Aberlemno in Schottland: Ein McMekka für Biker – Panorama

Man fragt sich, warum es nie eine schottische Version des Filmklassikers „Easy Rider“ gegeben hat. Eine mit weniger Gewalt, aber noch mehr Whisky und mit Kilts, die im Wind flattern, während Dennis McHopper und Peter Macfonda auf ihren Harleys durch die Highlands brausen. Sollte derzeit irgendwer ein solches Projekt in Erwägung ziehen, dann hätte die Realität jedenfalls gerade eine sehr hübsche Drehbuchvorlage geliefert.

Es könnte damit beginnen, dass die beiden an einem Natursteinhäuschen in der kleinen Gemeinde Aberlemno in der schottischen Region Angus vorbeikommen. Es ist der Geburtsort von William Davidson, dessen Familie 1857 in die USA auswanderte, als er elf Jahre alt war. William sollte später zur Entstehung des größten Motorrad-Mythos der Geschichte beitragen, indem er in Milwaukee für seine Söhne Arthur, Walter und ihren Freund William Harley eine kleine Werkstatt errichtete. Dort bauten sie 1903 die erste Harley-Davidson.

McHopper und Macfonda würden erfahren, dass ein Immobilienunternehmen das 2008 erst vor dem Einsturz bewahrte Häuschen kaufen und abreißen wollte. Sie würden sofort auf ihre Harleys springen und auf große Spendensammeltour gehen, um das Davidson Cottage zu kaufen und zu retten. Etwas sehr Ähnliches hat nun die eigens gegründete Davidson Legacy Preservation Group getan: Mithilfe einer drei Jahre währenden „Go Fund Me“-Onlinesammelaktion und eines Zuschusses durch die britische Regierung hatten sie fast die 320 000 Pfund zusammen, die sie benötigten, um den Geburtsort des „Großvaters der Harley-Davidson“ zu kaufen. Doch es fehlte noch etwas.

Im neuen „Easy Rider“-Drehbuch käme nun die Klimax im dritten Akt: McHopper und Macfonda überqueren wie einst William Davidson den Atlantik und holen sich den Rest der benötigten Kaufsumme in der Harley-Davidson-Konzernzentrale in Milwaukee. Genauso lief es auch in Wirklichkeit: Die Firma sprang in letzter Minute ein und ergänzte den Fehlbetrag.

Im Film würden die Helden wohl am Ende ins Davidson Cottage einziehen. Dafür ist es in Wirklichkeit ein bisschen klein. Aber Aberlemno darf sich künftig wohl auf noch mehr Touristen freuen, die mit dem Motorrad anreisen.

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