Die Zeiten waren dunkel wie das Wellblech der verbarrikadierten Auslage des einst geliebten Zuckerlgeschäftes. Die Gräser in den Rabatten ragten hoch und die Wipfel bogen sich. Der Wind fegte durch die Gasse und verbreitete den Geruch der Reste, sich erleichtert habender Hunde. Wieso putzte hier niemand die Rabatten? So riecht Weihnachten in der Neubaugasse. Es murchelt. Das Wort hat eine Freundin geprägt, vor Jahren verstorben. Die Staffelzäunchen um die Rabatten morschen dahin, lassen sich nicht leicht reinigen, halten nichts aus. Was kann hier weihnachtlich duften? Der Juwelier? Das Kopenhagenhaus? Die Curryinsel? Der Friseur? Die Patchoulihütte? Kein Weihnachtsengel zu sichten. In der Literaturnobelpreisrede Krasnahorkais kamen Engel mit amputierten Flügeln zur Sprache. Engel des Endes der Geschichte. Meine Engel waren als Pars pro Toto präsent. Die Engelsflügel waren auf die hellblaue Wand genagelt, Reste von Putten, diesen Kinderengeln aus Holz, mit Gold und Silber lackiert, angebröckelt, lädiert. Die Flügel auf der blauen Farbe zierten mein Zimmer und sollten die Schutzengel-Phantasien in Gang setzen. Ich lag wach und die Flügel entzauberten sich als Amputate.
