„Angststillstand“ von Richard David Precht: Hier cancel ich, ich kann nicht anders

Richard David Precht schreibt ein Buch über die in liberalen Gesellschaften gefährdete Meinungsfreiheit. Wer jetzt glaubt, damit sei schon alles gesagt, irrt gewaltig.



170
Kommentare

Richard David Precht Meinungsfreiheit Angststillstand
Die Meinungsfreiheit sei gefährdet, meint Richard David Precht.
© Andreas Rentz/​Getty Images

Vor Kurzem wurde innerhalb weniger Wochen der deutsch-jüdische Publizist Michel Friedmann erst zu einem Hannah-Arendt-Kongress ein-, dann wieder ausgeladen. Ähnlich erging es dem Rapper Chefket, dessen Auftritt im Haus der Kulturen der Welt Jan Böhmermann absagte, nachdem Kulturstaatsminister Wolfram Weimer die Stirn gerunzelt hatte. Und die Veranstalter eines Symposions im pfälzischen Landau, das sich ausdrücklich der Ambivalenz des Denkens verschrieben hatte, sahen sich außerstande, ihre Einladung von Susanne Dagen, einer AfD-nahen Buchhändlerin und Lyrikkennerin aus Dresden, aufrechtzuerhalten, weil der Gegendruck zu groß geworden war. Über allem aber stand die blamable Abservierung der Fernsehmoderatorin Julia Ruhs, die beim NDR ihren Hut nehmen musste, weil die NDR-Redakteure es nicht ertrugen, dass sich in ihrem Programm jemand tummelt, der ideologisch anders tickt als sie selbst.