Drama, RBB, Sonntag, 22 Uhr
Eigentlich versteht die Kirche, voran die katholische, ja seit Jahrhunderten eine Menge davon, wie man Menschen dazu bringt, in ihrem Sinne zu urteilen und zu handeln. Anfang 1951 hat das allerdings nur bedingt funktioniert, als die Kirchen, auch die protestantische, vehement gegen dieses Filmdrama angepredigt und – gekämpft haben – der Priester Carl Klinkhammer, ein Widersacher der Nationalsozialisten, wurde sogar angeklagt, weil er an Stinkbombenwürfen in Kinos beteiligt war. Der Appell an Sittlichkeit und Moral hat aber nur bei einem Teil der Bevölkerung gefruchtet. Dass der Film als zu nackt und zu vulgär angeprangert wurde, dass Prostitution und Suizid nicht verdammt werden von den Figuren, hat ihn für viele auch interessant gemacht. Er ist zentral im Lebenswerk der Hauptdarstellerin Hildegard Knef, die am Sonntag hundert würde – nicht nur wegen des Skandals, den er auslöste. Sondern, weil sie darin eine im Rahmen der Zwänge selbstbestimmte Frau spielt.
Der Pate
Mafiafilm, Das Erste, Sonntag, 23.35 Uhr
In den Drogenhandel einzusteigen, kommt für Don Vito Corleone (Marlon Brando) nicht in Betracht. Das Oberhaupt von einer der fünf mächtigsten New Yorker Mafiafamilien findet das Geschäft mit Heroin zu riskant und auch zu schäbig. Was einen angesichts des Umstandes, dass Don Corleone sein Geld mit Glücksspiel und Prostitution verdient, erstaunen mag. Aber der Mafioso ist ein Mann der Grundsätze – so veranlasst er zwar auf Bitten eines Partners, dass die Männer, die dessen Tochter entstellt haben, selbst brutal misshandelt werden. Deren Tötung aber verweigert er – die Tochter lebe schließlich auch noch. Francis Ford Coppola und der Autor Mario Puzo breiten eine im Wortsinne gewaltige Gemengelage aus, in der jedes Handeln eine Reaktion erzwingt; eine in sich konsequente Abfolge – mit verheerenden Folgen für Leib und Leben. Dicht und dennoch episch erzählt.
Fräulein Smillas Gespür für Schnee
Thriller, 3sat, Samstag, 20.15 Uhr
Verdammt lange 15 Jahre ist der gewiefte Produzent Bernd Eichinger nun schon nicht mehr da, und mit jedem weiteren Kinojahr verstetigt sich die Gewissheit, dass mit ihm auch das deutsche Weltkino verschwunden ist. Es war ohnehin nie besonders vital, inzwischen ist es kaum noch aufzuspüren – Filme, die nicht nur internationales Niveau haben (von denen gibt es immer wieder mal einen), sondern auch ein breites Publikum finden. Wie diese Adaption des Krimi-Bestsellers von Peter Høeg von 1997, inszeniert von dem Dänen Bille August und mit einem weltläufigen Cast – Julia Ormond, Gabriel Byrne, Jim Broadbent, Vanessa Redgrave, Mario Adorf … Ein Junge stirbt, niemand glaubt an einen Mord außer der Nachbarin. „Ob in Kopenhagen oder auf dem Eismeer, überall nagt die Finsternis an den Bildern, die sich wie Eisplatten übereinander schieben“, hat der Filmkritiker Michael Althen geschrieben. Auch einer, der fehlt.
No Country for Old Men
Thriller, Kabel 1, Sonntag, 23.55 Uhr
Nicht viel los hier in der texanischen Wüste. Abgesehen von den ganzen Drogendeals im großen Stil. Die Grenze zu Mexiko ist nah, Schmuggelrouten führen durch die Gegend. Llewelyn (Josh Brolin) findet in der Einöde ein paar Leichen – die Opfer eines aus dem Ruder gelaufenen Drogengeschäfts – und einen Haufen Geld. Das nimmt er mit, und damit holt er die Gewalt aus der Wüste in sein Städtchen, in die Mitte der Gesellschaft also: Ein kaltblütiger Killer (Javier Bardem) stellt Llewelyn nach, weil er die Millionen wiederhaben will, Sheriff Bell (Tommy Lee Jones) muss reagieren. Joel und Ethan Coen haben den harten Thriller von Cormac McCarthy genauso schonungslos verfilmt, mit erkennbarer Lust an dem dunklen Humor, der bei allem Furor und trotz der resignativen Grundstimmung in dieser Geschichte steckt.
