Merkel eine Pizza mit Kirschtomaten, Pilzen, schwarzen Oliven, Basilikumblättern und Pecorino. Also die klassische Marinara, aber ergänzt um einige Zutaten. Zum Beispiel um den Käse.
Das lässt die Andeutungen eines Berliner Kellners für sich sprechen. Dienstag, Berlin-Mitte, Marienstraße: Im Haus mit der Nummer 24 war Merkel in den Achtzigern mal stille Hausbesetzerin, das heißt, sie lebte illegal in der Wohnung, zahlte aber Miete. Ein paar Häuser weiter, in der Nummer 18, befindet sich heute die gemütliche Pizzeria „Marienkäfer“.
„Frau Merkel mag viel Käse“
Das hat auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun – doch auf der Speisekarte gibt es zum Preis von 15,50 Euro die Pizza Merkel. Frage an den Kellner: Warum heißt die so, hatte Frau Merkel die mal? Der Kellner orakelt: „Ja und nein.“ Die Pizza ist mit Mozzarella, Schafskäse, Gorgonzola und Parmesan belegt.
„Frau Merkel mag viel Käse“, so der Kellner weiter. Die Anekdote aus Neapel – extra Pecorino – stützt das. „Mit Soße?“, fragt der Kellner noch. Auf die Gegenfrage, ob Frau Merkel denn Soße nehme, antwortet er: „Ein bisschen.“ Also dann ein bisschen – Merkel-Pizza à la Merkel.
Weiter geht’s in die „Böse Buben Bar“
Apropos: Wer nach der Merkel-Pizza – für Käsefans ein innerer CDU-Parteitag – noch Lust auf einen Drink hat, ist ein paar Meter weiter richtig. Da liegt die „Böse Buben Bar“. Ob Merkel sich hier von dienstlichen Begegnungen mit bösen Buben erholte, ist nicht überliefert, wohl aber dass sie dabei wahrscheinlich auf FDP-Männer getroffen wäre.

Sie schätzen das urige Café drei Gehminuten vom Genscherhaus entfernt, vielleicht als Gegenentwurf zu ihrem Image als Rooftop-Bar-Buben. 2009 präsentierten hier zwei aufstrebende Liberale eine Ideensammlung für ein neues FDP-Grundsatzprogramm: Es waren Christian Lindner und Philipp Rösler. Aber auch die Sozialdemokratin Hilde Mattheis kam gern hierher; die Grüne Ricarda Lang soll gar, bevor sie in ihrer Partei aufstieg, in der „Böse Buben Bar“ gejobbt haben. Ein besseres Training für die Härten des politischen Geschäfts kann man sich kaum vorstellen.
Einfache Holzmöbel, viele Bücher, dunkle Ecken für Geheimgespräche und Drinks wie der „Pornstar Martini“ (Passionsfrucht, Wodka, Vanille, Cremant) laden zum Absacken ein. An diesem lauen Frühlingsabend sitzen mehr Leute vor der Bar als darin. Das macht die Gespräche drinnen noch geheimer. Vom nahen Spreeufer schallt das Touristengejohle wie aus einer anderen Welt.