Skirennläufer Simon Jocher hat im letzten Weltcup-Rennen des Jahres für einen Paukenschlag gesorgt. Beim Super-G im Olympiaort Livigno fuhr der 29 Jahre alte Garmischer als Fünfter mitten hinein in die Weltelite. Die Platzierung war die beste seiner Karriere, sie sicherte ihm zugleich als erstem deutschen Abfahrer die Qualifikation für die alpinen olympischen Männer-Rennen im benachbarten Bormio.
Jocher, der sich im März einer Bandscheibenoperation hatte unterziehen müssen, gelang bei strahlendem Sonnenschein auf dem vermeintlich leichten Kurs eine Fahrt ohne große Schnitzer. Mit der hohen Startnummer 32 verfehlte er zeitgleich mit dem Südtiroler Dominik Paris nur um 0,06 Sekunden seine erste Podestplatzierung. Bei seinem 60. Start im Weltcup landete er erst zum dritten Mal in den Top Ten.
Marco Schwarz aus Österreich hielt unterdessen das starke Abfahrtsteam der Schweiz in Schach. Der Kombi-Weltmeister von 2021 gewann vor den Eidgenossen Alexis Monney (0,20 Sekunden), Franjo van Allmen (+0,25) und Marco Odermatt (+0,29). Es war sein zweiter Sieg innerhalb von sechs Tagen nach dem Erfolg im Riesenslalom von Alta Badia und sein achter insgesamt.
Routinier Romed Baumann und der junge Luis Vogt kamen nicht unter die ersten 30 und fahren damit weiter ihrem ersten Top-15-Resultat in dieser Saison hinterher, mit dem sie zumindest die „halbe“ deutsche Olympianorm erfüllen würden. Jocher hatte seit dem vergangenen Wochenende als 14. der Abfahrt in Gröden bereits eine Platzierung unter den ersten 15 vorzuweisen.
Livigno stand erstmals im Weltcup-Kalender. Die Männer fahren am Ende des Jahres traditionell im eine Stunde entfernten Bormio, die dortige Stelvio wird aber bereits für die alpinen Männer-Rennen und das Skibergsteigen während Olympia im Februar präpariert. In Livigno werden zur gleichen Zeit Ski-Freestyler und Snowboarder um Medaillen kämpfen.
Die österreichische Skirennfahrerin Julia Scheib sorgt derweil weiter für Furore. Die 27-Jährige bejubelte beim Riesenslalom im heimischen Semmering bereits ihren dritten Weltcup-Sieg in diesem Winter. Zweite wurde die Schweizerin Camille Rast vor der schwedischen Olympiasiegerin Sara Hector, die nach dem ersten Lauf noch geführt hatte.
Schwerer Sturz von Paula Moltzan
Scheib hatte 2018 im Weltcup debütiert, bis zu diesem Winter aber noch kein Rennen gewonnen. Nun stand sie wie schon bei den Riesenslaloms in Sölden (Österreich) und Mont-Tremblant (Kanada) ganz oben. Ihre aktuell schärfste Rivalin in dieser Disziplin, die Neuseeländerin Alice Robinson, schied aus.
Die deutschen Topfahrerinnen Lena Dürr und Emma Aicher belegten am Zauberberg die Plätze 10 und 19. Das Duo dürfte vor allem im Slalom am Sonntag wieder angreifen. Die 20 Jahre alte Jana Fritz überraschte mit Rang 24 und holte bei ihrem erst vierten Weltcup-Start die ersten Punkte der Karriere.
Für einen Schreckmoment sorgte kurz Ende des Rennens Paula Moltzan. Die US-Amerikanerin stürzte und knallte auf den Rücken. Ihre Teamkollegin, die langjährige Alpin-Dominatorin Mikaela Shiffrin, wollte gar nicht hinsehen und schlug im Zielraum die Hand vor den Mund. Moltzan stand aber immerhin wieder auf und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht von der Strecke.
