Angriff auf Infrastruktur: Weiter lange Wartezeiten am BER nach Cyberangriff

Am dritten Tag nach dem Cyberangriff hat der Berliner
Flughafen (BER) weiter mit Problemen bei der Passagierabfertigung und
Gepäckaufgabe zu kämpfen. Erschwerend kam seit dem Morgen die Rückreise
Tausender Läufer vom Berlin-Marathon
hinzu. Es wurden rund 10.000 bis 20.000 zusätzliche Passagiere erwartet. Es gebe lange Warteschlangen der Passagiere beim Einchecken und
der Gepäckaufgabe sowie erhebliche Verspätungen vieler Flüge, sagte ein
Sprecher am Vormittag. 

Die Cybersicherheitsbehörde der Europäischen Union, Enisa, gab bekannt, dass Ransomware für den Cyberangriff verantwortlich war. Dieser legte die gemeinsamen
elektronischen Systeme für die Abfertigung von Passagieren und Gepäck
lahm, die über die Plattform des Anbieters Collins Aerospace liefen. Betroffen waren Flughäfen in Berlin, London, Brüssel und Dublin.

Zeitplan für Behebung unklar

Weiterhin sei nicht klar, wann die Systeme
repariert sein würden. Man stehe in engem Kontakt zu der amerikanischen
IT-Firma, die Opfer des Cyberangriffs mit Schadsoftware geworden sei,
sagte der Sprecher. Die externe Firma hatte am Sonntagabend angekündigt,
man befinde sich in den letzten Zügen der nötigen Updates, die das
System wieder voll funktionsfähig machen sollen. 

„Bevor wir unser System wieder koppeln, müssen wir hundertprozentig
sicher sein, dass keine Schadprogramme mehr enthalten sind“, sagte der Sprecher. Einen Zeitrahmen dafür könne
man noch nicht mitteilen.  

Fluggäste wurden weiterhin gebeten, im Internet
einzuchecken und ihr Gepäck nach Möglichkeit selbstständig an den
Automaten aufzugeben. Auf der Internetseite des Flughafens war zu sehen,
dass frühmorgens viele Flüge ohne Verspätung gestartet waren. Dann kam
es im Laufe des Vormittags aber immer wieder zu verspäteten Starts.
Meist lag die Verzögerung aber unter einer Stunde.  

London und Brüssel melden Verspätungen

Der Londoner Großflughafen Heathrow teilte mit,
das Einchecken und der Einstieg in die Flugzeuge könne bei manchen
Flügen länger dauern als gewohnt. Passagiere wurden aufgerufen, den
Status ihrer Verbindungen zu prüfen, bevor sie zum Flughafen fahren. Der
größte Teil der Flüge in Heathrow könne dank Ersatzlösungen durch die
Fluggesellschaften aber planmäßig durchgeführt werden.  

Der Flughafen in Brüssel teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mit, die meisten Flugverbindungen könnten stattfinden. Allerdings
mussten 40 der 277 geplanten Abflüge gestrichen werden. Zudem wurden 23
von 277 Ankünften annulliert. Der Check-in erfolge nun hauptsächlich mit
Laptops und iPads. Wann man wieder zum normalen Verfahren zurückkehren
könne, sei noch unklar.

Zum Teil arbeiteten die Fluglinien in den vergangenen Tagen mit Papier und Stift statt
mit den üblichen Computern. Später wurden Tablets eingesetzt. Koffer
konnten ihren Besitzern erst am nächsten Tag nachgeschickt werden. Besonders kritisch sind Attacken
auf Infrastrukturen
wie Transport, Energie oder Gesundheitssysteme, da
sie für die Funktionsfähigkeit des Alltags unverzichtbar sind.