Angriff auf US-Basis in Katar: Irans symbolischer Vergeltungsschlag

Wenn es stimmt, dass Iran Qatar vorab über seinen Angriff auf den US-Militärstützpunkt Al Udeid informiert hat, dann hat sich Irans Oberster Führer Ali Khamenei für einen gesichtswahrenden, aber symbolischen Vergeltungsschlag entschieden. Gegenüber der eigenen Anhängerschaft konnte er so Stärke demonstrieren und zugleich gegenüber Washington signalisieren, dass er nicht an einer weiteren Eskalation interessiert ist. In seiner Rechnung gibt es allerdings eine Unbekannte: Wie reagiert Donald Trump?

Drei iranische Regimevertreter sagten der „New York Times“, Iran habe den Angriff mit Qatar vorab abgestimmt, um Verluste zu minimieren. Teheran hofft offenbar darauf, dass der amerikanische Präsident auf einen Gegenschlag verzichtet, so wie 2020, als Iran eine amerikanische Militärbasis im Irak mit Raketen beschoss und die irakische Regierung vorab informierte. Damals ging es um Vergeltung für die Tötung des einflussreichen Kommandeurs Qassem Soleimani der Elitetruppe Quds der Revolutionsgarde.

Irans Oberster Nationaler Sicherheitsrat in Teheran hob hervor, dass die Zahl der Raketen, die am Sonntagabend auf die Al-Udeid-Basis in Qatar abgefeuert worden seien, identisch sei mit der Zahl der Bomben, die die Vereinigten Staaten in der Nacht zum Sonntag gegen iranische Atomanlagen eingesetzt hätten. Auch dieser Verweis lässt darauf schließen, dass Iran die Vergeltung damit abgegolten sieht und darauf hofft, dass Washington auf einen Gegenschlag verzichtet.

Beschwichtigend äußerte sich Iran auch gegenüber Qatar, das sich ein Recht auf eine militärische Antwort vorbehielt. Die angegriffene Militärbasis liege weit entfernt von Wohngebieten, hob Teheran hervor. Deshalb sei von dem Angriff keine Gefahr „für unser befreundetes Bruderland Qatar“ ausgegangen. Iran lege Wert darauf, weiterhin gute Beziehungen zu dem Land zu pflegen.

Khamenei scheint vor direkter Konfrontation mit USA zurückzuschrecken

Für das heimische Publikum warf sich die Revolutionsgarde in Pose. Der Angriff sei eine Botschaft an das Weiße Haus: Iran werde „unter keinen Umständen einen Angriff auf seine territoriale Integrität, Souveränität und nationale Sicherheit unbeantwortet lassen“. Al Udeid, die größte amerikanische Militärbasis im Nahen Osten, sei „der wichtigste strategische Standort der US-Terrorarmee“. Ein Sprecher der Revolutionsgarde sprach in einer Videobotschaft von einem „verheerenden und mächtigen Raketenangriff“. Qatar teilte hingegen mit, seine Luftwaffe habe die Raketen abgefangen. Zuvor hatte das Land seinen Luftraum für den regulären Flugverkehr gesperrt. Laut dem amerikanischen Verteidigungsministerium gab es zunächst keine Berichte über Verwundete.

Nach dem von Trump angeordneten Angriff auf die Atomanlagen in Fordo, Natans und Isfahan wurden über verschiedene Szenarien diskutiert. Unter anderem wurde befürchtet, Iran könnte die Straße von Hormus sperren und so den Ölpreis in die Höhe treiben. Danach sah es am Montagabend vorerst nicht aus. Wie schon in der Vergangenheit scheint der iranische Führer Khamenei davor zurückgeschreckt zu sein, die direkte Konfrontation mit den militärisch um ein Vielfaches überlegenen Vereinigten Staaten zu suchen. Eine weitere Eskalation ist allerdings nicht ausgeschlossen, wenn Trump sich zum Gegenschlag entscheidet.

Es ist außerdem zu erwarten, dass Iran seine Angriffe auf Israel fortsetzt. Schon nach dem US-Militärschlag am Sonntag hatte sich angedeutet, dass Teheran vor allem gegenüber dem jüdischen Staat keine Schwäche zeigen will. Zudem billigte der Sicherheitsausschuss des iranischen Parlaments am Montagabend ein Gesetz, das die Regierung verpflichten soll, die Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) einzuschränken.