Von Eislaufen über Rodeln bis zum Driften: die schönsten Winteraktivitäten – Reise

Der Berg ist der Wildkogel oberhalb von Bramberg im Salzburger Land, ein beliebtes Skigebiet. Start ist auf 2100 Metern, und das sind dann Dimensionen, bei denen man den Schlitten nicht mehr zu Fuß hinaufzieht, sondern die Bergbahn nimmt. Die Rodelei ist hier durchprofessionalisiert: Die Sportgeschäfte im Ort halten eine vierstellige Zahl an Leihrodeln bereit, die lange Abfahrt ist eine beliebte feuchtfröhliche Gruppenaktivität nach einem Skitag.

Und, hui, oben angekommen, geht es ganz schön ab. Lenken, bremsen, Mitfahrern ausweichen, das ist für ungeübte Stadtrodler richtig Arbeit. Aber immerhin, das ist der Vorteil des Langstreckenrodelns, nach 13,5 der 14 Kilometer hat man es endlich kapiert.

Übrigens: Für Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren gilt im Bundesland Salzburg nicht nur auf Skipisten, sondern auch auf Rodelbahnen Helmpflicht. Für erwachsene Köpfe empfiehlt sich der Schutz ebenfalls.

Hinkommen: Ein Besuch der Rodelbahn bietet sich vor allem an, wenn man ohnehin schon in der Region Winterurlaub macht (der Skipass kann bis 16.15 Uhr auch fürs Rodeln genutzt werden, die Abendfahrten dagegen kosten extra). Brambach am Wildkogel ist mit Zug und Bus zum Beispiel ab Zell am See erreichbar.

Einkehren: Auf halber Strecke kann man in der Berghütte „Zwischenzeit“ einen Stopp einlegen. Gehobene österreichische Küche gibt es in Bramberg im Restaurant Weyerhof.

Eva Dignös

 Driften mit dem Sportwagen in Sölden

Wie gibt man Gas und wie bremst man, wenn Schnee und Eis die Fahrbahn bestimmen? Das kann man bei einem exklusiven Fahrtraining am Gletscher in Sölden lernen.
Wie gibt man Gas und wie bremst man, wenn Schnee und Eis die Fahrbahn bestimmen? Das kann man bei einem exklusiven Fahrtraining am Gletscher in Sölden lernen. (Foto: BMW)

Den Schneewalzer tanzt man mit festen Schuhen und einer Schaufel im Gepäck. Schwindelfrei sollte man auch sein, wenn sich alles dreht und die Ötztaler Alpen am Seitenfenster vorbeiziehen. Selbst Allradautos werden im Winter schnell zu tanzenden Brummkreiseln, wenn der Untergrund richtig rutschig ist. So gefürchtet das Schleudern im Alltag ist – beim Fahrertraining auf Europas höchstem Trainingsgelände macht es eine Menge Spaß. Die Aussicht ist prima und der Auslauf auf dem verschneiten Gletscher in Sölden ist weit.

Gleitreibung bedeutet, dass sich die Räder mit ihren handtellerkleinen Aufstellflächen plötzlich als Kufen erweisen. Das Hirn funkt S.O.S. und versucht, den zuckenden Bremsfuß unter Kontrolle zu halten. Wer zu hart bremst, verliert. Das ist die erste Lektion, die man im weißblauen Gletschermeer lernt. Üben lässt sich das ganz einfach mit einem festen Zug an der Handbremse: Wenn die Hinterräder plötzlich blockieren, schmiert der Wagen weg. Auf rutschigem Untergrund hilft dann selbst der elektronische Schleuderschutz ESP nicht immer.

Überhaupt der Mensch mit seinen Reflexen: Im entscheidenden Augenblick unternimmt er instinktsicher oft das Falsche. Voll bremsen und dabei das Lenkrad herumreißen zum Beispiel. Das ist schon auf trockener Piste keine gute Idee, auf Schnee und Eis ist so ein Schleuderprogramm fatal. Die Einsicht, wie wenig man sein Auto tatsächlich unter Kontrolle hat, ist schon ein großer Lernerfolg. Wer auf dem spiegelglatten Parkett auch noch die elektronischen Helferlein ausschaltet, darf den Wagen dann mitunter aus der Schneewehe schaufeln. Das trägt zur Teambildung unter der eisklaren Sonne bei und vertieft den Lernerfolg.

Erst nach ein paar Stunden Fahrertraining und viel Glühweinduft aus der Scheibenwaschanlage bekommt man eine Idee davon, wie man im Winter um die Kurve driften kann. Aber auch dann löst das schwänzelnde Heck öfter eine doppelte Pirouette aus. Der Trick besteht wie beim Trickski-Fahren darin, zurück in die Spur zu finden. Doch die tiefste Erkenntnis lautet schlicht: auf rutschigen Straßen runter vom Gas. Nach einem Trainingswochenende fährt man mit einem breiten Grinsen den Berg hinunter, vor allem tut man dies aber: gemächlich. (bmw-m.com)

Hinkommen: Wer nicht mit dem eigenen Auto anreisen will, kommt mit dem Zug bequem nach Ötztal Bahnhof, von dort abgestimmte Busverbindungen nach Sölden, oebb.at

Einkehren: Ice Q Gourmet-Restaurant auf dem 3000 Meter hohen Gaislachkogl, bekannt aus dem James-Bond-Film „Spectre“, versehen mit zwei Hauben von Gault Millau – beim Preis des Fahrtrainings ist das auch schon wurst. (iceq.at)

Joachim Becker

Eislaufen auf dem zugefrorenen Moor der Sterntaler Filze

Ein Hauch von Kanada: Wenn die Moorflächen im  ehemaligen Torfabbaugebiet Sterntaler Filze zufrieren, kann man hier kilometerweit eislaufen. Zuletzt war das im Januar 2025 der Fall.
Ein Hauch von Kanada: Wenn die Moorflächen im  ehemaligen Torfabbaugebiet Sterntaler Filze zufrieren, kann man hier kilometerweit eislaufen. Zuletzt war das im Januar 2025 der Fall. (Foto: Hans Gasser)

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl: als Erster auf sogenanntem Schwarzeis mit Schlittschuhen seine Runden zu ziehen. Und das auch noch mitten im Moor, das man bisher nur aus dem Frühling kannte, wenn man vom Beobachtungsturm aus so seltene Schönheiten wie den Kiebitz, die Rohrweihe oder das Schwarzkehlchen sieht und die Luft erfüllt ist von Mücken und Vogelstimmen. Doch im Winter, nachdem es mal zwei Wochen am Stück Minusgrade hatte, was eine Seltenheit ist, ist nur das Kratzen der Schlittschuhkufen zu hören. Weiße Kratzspuren schraffieren das schwarze Eis. Die Sterntaler Filze südlich von Rosenheim sind ein ehemaliges Torfabbaugebiet, das wieder vernässt wurde und auf diese Weise nicht nur Lebensraum für Vögel und Insekten, sondern auch Naturraum für Menschen bietet. Das Schöne daran ist, dass man auf den riesigen Eisflächen im Winter überall dort hinlaufen kann, wo im Sommer Naturschutzgebiet ist und wo man im übrigen gar nicht hin möchte, weil man sonst als Moorleiche enden würde.

Doch wer den richtigen Moment erwischt, so wie etwa in der ersten Januarhälfte 2025, wenn das Eis schon trägt (natürlich muss man sehr vorsichtig sein), der kann hier etwas erleben, was es sonst vor allem in der kanadischen Wildnis oder auf Schweizer Bergseen gibt: kilometerweit durch eine schöne Natur gleiten, mit Blick über Eis, Schilf und abgestorbene, aus dem Eis ragende Bäume, immer auf die Berge zu.

Eishockey auf so glattem Eis macht Spaß, kann aber dazu führen, dass man den widerstandslos gleitenden Puck Hunderte Meter weit zurückholen muss.
Eishockey auf so glattem Eis macht Spaß, kann aber dazu führen, dass man den widerstandslos gleitenden Puck Hunderte Meter weit zurückholen muss. (Foto: Hans Gasser)

Sobald es sich rumgesprochen hat, füllt sich die Eisfläche natürlich mit Familien, schlitternden Hunden und Eishockeyspielern. Matches werden ausgetragen, mit den eigenen Kindern und wildfremden Mitspielern, bis die Sonne untergeht und Himmel wie Eisfläche in einem warmen Orange leuchten lässt. Dann ist es Zeit, irgendwo ins Warme zu gehen, am besten in ein Wirtshaus, von denen es in den Dörfern rund ums Moor nicht wenige gibt. Ein Punsch oder ein nicht zu kaltes Bier sind dann der Abschluss eines perfekten Wintertags.

Hinkommen: am besten zum Parkplatz der Moorstation Nicklheim, von dort circa zehn Minuten zu Fuß ins Moor.

Einkehren: Zum Beispiel im Gasthaus Schwarzlack in Brannenburg (gasthaus-schwarzlack.de) oder beim Kistlerwirt in Bad Feilnbach, kistlerwirt.com

Hans Gasser

Eiszapfen-Wandern durch die Partnachklamm 

Im Winter durch die Partnachklamm in Garmisch-Partenkirchen zu wandern, ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Im Winter durch die Partnachklamm in Garmisch-Partenkirchen zu wandern, ist ein ganz besonderes Erlebnis. (Foto: kb-photodesign /Imago/Depositphotos)

Natürlich ist die Partnachklamm ganzjährig schön, diese enge, kathedralenhohe Schlucht bei Garmisch-Partenkirchen, die praktischerweise auch noch gleich hinterm Ort beginnt, was natürlich viel Andrang nach sich zieht, aber zugleich diese faszinierende Natur-Architektur auch jenen zugänglich macht, die es sonst nicht in die Berge schaffen. Weiß-grau-türkis schäumt die Partnach zwischen senkrechten Felswänden, bis zu 80 Meter geht es hinauf, und man muss den Kopf ziemlich in den Nacken legen, um ein Stückchen Himmel zu sehen.

Im Winter wird es etwas ruhiger in der Klamm, obwohl sie nach einer gewissen Anzahl von Frost- und Schneetagen noch viel grandioser aussieht. Meterhohe Eiszapfen hängen dann von den Wänden, manche dick wie Säulen, manche nadelfein. Wie Spitzenvorhänge schieben sie sich über die Felsen, als hätte jemand von oben Tonnen von Zuckerguss in die Schlucht gekippt. Gefrorene Wasserfälle glitzern je nach Lichteinfall in unterschiedlichen Blautönen, und der Fluss bahnt sich dampfend seinen Weg. Klingt, als habe eine KI ein Wintermärchen kreiert? Mag sein. Ist aber echt.

Wege und Stege durch die Schlucht sind mit vernünftigem Schuhwerk auch im Winter gut begehbar: Das Eis-Spektakel spielt sich praktischerweise vor allem in der Senkrechten ab. Grödel – eine Art Spikes für die Schuhe – sollte man trotzdem in den Rucksack packen, auf rutschigen Passagen sorgen sie für besseren Halt. Bei gefährlichen Witterungsbedingungen wird die Klamm gesperrt, aktuelle Informationen stehen auf der Webseite partnachklamm.de

Hinkommen: Los geht’s am Skistadion in Garmisch-Partenkirchen, erreichbar entweder mit Zug und Bus oder mit dem Auto.

Einkehren: Das Klammhaus liegt ganz in der Nähe des Klamm-Eingangs (klammhaus-partnach.de). Und auf dem Rückweg ins Tal kommt man an der Kaiserschmarrn-Alm vorbei. (kaiserschmarrn-alm.de)

Eva Dignös

Velogemelfahren in Grindelwald

Das Velogemel ist eine Erfindung eines Grindelwalder Schreiners. Mit der Mischung aus Schlitten und Fahrrad macht es großen Spaß, die Rodelbahnen rund um den Schweizer Ferienort runterzusausen.
Das Velogemel ist eine Erfindung eines Grindelwalder Schreiners. Mit der Mischung aus Schlitten und Fahrrad macht es großen Spaß, die Rodelbahnen rund um den Schweizer Ferienort runterzusausen. (Foto: David Birri/Jungfrau Region Tourismus AG)

Dass es sich beim Velogemel um ein endemisch schweizerisches, genauer: Grindelwalder Schlittengefährt handeln muss, erkennen regionale Sprachforscher freilich schon am Namen. Steht doch Velo für das Fahrrad, Gemel ist wiederum ein lokales Dialektwort für Schlitten. Und genauso sieht der Velogemel dann auch aus: wie ein Fahrradschlitten.

Dazu muss man wissen, dass das Schneevelo im Jahre 1911 quasi aus der Not heraus erfunden wurde, und zwar von dem Schreiner Christian Bühlmann, der nach einer Kinderlähmung mit einer Gehbehinderung leben musste. Das hinderte ihm am Fahren mit einem handelsüblichen Schlitten, ausgerechnet in Grindelwald. Denn der Ort mag unter den Reinhold Messners dieser Welt wegen der Eiger Nordwand und unter den japanischen Touristen wegen der Auffahrt zum Jungfrau-Joch bekannt sein. Aber genau genommen ist Grindelwald noch viel mehr die Hochburg der Rodelbewegung!

Es gibt hier 50 Kilometer an Rodelbahnen, man kann Abendschlitteln und Nachtschlitteln, es gibt eigene Schlittelpässe, und mit dem sogenannten Big Pintenfritz gibt es auch noch die längste Schlittelbahn der Alpen, 15 Kilometer Rodelspaß. Weil in Grindelwald schon geschlittelt wurde, als die Rodeln noch Hornschlitten oder Murri oder Beinz hießen, also jedenfalls bevor die Japaner und die Messners und überhaupt irgendwelche Besucher kamen, konstruierte sich Bühlmann aus Ahorn- und Eschenholz also den Velogemel.

Bei einem Schnelltest mit einem Leih-Velogemel aus dem Sportgeschäft wird rasch deutlich, warum das Gefährt zum Kanon des hiesigen Wintersports zählt: Das Hinterteil bleibt trocken, die hohe Sitzposition erlaubt ein einfaches Aufstehen sowie das Überbrücken kurzer Flachpassagen im Sitzen wie mit einem Laufrad. Schon steht der Velogemeler am Bergbahnhof Kleine Scheidegg (2061 m) vor der Wahl, ob er sich hinunter nach Wengen stürzt oder entlang der Bahnschienen im Schatten der Eiger-Nordwand nach Grindelwald düst, um noch einmal drüben vom First abzufahren. Egal, welche Abfahrt man wählt, alle sind fantastisch, und zum Glück gehen sich an einem Tag mehrere aus. Man passiert die Wengernalp, Alpiglen, Waldspitz, alles Berggasthäuser wie aus einem Schweiz-Katalog, drum herum Berge wie kilometerhohe Faustkeile.

Warum es das Velogemeln noch nicht wirklich übers Berner Oberland hinausgeschafft hat, mag daran liegen, dass es sich bei harter Piste wie Downhillen mit einem Hollandrad anfühlt und jede Unachtsamkeit – erst recht jeder Aperol Spritz – in der nächsten Haarnadelkurve aber so was von bestraft wird.

Hinkommen: Am besten mit der Bahn entweder bis nach Grindelwald oder eine Station vorher in Grindelwald Terminal aussteigen.

Einkehren: Zu viele Hütten, um sie an einem Tag zu schaffen. Aber das moderne Brandegg (brandegg.ch), das sonnengebräunte Berggasthaus  Waldspitz (gasthaus-waldspitz.ch) und das urige Beizli Rasthysi bieten eine gute Mischung.

Dominik Prantl