Anschlag in Magdeburg: ++ Tausende Bürger bei Trauerfeier – Wagenknecht fordert Aufklärung von Faeser ++ Liveticker

Zahlreiche Bürger kommen zur Gedenkfeier im Magdeburger Dom. „Gibt es noch einen sicheren Ort?“, ruft ein Bischof bei seiner Predigt. Unterdessen verlangt Sahra Wagenknecht Antworten im Innenministerium zu den Warnungen vor dem Täter. Alle Entwicklungen im Liveticker.

Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg erschüttert Deutschland. Mindestens fünf Menschen wurden getötet, unter den Todesopfern ist auch ein neunjähriges Kind. 200 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Ein Autofahrer war direkt in die Menschenmenge gerast. Der aus Saudi-Arabien stammende Fahrer, ein Arzt namens Taleb al-Abdulmohsen, wurde festgenommen.

Alle Entwicklungen im Liveticker:

00:55 Uhr – BKA-Chef bestätigt „unspezifische“ Warnung aus Saudi-Arabien

Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, hat sich im ZDF geäußert. Münch sagte, das BKA habe im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien zu dem Mann bekommen. „Hier ist auch ein Verfahren eingeleitet worden. Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat dann auch entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen.“ Die Sache sei aber unspezifisch gewesen.

„Er hat auch verschiedene Behördenkontakte gehabt, Beleidigungen, auch mal Drohungen ausgesprochen. Er war aber nicht bekannt, was Gewalthandlungen angeht“, sagte Münch zu dem Verdächtigen. Diese Dinge müssten aber nochmal überprüft werden, um zu schauen, ob den Sicherheitsbehörden etwas durchgegangen sei. „Wir haben hier ein völlig untypisches Muster, und wir müssen das auch in Ruhe jetzt auch analysieren.“

00:10 Uhr – Opferbeauftragter befürchtet Hunderte Betroffene

Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Pascal Kober, rechnet nach der Todesfahrt mit mehreren Hundert hilfsbedürftigen Betroffenen. „Das ist einer der größten Anschläge, die wir bisher zu verzeichnen hatten“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete dem RND. „Wenn man Tatzeugen und Ersthelfer mitrechnet, potenziert sich das auf eine hohe dreistellige Zahl betroffener Menschen.“

Das Erleben könne mit großen psychischen Belastungen einhergehen, sagte Kober. „Betroffene sollten nicht denken, dass sie damit allein klarkommen. Je früher Hilfe greift, desto geringer ist die Gefahr, dass Schäden chronisch werden.“ Die Betroffenen müssten über die Möglichkeiten der finanziellen und psychosozialen Hilfen informiert werden. „Wichtig ist, dass kein Anliegen unbeachtet bleibt.“

Samstag, 21. Dezember:

21:55 Uhr – Rechtsextreme und Hooligans in der Innenstadt

In das Gedenken in der Magdeburger Innenstadt mischen sich am Samstagabend aber auch rechtsextreme Parolen. Etwa 1000 Teilnehmer versammelten nach einer ersten Schätzung der Polizei auf einem zentralen Platz der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Zu sehen waren dort unter anderem ein Transparent mit dem Wort „Remigration“ sowie sogenannte Heimat-Fahnen. Rufe wie „Wir sind das Volk“ waren zu hören. Ein „Bild“-Reporter berichtet von aggressiven Rechtsextremen und Hooligans. Rechtsextremist Thorsten Heise – Politiker der Partei „Heimat“, früher NPD – hielt demnach eine Rede.

20:49 Uhr – Tausende Bürger bei Trauerfeier – „Gibt es noch einen sicheren Ort?“, ruft der Bischof

Tausende Magdeburger gedenken der Opfer beim Trauer- und Gedenkgottesdienst im Dom sowie auf dem Domplatz gedacht. Um 19.04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat, läuteten alle Kirchenglocken der Stadt.

In seiner Predigt rief der mitteldeutsche evangelische Landesbischof Friedrich Kramer zum Zusammenhalt auf. „Gibt es noch einen sicheren Ort?“, fragte Kramer. Gewalttäter setzten sich auf den Thron der Aufmerksamkeit. „Alles soll sich nach ihnen richten, und was nicht dem entspricht, soll sterben“, sagte Kramer. Er forderte, diesen Gewalttätern keinen Raum zu geben, sondern als Gesellschaft in Solidarität zusammenzustehen.

„Traurig und wütend, ratlos und ängstlich, unsicher und verzweifelt, sprach- und fassungslos und tief betroffen lässt uns der brutale Anschlag vom gestrigen Abend zurück. Mit Gefühlen, die sich nicht greifen lassen, sind wir heute Abend hier im Dom“, sagte der katholische Bischof Gerhard Feige.

19:25 Uhr – Gedenkstunde im Magdeburger Dom

Betroffene und Angehörige, Einsatzkräfte, Bürger sowie Politiker gedenken im Magdeburger Dom der Opfer. Anwesend sind unter anderem Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff, Bundeskanzler Scholz, Bundespräsident Steinmeier und Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos).

18:26 Uhr – Polizei versuchte vor einem Jahr eine Gefährderansprache

Es sei versucht worden, bei dem Täter vor einem eine Gefährderansprache wegen einer Anzeige durchzuführen, hatte die Polizei bei der Pressekonferenz mitgeteilt. Dazu kam es aber offenbar nicht. Laut Staatsanwaltschaft befand sich al-Abdulmohsen „nicht im Fokus“ der Ermittler.

18:14 Uhr – Musk kritisiert „selbstmörderische Empathie der deutschen Regierung“

Am Freitag hatte der Tech-Milliardär bereits den Rücktritt von Scholz gefordert. Am Samstag weist Elon Musk nun auf die Auslieferungsgesuche Saudi-Arabiens für den Täter von Magdeburg hin – und kritisiert, dass Deutschland dem nicht nachgegeben habe. „Ja, er war offensichtlich ein Verrückter, der niemals nach Deutschland hätte einreisen dürfen und der ausgeliefert werden sollte, als Saudi-Arabien den Antrag stellte“, schreibt Musk. „Selbstmörderische Empathie seitens der deutschen Regierung.“

18:09 Uhr – Saudis wiesen mehrfach auf Posts des Attentäters hin

Aus deutschen Sicherheitskreisen wurde WELT bestätigt, dass die saudische Botschaft die deutschen Behörden mehrfach auf Taleb al-Abdulmohsen aufmerksam gemacht hat. Laut der Nachrichtenagentur Reuters geschah das in den 2023 und 2024. Die Hinweise hätten sich allerdings nur auf die öffentlichen Posts des Mannes auf dem Kurznachrichtendienst X bezogen.

17:36 Uhr – Wagenknecht: Faeser muss ignorierte Warnungen klären

BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht fordert das Bundesinnenministerium auf, zu klären, ob die Tat hätte verhindert werden können. Innenministerin Faeser müsse erneut die Frage beantworten, „warum so viele Hinweise und Warnungen im Vorfeld ignoriert wurden“, teilte Wagenknecht mit. Obwohl der Tatverdächtige unter anderem dem Bundeskriminalamt bekannt gewesen sei und seine „radikalen Positionen und Drohungen gegen Deutschland und seine Bürger“ öffentlich postete, habe er einen unbefristeten Aufenthaltstitel gehabt. Wagenknecht forderte auch mit Blick auf die Anschläge in Solingen und Mannheim „endlich ein überzeugendes Sicherheitskonzept mit klarem Fokus auf den Schutz der Bevölkerung“.

17:22 Uhr – Täter äußert sich – Generalbundesanwalt hat bisher nicht übernommen

Die Ermittlungen werden weiterhin von der Polizei in Sachsen-Anhalt geführt. Die Bundesanwaltschaft prüfe noch, ob sie die Ermittlungen übernehme, hieß es auf der Pressekonferenz. Der Täter sei weiterhin in Polizeigewahrsam. Er habe sich bereits geäußert.

dpa/AFP/Reuters/gub/cuk/sos/krott/krö/ll