
Dieter Lübbers lässt sein Amt ruhen. Das ließ der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Alemannia Aachen am Freitag durch den Verein mitteilen. Er wolle „weiteren Schaden von unserer Alemannia abwenden“ und sei ein „Gegner von Gewalt“. Mit diesem Schritt reagierte Lübbers auf die öffentlich gewordene Tatsache, dass gegen ihn ermittelt wird.
Dem vorausgegangen war eine weitere Recherche über die Nähe des Vereins zur rechtsextremen Szene. Am Dienstag berichtete ZEIT ONLINE über den anstehenden Prozess gegen Kevin Polz. Am 13. Februar muss sich der 38-jährige einstige Anführer der früheren Hooligan-Gruppe Boxstaffel 520 vor dem Landgericht Aachen verantworten. Ihm werden mehrere Gewaltdelikte vorgeworfen, darunter siebenfache gefährliche Körperverletzung, zudem unerlaubter Waffenbesitz und Drogenhandel.
Laut der Anklage hat Lübbers Polz als Schläger anheuern wollen. Der Vorwurf lautet: Verabredung zu einem Verbrechen. Gegenüber der Aachener Zeitung bestätigte Lübbers das Verfahren gegen ihn, äußerte sich aber nicht zu den konkreten Vorwürfen. „Der größte Fehler, den ich mir vorwerfen muss, ist“, wird er in der aktuellen Mitteilung des Vereins zitiert, „dass ich damals wie andere zu naiv, optimistisch und blauäugig war.“
Marcel Moberz und Dieter Backhaus bleiben derweil in ihren Ämtern. Der Aufsichtsratsvorsitzende und der Trainer des Vereins sind Zeugen in dem Verfahren gegen Polz. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass dieser ein Video an die beiden geschickt hat. Darauf sei zu sehen, wie Polz einen Mann im Rotlichtviertel Aachens auf brutalste Weise zusammenschlägt.
Moberz und Backhaus hätten das Video und damit die Tat gutgeheißen, behauptet die Staatsanwaltschaft. Das gehe aus ihren Reaktionen auf WhatsApp vor, die ZEIT ONLINE vorliegen, aus denen aber nicht wörtlich zitiert werden darf. Moberz und Backhaus haben inzwischen bestätigt, das Video erhalten zu haben.
Dagegen sagte Backhaus am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Energie Cottbus, er habe sich das Video nicht angesehen. Folglich habe er auch nicht darauf reagiert. Er lehne Gewalt und Extremismus ab, sagte der Trainer, der zu der Zeit, als er das Video erhielt, drei Monate in Aachen war: „Der Verein hätte mich besser schützen müssen.“
Die Reaktion von Moberz, der Polz lange kennt, auf den Bericht von ZEIT ONLINE gab die Aachener Zeitung am Dienstagabend nach einem Gespräch mit ihm so wieder: Er habe das Video „kurz anlaufen lassen, dann schnell gestoppt, er habe kein Interesse an dem Inhalt gehabt“. Im Widerspruch dazu verkündete am Tag darauf der Verein auf der Homepage, Moberz habe, wie Backhaus, das Video gar nicht gesehen.