

In der DFB-Kabine gab’s nach der erfolgreichen WM-Qualifikation eine Pizza-Party mit lauter Musik und ein paar kurzen Ansprachen des Bundestrainers. „Ich freue mich extrem fürs Team, bin sehr glücklich für die Mannschaft“, sagte ein erleichterter Julian Nagelsmann und lobte seine Mannen nach dem 6:0 über die Slowakei: „Jeder hat ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier.“
Schwein zu haben – war nicht nötig. „Für manche ist es die zweite oder dritte WM, für viele und für mich die erste“, so Nagelsmann, „es ist ein sehr bedeutendes Turnier im Fußball, natürlich freue ich mich drauf, klar.“
Junge Spieler im DFB-Team gehen unbekümmert in die WM
Zukunftsmusik, die in den Ohren der Beteiligten wie der Fans nun stimmiger, melodischer klingt. Die Zuversicht ist zurück, das Selbstvertrauen. „Wir werden durch die jungen Spieler, die dazukommen, noch stärker“, findet Kapitän Joshua Kimmich und nannte konkret die U21-Nationalspieler Lennart Karl und Tom Bischof vom FC Bayern.
Aber auch Felix Nmecha (BVB), Nathaniel Brown (Frankfurt) und Debütant Assan Ouédraogo stellte er heraus. Diese und andere im WM-Kader hätten den Vorteil, „die letzten beiden Weltmeisterschaften nicht erlebt zu haben“. Bei den Älteren hängt das Vorrunden-Desaster 2018 in Russland und 2022 in Katar noch im Hinterkopf fest. Kimmich: „Das sind viele Jungs, die Bock und Hunger haben.“ Und unbekümmert sind.
Auch der FC Bayern war an Ouédraogo interessiert
Wie Ouédraogo von RB Leipzig, der mit seinem zweiten Ballkontakt nach 114 Sekunden traf – nach Hackenvorlage von Leroy Sané mit links hinein ins Glück, leicht abgefälscht, ziemlich surreal. Wer den 19-Jährigen in den Momenten nach dem 6:0 in der Jubeltraube der Mitspieler gesehen hat, konnte erkennen, dass dies für den DFB-Neuling die Welt bedeutete. Eine völlig verrückte, neue Welt, nachdem der Mittelfeldspieler erst durch den verletzungsbedingten Ausfall von Nadiem Amiri (Mainz) zu Beginn der letzten Woche nachnominiert worden war.
Nicht unbedingt im Leipziger Stadion, aber an den Bildschirmen fragten sich viele Zuseher bei der Einwechslung in der 77. Minute: Wer ist der Mann mit der Nummer neun? Ouédraogo stand lange auf dem Scouting-Zettel der Bayern-Verantwortlichen ganz oben. Nicht erst nach seinem Profi-Debüt im 2023 für Zweitligist FC Schalke 04. Im Sommer 2024 ging er für zehn Millionen Euro zu RB Leipzig. Auch die Bayern waren damals an ihm dran, vom Profil war Ouédraogo jedoch Spielern wie Jamal Musiala zu ähnlich.
Ouédraogo der jüngste Debüt-Torschütze im DFB-Trikot
Das Mega-Talent hatte viele Angebote, entschied sich dann für RB Leipzig, Kostenpunkt: zehn Millionen Euro Ablöse. Nach einer ersten Saison geprägt von schweren Verletzungen ist er nun unter RB-Trainer Ole Werner Stammspieler (zehn Ligaspiele, zwei Tore, drei Vorlagen). Und laut „Opta“ mit 19 Jahren und 192 Tagen der jüngste Debüt-Torschütze im DFB-Dress seit über 71 Jahren.
„Dass es so gut läuft, hätte ich nicht gedacht“, meinte der Leipziger, „ich bin sehr stolz auf den Moment und unfassbar glücklich.“ Er versuche immer, „das zu machen, was ich kann, und das ist mir gelungen“. Nagelsmann lobte ihn: „Ich freue mich sehr, dass er gesund ist, er hat eine Leidenszeit hinter sich und musste durch manches Tal durch. Ich hoffe, dass er bescheiden bleibt und den Hunger nach Erfolg behält, das ist für mich bei jungen Spielern immer das Entscheidende.“ Klingt nach: Darf wiederkommen.
