Armuts- und Reichtumsbericht: Immerschlimmeritis | DIE ZEIT

Armut, Reichtum und die Mitte: Der neue Armuts- und Reichtumsbericht zeigt, wie weit Wahrnehmung und Wirklichkeit auseinanderliegen.



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Armuts- und Reichtumsbericht: Die Armutsquoten in Deutschland schwanken seit jeher – aber die Wahrnehmung über die tatsächliche Armut, aber auch den Reichtum wird von breiten Teilen der Bevölkerung überschätzt.
Die Armutsquoten in Deutschland schwanken seit jeher – aber die Wahrnehmung über die tatsächliche Armut, aber auch den Reichtum wird von breiten Teilen der Bevölkerung überschätzt.
© Johannes Arlt/​laif

Der neue Armuts- und Reichtumsbericht wird kaum beachtet. Einer seiner Befunde: Die Wahrnehmung der sozialen Lage hat sich von der Realität entkoppelt. Das ist gefährlich für die Demokratie, schreibt der Ökonom Georg Cremer. Er ist ehemaliger Generalsekretär des Deutschen Caritasverbands und lehrt
als außerplanmäßiger Professor für Volkswirtschaftslehre an der
Universität Freiburg.

Anfang Oktober stellte das Arbeitsministerium den Entwurf des siebten Armuts‑ und Reichtumsberichts online. Früher provozierten solche Papiere Empörung, diesmal blieb es erstaunlich ruhig. Das liegt am Datenrauschen: Je nach Quelle steigen, schwanken oder sinken die Armutsquoten, verlässliche Detailwerte kommen spät, die Folgen von Schwächephase, steigender Arbeitslosigkeit und wechselhafter US-Handelspolitik sind offen. Gerade deshalb lohnt der Blick: Wo Wahrnehmung und Wirklichkeit auseinandergehen, geraten Vertrauen und politische Prioritäten aus der Spur.