Abschiebungen nach Afghanistan: Vertreter der Bundesregierung soll Taliban bereits getroffen haben

Das Bundesinnenministerium von Minister Alexander Dobrindt hat offenbar schon direkten Kontakt zu den Taliban aufgenommen, um über Abschiebungen nach Afghanistan zu verhandeln. Das berichten die ARD und der Spiegel

Das Bundesinnenministerium hatte Ende September angekündigt, erstmals direkte Gespräche mit der Taliban-Regierung führen zu wollen – ein Datum für das Treffen war allerdings nicht bekannt. Nun hat sich ein Sprecher des Innenministeriums der Taliban gegenüber dem ARD-Studio Neu-Delhi geäußert. Dem Spiegel bestätigte das Innenministerium, dass es das Treffen gegeben habe.

Laut ARD-Informationen nahm an dem Treffen aufseiten der Taliban Mohammad Nabi Omari teil. Omari ist Erster Stellvertreter von Siradschuddin Haqqani, dem Innenminister der Taliban. Die Bundesregierung war bei dem Gespräch demnach vertreten durch einen Referatsleiter aus dem Bundesinnenministerium, der für die Bundespolizei zuständig ist. Der Spiegel hingegen berichtet, das Bundesinnenministerium sei mit zwei Mitarbeitern vertreten gewesen, das an diesem Wochenende in Kabul stattgefunden habe. 

Bei den Gesprächen soll es unter anderem um den Transport straffällig gewordener Afghanen gegangen sein. Bisher waren für die Abschiebungen Flüge gechartert worden. Ob bei dem Treffen konkrete Maßnahmen beschlossen worden sind, ist nicht bekannt.

Weitere Abschiebeflüge eventuell noch in diesem Jahr

Außerdem berichtet der Spiegel, dass einige technische Details besprochen worden sind. So ging es demnach darum, ob Bundespolizisten Abschiebeflieger begleiten sollen und wer die Abgeschobenen in Afghanistan empfängt. Dem Magazin zufolge zeigt sich das Bundesinnenministerium „optimistisch“, dass noch in diesem Jahr weitere Abschiebeflüge nach Afghanistan starten könnten. 

Der Taliban-Sprecher äußerte sich der ARD zufolge zu straffällig gewordenen Afghanen. Diese würden nach einer Abschiebung dem afghanischen Innenministerium übergeben. Der weitere Umgang erfolge nach den Regeln der Scharia. 

Seit der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 hat Deutschland zweimal Straftäter nach Afghanistan abgeschoben. Der erste Flug erfolgte im August 2024 unter der damaligen Ampelregierung, der zweite Mitte Juli 2025 unter der neuen schwarz-roten Koalition. Anfang September hatte es nach Angaben des Innenministeriums Gespräche „auf technischer Ebene“ mit afghanischen Vertretern in der katarischen Hauptstadt Doha gegeben. Die Bundesregierung hatte betont, dass es sich bei diesen Gesprächen um pragmatische Verhandlungen gehandelt habe – sie bedeuteten keine De-facto-Anerkennung der Taliban-Regierung.