Magnesiummangel: Symptome, Ursachen und Behandlung

Magnesiummangel: Frau greift sich beim Laufen an schmerzende Wade

Stand: 08.12.2025 09:29 Uhr
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Magnesiummangel löst Symptome wie Muskelkrämpfe, Zuckungen im Gesicht, Herzrhythmusstörungen oder Müdigkeit aus. Ursachen sind die Ernährung oder Krankheiten. Wie erkennt man einen Mangel an Magnesium?

von Lucia Hennerici

Magnesium ist ein lebenswichtiges Mineral, das der Körper über die Nahrung aufnehmen muss. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) brauchen erwachsene Frauen ab 25 Jahren im Durchschnitt rund 300 Milligramm Magnesium pro Tag, erwachsene Männer 350 Milligramm pro Tag. Der Bedarf steigt beispielsweise mit dem Anteil an Muskelmasse oder auch während einer Schwangerschaft und der Stillzeit (auf bis zu 390 Milligramm).

Laut DGE und der Friedrich-Schiller-Universität Jena kann man diese Tagesdosis leicht über eine ausgewogene Ernährung abdecken und braucht keine Nahrungsergänzungsmittel, sofern das eigene wöchentliche Sportpensum nicht über dem Breitensportniveau (nicht mehr als sechs Stunden Sport pro Woche) liegt.

Was macht Magnesium im Körper?

Magnesium kommt in jeder Körperzelle und im Blut vor und ist an hunderten wichtigen Prozessen im Körper beteiligt, die mit Enzymen verbunden sind. Beispielsweise ist Magnesium zentral für:

  • Energiestoffwechsel (ATP-Bildung)
  • Muskelfunktion
  • Reizweiterleitung zwischen Nerven und Muskeln
  • Synthese von DNA und Proteinen
  • als Gegenspieler des Mineralstoffs Calcium in Zellen, Knochen und Gefäßen

Magnesiummangel (Hypomagnesiämie) löst daher vielfältige Symptome aus: Muskuläre Symptome sind bekannter, aber Magnesiummangel kann auch neurologische Symptome auslösen oder die Psyche beeinflussen – und sogar gefährlich werden. Außerdem ist Magnesiummangel selbst ein mögliches Symptom für Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten und kann durch Chemotherapie ausgelöst werden.

Magnesiummangel: Symptome erkennen

Magnesiummangel ist oft nicht leicht zu erkennen, weil viele Symptome unspezifisch sind oder sich erst bei ausgeprägter Hypomagnesiämie zeigen. Wichtige klinische körperliche Symptome sind:

  • Muskelzuckungen (im Gesicht ist oft das Augenlid betroffen und zuckt) / Muskelzittern (Tremor)
  • Muskelkrämpfe
  • Müdigkeit / Erschöpfung und schnelle Kraftlosigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Herzrhythmusstörungen / Herzrasen
  • Tachykardien (Episoden mit Ruhepuls über 100 Schlägen pro Minute)
  • Kribbeln auf der Haut und Sensibilitätsstörungen
  • Taubheitsgefühle an Händen und Füßen
  • Durchblutungsstörungen (besonders oft in Extremitäten, kann je nach Stärke zum Beispiel als „brennende Füße“ oder „weiße Finger“ wahrgenommen werden)
  • Verdauungsprobleme (Verstopfung, Durchfall, Erbrechen)

Weitere Anzeichen können ein positives Chvostek-Zeichen oder ein positives Trousseau-Zeichen sein – beide neurologischen Symptome deuten nicht ausschließlich auf Magnesiummangel hin, sondern generell auf neuromuskuläre Übererregbarkeit (Tetanie). Neben Magnesiummangel korrelieret diese auch mit Kaliummangel und/oder Calciummangel. Die neurologischen Tests funktionieren so:

  • Beim Trousseau-Zeichen wird die Blutversorgung zur Hand eingeschränkt – zum Beispiel mit einer Blutdruckmanschette, die für drei Minuten auf 20 mmHg über systolischem Blutdruck am Unterarm aufgeblasen wird. Getestet wird nun, ob eine neuromuskuläre Übererregbarkeit besteht, die zu Karpalspasmen führt. Das Trousseau-Zeichen gilt als positiv, wenn sich eine charakteristische Pfötchenstellung der Hand zeigt.
  • Beim Chvostek-Zeichen wird untersucht, ob bereits ein leichtes Klopfen auf einen Nerv im Gesicht, den Nervus facialis im Verlauf vor dem Ohr, ein Zucken der Gesichtsmuskulatur auslöst (Nervenreflexphänomen im Gesicht, gerade an Mundwinkeln, Nase und Augenlid) – auch das kann für Übererregbarkeit durch Elektrolytstörungen wie Magnesiummangel sprechen.

Psychische Symptome bei Magnesiummangel

Magnesiummangel kann auch Auswirkungen auf die Psyche haben. Mögliche Symptome sind beispielsweise:

  • Konzentrationsstörungen
  • depressive Zustände
  • mentale Erschöpfung
  • innere Unruhe /Nervosität
  • Reizbarkeit

Muskelkrämpfe durch Magnesiummangel: Klassiker oder Mythos?

Tatsächlich kann Magnesiummangel Muskelkrämpfe auslösen, aber ARD-Gesundheitsexpertin Dr. Julia Fischer gibt zu bedenken: „Oft ist der Krampf aber nicht ursächlich auf Magnesiummangel zurückzuführen, denn ein echter Magnesiummangel ist bei einer ausgewogenen Ernährung selten.“ Stattdessen hätten die klassischen Wadenkrämpfe tatsächlich meist andere Ursachen wie:

  • Salzmangel
  • zu wenig Flüssigkeit
  • zu wenig Elektrolyte
  • überbeanspruchte Muskulatur

„Auch Studien zeigen, dass Muskelkrämpfe bei der Einnahme von Magnesium nicht weniger werden“, erklärt Dr. Julia Fischer. Weil eben Magnesiummangel hier nicht die Ursache sei.

Blutwerte und Tests: Wie stellt man Magnesiummangel fest?

Laut dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten sollten die Blutwerte für den Mineralstoff Magnesium (Serummagnesiumkonzentration) für erwachsener Männer und Frauen (nicht schwanger) in diesem Bereich liegen:

  • Untergrenze beim Mann: 1,8 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
  • Obergrenze beim Mann: 2,6 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
  • Untergrenze bei der Frau: 1,9 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
  • Obergrenze bei der Frau: 2,5 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Wichtig zu wissen: Magnesiumwerte aus dem Blut bilden nur etwa ein Prozent des gesamten Körpermagnesiums ab, denn der größte Anteil an Magnesium befindet sich in Zellen, Muskeln und Knochen. Daher kann ein Mangel auch bei „normalem“ Serumwert bestehen (latente Hypomagnesiämie).

Ursachen für Magnesiummangel

Magnesiummangel kann ernährungsbedingt sein, weil Betroffene schlicht zu wenig Magnesium zu sich nehmen. Wichtige Faktoren sind:

  • unausgewogene Ernährung, besonders bei hohem Konsum von Fertigprodukten
  • geringe Aufnahme durch einseitige Diäten
  • übermäßiger Alkoholkonsum

Der Mangel kann auch durch erhöhten Magnesiumbedarf oder überdurchschnittlich hohe Magnesiumausscheidung entstehen, sodass die Magnesiumaufnahme durch eine normale, gesunde Ernährung nicht ausreicht – beispielsweise:

  • während der Schwangerschaft und Stillzeit
  • bei massiver sportlicher Belastung oder im Profisport
  • bei chronischem Stress

Liegt die Ursache für Magnesiummangel in einer gestörten Magnesiumaufnahme, tritt er häufig parallel zu anderen Elektrolytstörungen auf – wie Kaliummangel oder Kalziummangel.

Erkrankungen oder Medikamente können zu einem überdurchschnittlichen Magnesiumbedarf oder einer erhöhten Ausscheidung von Magnesium führen, was ebenfalls Magnesiummangel auslösen kann. Medikamente, die in Verbindung mit Magnesiummangel stehen, sind beispielsweise:

  • Diuretika (Entwässerungstabletten)
  • Protonenpumpenhemmer (PPI, Mittel gegen Reflux)
  • Laxanzien (Abführmittel)
  • bestimmte Antibiotika (beispielsweise mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Aminoglykosid-Antibiotika)

Krankheiten als Auslöser von Magnesiummangel

Magnesiummangel kann auch Symptom und Folge von bestimmten Erkrankungen sein. Infrage kommen beispielsweise:

Eine Korrelation zwischen Magnesiummangel und dem Restless-Legs-Syndrom (RLS) wird unter Medizinern kontrovers diskutiert. Zentrale Ursache für RLS ist eine gestörte Dopamin-Transmission im Gehirn. Es gibt aber Studien, die nahelegen, dass eine erhöhte Magnesiumzufuhr Symptome mindern kann.

Ist Magnesiummangel gefährlich?

In den allermeisten Fällen ist ein echter Magnesiummangel leicht oder moderat, die Blutwerte (Serumwert) liegen also bei einem Erwachsenen noch über 0,4 mmol/l. In diesen Fällen kann der Magnesiummangel zwar schon massive Einschränkungen der Lebensqualität bedeuten, von Muskelzuckungen über das Triggern von Migräne bis hin zu Herz-Kreislauf-Beschwerden mit leichten Herzrhythmusstörungen, aber die Mangelerscheinung ist noch nicht lebensgefährlich.

Anders ist die Lage bei einem massiven Magnesiummangel (Serumwert unter 0,4 mmol/l). Damit können lebensbedrohliche Risiken wie eine Störung des für das Herz wichtigen Calciumstoffwechsels, Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle und schlimmstenfalls Herzstillstand sowie Atemversagen einhergehen. Ein solcher Zustand ist ein medizinischer Notfall und wird von Ärztinnen und Ärzten in der Regel stationär behandelt.

Behandlung: Was hilft bei Magnesiummangel?

Die Behandlung von Magnesiummangel muss den Ursachen angepasst sein:

  • Ist die Ernährung Ursache für den Magnesiummangel, können mehr magnesiumreiche Lebensmittel helfen – wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, grünes Gemüse oder Nüsse. In Absprache mit dem Arzt können auch Magnesiumpräparate unterstützen.
  • Verhindert beispielsweise eine Chemotherapie und ihre Folgen die Aufnahme von Magnesium, kann eine Infusion helfen.
  • Stecken Krankheiten wie eine Alkoholabhängigkeit, Schilddrüsenüberfunktion oder Magen-Darm-Erkrankungen ursächlich hinter dem Mangel, müssen diese behandelt werden – nach Absprache mit dem Arzt begleitet von Nahrungsergänzungsmitteln/Magnesiumpräparaten.

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