Allerheiligen: Sollten Feiertage am Wochenende am Montag nachgefeiert werden?

Es ist gerade erst der Oktober vorbei, aber bei den Gewerkschaften ist schon wieder Weihnachten. Wenn Feiertage, wie jetzt Allerheiligen, auf ein Wochenende fallen, sollen diese doch bitte am Montag nachgefeiert werden, fordert der DGB – ein gruseliger Vorstoß zu Halloween. Deutschland knabbert wirtschaftlich daran, dass die Menschen im Schnitt immer weniger arbeiten, nicht mehr. Die Ausweitung der Feiertage ist so ziemlich das Letzte, was die Volkswirtschaft im dritten Stagnationsjahr braucht.

Interessant ist, wie die Gewerkschafter argumentieren. Ähnlich großzügige Feiertagsregelungen gebe es schließlich in den USA, Großbritannien und 85 anderen Ländern. Das mag sein. Aber galt dieses Argument auch, als Anfang des Jahres der Vorschlag auf dem Tisch lag, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu kürzen und nach internationalen Vorbild einen Karenztag ohne Lohn einzuführen? Zur Erinnerung: Deutschland leistet sich das nach Luxemburg weltweit großzügigste System der Lohnfortzahlung mit entsprechenden Fehlanreizen zum Blaumachen. Die Empörung war groß, kein Politiker wagte, dieses heiße Eisen anzupacken.

Die Sache mit den Feier- und Krankheitstagen ist symptomatisch. Man muss die Schuld an der Reformmüdigkeit gar nicht in der Politik suchen, solange alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen nicht gewillt sind, sich nur einen Millimeter zu bewegen. Die längst nicht mehr zeitgemäße kostenlose Mitversicherung von Ehepartnern in der Krankenversicherung abschaffen? Ein „Frontalangriff auf die Solidarität“, heißt es aus der SPD. Ein Wohngebiet in Sichtweite des eigenen Gartens? Widerstand in der Dorfgemeinschaft. Absurde Erbschaftsprivilegien der Familienunternehmer einschränken? Ein Sargnagel für den Mittelstand. Das Bürgergeld weniger missbrauchsanfällig machen? Der Protest formiert sich.

Es ist diese Mischung aus Problemverdrängung, reflexhafter Besitzstandswahrung und Klientelpolitik, die Deutschland lähmt. Wer das kritisiert, plädiert nicht für soziale Kälte, sondern für soziale Klugheit: Solidarität bedeutet auch, die nach wie vor vorhandene Leistungsbereitschaft nicht durch Fehlanreize zu ersticken. Deutschland braucht keine weiteren Feiertage. Sondern Motivation und Mut zur unbequemen Wahrheit.