Alben des Jahres 2025: Wie schön du bist

30. Dezember 2025 | Lesezeit: 5 Min.

Nation of Language: „Dance Called Memory“

Von der außergewöhnlichen kanadischen Poetin Anne Carson stammt der Ausspruch „A Dance Called Memory“. In ihrem Gedichtband „The Beauty of the Husband“ versucht sie, die Beschaffenheit von Erinnerungen zu ergründen. Es ist kein Zufall, dass Richard Devaney, Sänger und Gitarrist von Nation of Language, genau diese Worte als Titel für das neue Album seiner Band auswählte. Devaney schrieb die sechs Songs während einer depressiven Episode, er sagt, er habe sich einfach hingesetzt und Gitarre gespielt, um sich abzulenken. Herausgekommen ist eine Art Forschungsarbeit dazu, was es bedeutet, sich schmerzhaften und unbequemen Erinnerungen zu stellen, und wie es gelingen kann, sie in etwas Schönes zu verwandeln. Das Album klingt anders als die vorherigen der drei Musiker aus Brooklyn, nicht mehr so sehr nach poliertem Synth-Pop, sondern menschlicher, bisweilen fragiler. Mal schimmert eine Mundharmonika durch, mal Kraftwerk-artige Percussion, und überall ist da ein bisschen Brian Eno. All das mag zwar in sich komplex sein, ergibt aber ein erstaunlich tanzbares und versöhnliches Werk. Sara Peschke