Angriff auf Sonderzug: Bundespolizei geht mit großer Razzia gegen Fußball-Hooligans vor

Im Oktober werden Anhänger von Rot-Weiss Essen auf dem Weg zum Drittligaspiel gegen Hansa Rostock brutal von Vermummten attackiert. Nach Ermittlungen der Bundespolizei sollen sich die Hooligans beider Vereine gezielt verabredet haben. Nun gibt es Razzien in vier Bundesländern.

Nach einer gewalttätigen Attacke auf einen Sonderzug von Fans der Fußball-Drittligisten Hansa Rostock und Rot-Weiss Essen hat die Bundespolizei eine große Razzia in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Ziel der Aktion waren mehr als 40 Wohnungen von mutmaßlichen Hooligans der Fußballvereine Hansa Rostock und Rot-Weiß Essen. Den Beschuldigten werden unter anderem schwerer Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen. Das bestätige eine Polizeisprecherin WELT.

Hintergrund der Razzia ist ein Vorfall vom Oktober des vergangenen Jahres. Damals überfielen mehr als 200 vermummte Anhänger von Hansa Rostock einen Sonderzug mit etwa 700 Fans von Rot-Weiß Essen. Der Angriff ereignete sich auf freier Strecke zwischen Gransee und Neustrelitz in Brandenburg. Die Täter bewarfen den Zug mit Steinen und Pyrotechnik, wodurch mehrere Waggonscheiben zerbrachen. Drei Personen wurden leicht verletzt. Es entstand ein Sachschaden von rund 118.000 Euro.

Die bisherigen Ermittlungen hätten ergeben, dass die Fans aus Rostock und Essen sich wahrscheinlich gezielt zu dieser Auseinandersetzung verabredet hätten, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei. In dem Zug hätten 780 Menschen gesessen, darunter auch Familien. Die Bundespolizei ermittelt wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung und wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

Durch intensive Ermittlungen konnten 31 Tatverdächtige aus beiden Fanlagern identifiziert werden. Bei der Razzia am Dienstagmorgen wurden vor allem Mobiltelefone und Computer als Beweismittel sichergestellt. In Essen entdeckten die Einsatzkräfte laut Bild zudem zwei Kugelbomben. Die Bundespolizei betonte, dass mit dieser Aktion ein klares Zeichen gesetzt werden soll, dass Gewalt auf Bahnstrecken nicht toleriert wird.

Nach dem Überfall hatten fünf Aufsichtsräte von Hansa Rostock ihren Rücktritt erklärt. Mit dem Angriff sei eine rote Linie überschritten worden. Hansa Rostock hatte sich von den Vorfällen distanziert. In der Vergangenheit waren Fans schon mehrfach negativ in die Schlagzeilen geraten.

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) erwartete von Hansa Rostock nach dem Angriff deutliche Konsequenzen für die Täter und betonte: „Erneut hat eine kleine Gruppe von Kriminellen, die den Volkssport Fußball für ihre Lust auf Gewalt missbraucht, einen großen Schaden für den Verein, die Stadt und unser Land angerichtet.“

ll mit dpa