
Ab Mitternacht an diesem Mittwoch können Nutzer in Europa auf den KI Modus (AI Mode) der Google -Suche zugreifen. Die Funktion erlaubt es, mit der Google-Suchmaschine komplexe Suchanfragen zu verarbeiten und von Googles hauseigenem KI-Sprachmodell Gemini Antworten zu erhalten. Anders als mit der KI-Übersicht, die mittlerweile als zusammenfassende Antwort nach vielen Suchanfragen als erstes in der Ergebnisliste erscheint, können Nutzer ihre Anfragen mit weiteren Fragen im Dialog mit der Suchmaschine präzisieren und Gesprächsfäden verfolgen – ähnlich wie mit KI-Sprachprogrammen wie ChatGPT von Open AI. Im „Agentic Mode“ kann Google auch Aufgaben übernehmen, wie zum Beispiel Online-Bestellungen auszuführen.
Google veröffentlichte den KI-Modus im vergangenen Frühjahr und stellte ihn nach und nach in mehr als 200 Ländern zur Verfügung. Die Europäische Union war bisher ausgenommen. Als Grund für die verzögerte Veröffentlichung von KI-Funktionen in der EU nennen Technologieunternehmen wie Google und Apple immer wieder die strenge Digitalgesetzgebung des Wirtschaftsraums. Fragen nach Datenspeicherung und -verarbeitung, Wettbewerbsregeln und Transparenz von KI-Inhalten müssen geklärt werden, bevor die Funktionen hier freigeschaltet werden.
Neben „normalen“ Suchanfragen können Nutzer den KI-Modus durch Spracheingaben steuern, mit Bildern und Dateien füttern und sich strukturierte Daten oder Pläne ausgeben lassen. Hema Budaraju, Produktmanagerin für die Google-Suche, sagte am Montag während einer Präsentation des KI-Modus, dass die Suchanfragen an Google zunehmend komplexer werden. So suchten viele Nutzer zunehmend weniger nach einzelnen Stichworten. Anstatt etwa nach speziellen Weihnachtsgeschenken für die Verwandten zu suchen, stellten Nutzer zunehmend offene Anfragen wie „Ich benötige Vorschläge für zusammenpassende Weihnachtsgeschenke“.
Konkurrenz mit ChatGPT
Google antwortet mit der Integration des KI-Modus in der Suche auf die zunehmende Verwendung von KI-Sprachprogrammen. Zwar kommt Google auf dem Markt für Online-Suchmaschinen laut Datenanbieter Statcounter noch immer auf einen Anteil von rund 90 Prozent. Ärgste Konkurrenten sind aber nicht etwa andere herkömmliche Suchmaschinen wie Bing von Microsoft. Stattdessen sieht sich Google von Chatbots wie ChatGPT bedroht, die ganz auf die dialogische Beantwortung von Anfragen setzen. Das Programm von Open AI kommt in dessen Markt auf einen Anteil von rund 81 Prozent, während das Modell Gemini von Google rund drei Prozent auf sich vereint.
In der Vergangenheit war Google mit seinen KI-Anstrengungen gestolpert. So wiesen die KI-Übersichten in der Suche zum Start 2024 teilweise gravierende Fehler auf. Nutzer bekamen etwa auf die Frage, wie viele Steine sie täglich essen sollten, die Antwort, wenigstens ein kleiner Stein am Tag sollte zur Ernährung gehören. Die Quelle für die Information war ein Artikel des Satiremagazins „The Onion“. Mit dem KI-Modus gab es bisher keine so großen Patzer. Der Vorstandsvorsitzende des Google-Mutterunternehmens Alphabet, Sundar Pichai, sagte im Juli während der Vorstellung von Quartalsergebnissen, dass schon damals zwei Milliarden Nutzer den KI-Modus verwendeten.
Das für Google wahrscheinlich wichtigste Element der Suche wird zunächst nur in den Vereinigten Staaten erprobt: Werbung gibt es im KI-Modus in der EU nicht, sagte Dan Taylor, global Verantwortlicher für das Werbegeschäft von Google, am Montag während der Präsentation. Allerdings ermutigte Taylor Werbetreibende und Händler schon jetzt ihre Warenbeschreibungen, Metadaten, Bilder und Texte möglichst KI-freundlich zu gestalten, damit ihre Waren in den KI-generierten Antworten auftauchten.