Abstimmung in Russland um neues Design für 500-Rubel-Schein abgebrochen – Panorama

Eine faire Wahl in Russland, mitten im Krieg, es hätte diesmal so einfach sein können. Es geht ja nur um Geld. Um den 500-Rubel-Schein, kaum mehr als fünf Euro. Die russische Zentralbank hat seit dem 1. Oktober über ein neues Design abstimmen lassen, das Motiv soll dem russischen Nordkaukasus gewidmet sein. Schnell entschieden war die Vorderseite: die Akademische Galerie in der Stadt Pjatigorsk, die weit gestreckt an einem grünen Hang liegt. Die Wahl der Rückseite wurde zu einem Fiasko.

Wer würde es wohl noch auf die Banknote schaffen? Zwei Motive lagen in der Gunst deutlich vor allen anderen: der Elbrus, mit 5642 Metern der höchste Berg Russlands, und je nach geografischer Auslegung auch der höchste Europas – und Grosny-City, die Hauptstadt von Tschetschenien. Nach zwei Kriegen und viel Zerstörung ist sie wiederaufgebaut worden, es gibt nun Wolkenkratzer und Russlands größte Moschee.

Russlands Zentralbank bricht Abstimmung ab

Der Berg und die City, beide hatten nach knapp zwei Wochen jeweils mehr als eine Million Stimmen erhalten, das Votum sollte noch wenige Tage andauern. Abstimmen konnten die Menschen per E-Mail, über zwei soziale Netzwerke und über „Gosuslugi“, das staatliche Online-Portal. Am Wochenende aber brach Russlands Zentralbank die Abstimmung ab. Es habe eine große Zahl von Versuchen gegeben, „mit technischen Mitteln die Stimmenzahl für einige Objekte zu erhöhen“. Kurz: Es gab Manipulationen. Und so scheiterte die Wahl der Rückseite des neuen 500-Rubel-Scheins an einem Duell zweier Lager. Fürs Erste jedenfalls.

Das tschetschenische Oberhaupt Ramsan Kadyrow hatte für das runderneuerte Stadtbild von Grosny geworben, unterstützt von Funktionären und tschetschenischen Bloggern. Damit sich auch viele Menschen beteiligten, sollten diese an einer Verlosung mitmachen dürfen, wenn sie per Screenshot ihre Stimmabgabe nachweisen konnten. Als Gewinne lockten: zehn neue iPhone 17.

Für den Berg Elbrus wiederum setzten sich vor allem der Vizechef der Duma ein sowie einige nationalistische Blogger. Diese aber kritisierten, dass die Pro-Grosny-Kampagne die Abstimmung beeinflusst habe. So seien 40 000 Stimmen für Elbrus verschwunden und außerdem Bots eingesetzt worden, um die Zahl der Stimmen für Grosny-City zu erhöhen. Kurz darauf schritt die Notenbank ein und ließ nur noch Stimmabgaben über das Portal „Gosuslugi“ zu. Ihr Kalkül: Der Account dazu ist mit dem russischen Pass verbunden. Der Staat wollte das Votum stärker kontrollieren. Nun aber war man in Tschetschenien aufgebracht.

Der tschetschenische Informationsminister Achmed Dudajew warnte die russische Zentralbank davor, „Provokateuren, Agenten und liberalen Kreisen“ nachzugeben. Sie erzeuge so nur einen Riss zwischen Russen und Tschetschenen, sagte er.

Wo jetzt die Lösung liegt? Die Zentralbank will nur verschieben, an den Designvorschlägen aber festhalten. Der neue 500-Rubel-Schein soll in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres eingeführt werden. Die Duma-Abgeordnete Anna Kusnezowa fragte die Zentralbank salomonisch, ob es überhaupt einen neuen Schein brauche. Der jetzige gefalle ja vielleicht den meisten. Er zeigt übrigens die Stadt Archangelsk, das Denkmal von Peter dem Großen und auf der Rückseite ein Kloster.