
Forscher haben in Bayern mutmaßlich einen römischen Grabhügel freigelegt. Auf Knochen und Grabbeigaben sind sie jedoch nicht gestoßen. Sie haben eine Vermutung, warum das so ist.
Große Entdeckung im oberbayerischen Wolkertshofen: Dort wurde bei Bauarbeiten wohl das Fundament eines römischen Grabhügels freigelegt. Für die einstige Provinz Raetien ist das höchst ungewöhnlich, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege am Freitag in München mitteilte.
„Ein sorgfältig gemauerter Steinkreis neben einer alten Römerstraße, ein exakt angefügter quadratischer Anbau, und im Inneren: gähnende Leere“, so beschreibt die Behörde das zwölf Meter breite, kreisrunde Werk.
An der Südseite schließe sich ein quadratischer Anbau von zwei mal zwei Metern an, der vermutlich als Fundament für eine Stele oder Statue gedient habe. Die Form und der sorgfältige Verbund der zugearbeiteten Steine sprächen dafür, dass es sich um einen römischen Grabhügel, einen Tumulus, handele.
Generalkonservator Mathias Pfeil sagte: „Hier ein Grabmonument dieser Zeit und Größe zu entdecken, damit hatten wir nicht gerechnet. Der Tumulus lag direkt an einer wichtigen römischen Verkehrsachse, die Familie setzte einer oder einem Verstorbenen damit ein weithin sichtbares Zeichen.“ In der früheren römischen Provinz Raetien, die große Teile des heutigen Süddeutschlands sowie Gebiete der Schweiz und Tirols umfasste, sei dergleichen bisher nur selten nachgewiesen worden.
Da sich im Inneren des Bauwerks weder Skelette noch Grabbeigaben fanden, dürfte es sich um ein Scheingrab, ein sogenanntes Kenotaph, handeln, wie es hieß. Ein solches symbolisches Grabmal habe der Erinnerung an eine Person gedient, die an anderer Stelle beigesetzt worden sei. Das Grabmal sei zudem als Ausdruck gesellschaftlicher Stellung zu verstehen.
Entdeckt wurde die Stätte den Angaben zufolge bereits vor rund einem Jahr bei Bauarbeiten für ein Regenrückhaltebecken. Wolkertshofen blicke auf eine lange Besiedlungsgeschichte zurück. Aus der Umgebung seien viele Siedlungsspuren und Bestattungen aus der Jungsteinzeit, der Bronze- und der Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit sowie aus dem frühen Mittelalter bekannt.
KNA/rc