Anis: Gesunde Wirkung und Risiken 

Stand: 03.12.2025 08:23 Uhr
| vom

Das Gewürz Anis wird als Hausmittel bei Erkältungen und Magen-Darm-Problemen auch in Tee- und Hustenzubereitungen eingesetzt. Vor Fenchel-Anis-Kümmeltee für Stillende und Kinder wird jedoch gewarnt.

von Dagmar Lüdke-Bonnet

Anis ist eines der ältesten Gewürze der Welt. Es stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde bereits im alten Griechenland als Heilmittel gegen Bronchitis eingesetzt. Im Mittelalter verbreitete es sich durch den Handel in Europa, wo es als Gewürz und zur Linderung von Verdauungsproblemen geschätzt wurde. Seit dem 16. Jahrhundert wird aus Anis Likör hergestellt. Heutzutage wird Anis weltweit angebaut, vor allem in Südeuropa, dem Nahen Osten und in Mexiko.  

Anis schmeckt süßlich, erinnert an Lakritz und lässt sich ganz oder gemahlen zum Würzen verwenden. Die kleinen Früchte, oft fälschlich als Samen bezeichnet, können auch zu einem Tee aufgegossen werden. Als empfohlene Höchstmenge gelten für Erwachsene drei bis fünf Gramm Anis pro Tag. Höher dosierte Anis-Präparate und konzentriertes Anisöl gehören in die Hände von Fachleuten.  

Anis und Sternanis – deutliche Unterschiede

Anis und Sternanis schmecken ähnlich, stammen botanisch aber von zwei völlig unterschiedlichen Pflanzen und werden daher auch unterschiedlich eingesetzt. Anis (Pimpinella anisum) ist ein einjähriges Kraut aus der Familie der Doldenblütler und damit mit Fenchel, Kümmel und Koriander verwandt. Sternanis (Illicium verum) hingegen ist die getrocknete Frucht eines immergrünen Baumes aus der Familie der Sternanisgewächse und kommt hauptsächlich aus Südostasien. 

Auch im Aussehen unterscheiden sich die beiden Gewürze: Anis besteht aus winzigen, graubraunen, sichelförmigen Früchten. Sternanis bildet holzige, meist achtzackige Sterne, deren gesamte Frucht samt Schale und eingeschlossenen Samen als Gewürz, vor allem in kräftigen asiatischen Speisen, genutzt wird. Medizinisch werden ihm ähnliche Wirkungen auf Verdauung und Atemwege wie Anis nachgesagt, oft aber mit einem höheren Gehalt an ätherischen Ölen. 

Geschmacklich verbindet beide der Hauptaromastoff Anethol, der ihnen die typische, leicht lakritzartige Note verleiht. Dennoch ist Anis milder und süßer, während Sternanis wesentlich intensiver, würziger und leicht scharf-bitter schmeckt. Deshalb muss Sternanis sparsamer als Anis dosiert werden

Wohltuend für Magen und Darm

Anis kann Blähungen lindern, Völlegefühl mindern und die Verdauung anregen, weil seine ätherischen Öle die Bildung von Verdauungssäften fördern und krampflösend auf die Darmmuskulatur wirken. Besonders nach üppigen oder fettreichen Mahlzeiten wird Anis daher gern in Teemischungen oder schon in den Speisen selbst als Gewürz eingesetzt, um den Magen-Darm-Trakt zu entlasten und Beschwerden zu verhindern.  

Sanfte Hilfe bei Reizmagen und Reizdarmsyndrom

In einer Studie zeigte sich, dass Anis bei Menschen mit Reizdarmsyndrom besser wirkte als ein entsprechendes Medikament. Auch bei Reizmagen (funktionelle Dyspepsie) kann Anis die Beschwerden mindern, wenn er regelmäßig in geeigneter Dosierung angewendet wird. Die funktionellen Magen-Darm-Störungen Reizdarmsyndrom und Reizmagen treten oft gemeinsam auf. Der Reizmagen betrifft vorwiegend den Oberbauch (z.B. Druck, Sodbrennen), Völlegefühl), während das Reizdarmsyndrom hauptsächlich mit Beschwerden im Unterbauch und Problemen wie Durchfall, Verstopfung, Blähungen verbunden ist. 

Heilwirkung bei Husten und Erkältung

Die in Anis enthaltenen ätherischen Öle – vor allem Anethol – wirken schleimlösend, antibakteriell und entkrampfend. So kann Anis den Abtransport aus den Atemwegen unterstützen und Husten und Bronchitis sanft lindern. Außerdem finden sich in Anis Mineralien, Antioxidantien und Vitamin C. Anistee oder Zubereitungen mit Anisöl werden daher häufig bei Erkältungen, verschleimten Bronchien und trockenem Reizhusten eingesetzt. 

Anwendung als Tee und Gewürz

Für Anistee werden die Früchte leicht angedrückt und dann mit heißem Wasser übergossen – so geht möglichst viel des ätherischen Öls in den Aufguss über, der warm und in kleinen Schlucken getrunken werden sollte. 

In der Küche ist Anis in der Weihnachtsbäckerei beliebt, verfeinert aber auch Brot, Gebäck, oder Liköre – und macht schwere Speisen bekömmlicher. Der typische, leicht süßliche Geschmack ist dabei ein angenehmer Nebeneffekt der verdauungsfördernden Inhaltsstoffe. 

Nebenwirkungen und Risiken von Anis

Gelegentlich kann die Anwendung von Anis allergische Reaktionen an Haut, Atemwegen oder im Magen-Darm-Trakt auslösen. Menschen mit einer bekannten Allergie gegen Doldenblütler wie Fenchel, Kümmel, Sellerie, Koriander oder Dill sowie Personen mit Anis‑ oder Anetholallergie sollten Anis sicherheitshalber meiden.

Wird Anis über längere Zeit dem Licht ausgesetzt, kann sich das enthaltene Anethol in „Photoanethol“ umwandeln, das östrogenähnliche Eigenschaften zeigt. Für die Einnahme von Anis während Schwangerschaft und Stillzeit liegen bislang keine belastbaren Daten zur Sicherheit vor. Da Anis auch Estragol enthält – eine Substanz, die im Tierversuch als potenziell krebserregend eingestuft wurde – sollten Frauen in dieser Zeit vorsichtshalber auf Anis verzichten. 

Da die hormonähnlichen Effekte von Anis und die Bedeutung des Estragol-Gehalts noch nicht ausreichend geklärt sind, wird für Anisöl eine vorsorgliche Altersgrenze empfohlen: Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten Anisöl nicht innerlich anwenden. 

Fenchel-Anis-Kümmeltee – Warnung für Mütter und Kinder

Eine Mischung aus Fenchel, Anis und Kümmel wird als Tee gerne gegen Blähungen und Koliken eingesetzt. Fenchel-Anis-Kümmeltee soll auch die Milchbildung bei stillenden Frauen anregen. Für Anis ist diese Wirkung in einer neueren Studie belegt. Doch Vorsicht: Neben Anis und Sternanis enthält auch Fenchel potenziell krebserregendes Estragol. Die Europäische Arzneimittelagentur rät daher Müttern davon ab, Stilltee-Mischungen mit Fenchel und Anis zu konsumieren. Zudem sollten Kinder unter vier Jahren keinen Fencheltee trinken. Kindern unter elf Jahren sollten diese Tees selten und nur in kleinen Mengen gegeben werden. 

Expertin und Experten aus dem Beitrag

 

Gebackene Rote Bete mit Anis-Labneh und Haselnüssen

Hanna Reder bereitet die gesunde Knolle im Ofen zu und serviert dazu eine arabische Frischkäse-Creme und Haselnüsse.

Schwarzkümmelöl

Die Samen, aus denen das Öl gewonnen wird, sind voll mit gesunden Fettsäuren, ätherischen Ölen und Mineralstoffen.

Lavendelblüten

Lavendel hilft gegen Stress und innere Unruhe. Er wird auch als Heilpflanze zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt.

Blüte der Echinacea purpurea.

Die Heilpflanze wirkt bei Erkältungskrankheiten und stimuliert das Immunsystem. Aber nur, wenn sie richtig angewendet wird.

Ein Schälchen mit getrockneten Früchten der Kapuzinerkresse und einige frische Blüten liegen auf einem Tisch.

Wie und gegen welche Krankheiten hilft die Heilpflanze – und bei welchen Beschwerden können Nebenwirkungen auftreten?