

Die Anklage der Bundesanwaltschaft gegen sieben mutmaßliche Terroristen und einen Unterstützer ist erschütternd. Alle acht Beschuldigten sind junge Leute. Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme im Mai, als die mutmaßliche Zelle in Norddeutschland ausgehoben wurde, war einer von ihnen gerade einmal 14 Jahre alt, der älteste 21 Jahre alt.
Was geht in diesen Köpfen vor, dass sie sich das NS-Regime, die SA, die Gestapo, Goebbels, KZs und Hitler zum Vorbild nehmen, um in einem „Rassenkrieg“ die deutsche Nation zu retten?
Ähnlich wie im Fall der „Reichsbürger“ lassen sich solche durch Verfassungsschutzberichte zur Genüge dokumentierten Terrorphantasien leicht als Hirngespinste verirrter Spinner abtun. Das hieße, die Justiz ihre Arbeit tun zu lassen, die Sache aber nicht weiter ernst zu nehmen, nach dem Motto: Denn sie wissen nicht, was sie tun.
Sie wissen sehr genau, was sie tun
Doch lässt sich in allen diesen Fällen sagen, dass die auf Mord, Schlägerei, Brandstiftung und Hetze ausgerichteten Gruppen sehr wohl wissen, was sie tun, und sich sehr wohl bewusst sind, was sie anrichten. Man muss außerdem nicht an den NSU erinnern, um zu wissen, dass der Rechtsextremismus seit Langem auch ein Jugendphänomen ist, mittlerweile muss es heißen: eine hasserfüllte Jugendbewegung gegen die liberale Demokratie.
Die überraschend hohe Bereitschaft unter Jugendlichen, die AfD zu wählen, hat sicher damit zu tun, dass deren Lebenswelt und Erfahrungen in der Politik nicht in das Trendy-Schema passen. Aber sie hat sicher auch damit zu tun, dass Extremisten (deshalb?) in der Jugend gut ankommen.
Wie lässt sich diese Spirale, in die Deutschland da geraten ist, durchbrechen? Gerichtsprozesse können erhellen, aber die Vorbeugung muss viel früher einsetzen. Viele Schulen, viele Lehrer haben schon kapituliert – vor Hitlergrüßen, Drohungen und untätigen Eltern.
Im Internet wird unterdessen erfolgreich agitiert, rekrutiert und aufgestachelt. Staat und Gesellschaft müssen sich fragen: Was haben Jahrzehnte intensiver Erinnerungskultur gebracht, wenn der Rechtsextremismus blüht wie selten zuvor?
