Ohne Fahrer, ohne Plan: Robotaxis verursachen Verkehrschaos in San Francisco – Wirtschaft

Was man nicht alles für Schreckensszenarien in Sci-Fi-Filmen gesehen hat. Da gibt es Maschinen, die Menschen versklaven und sie in einer Matrix gefangen halten. Roboter, die ein Bewusstsein entwickeln und sich an ihren Schöpfern rächen. Humanoiden, die Regale und Tische demolieren.

Nun, ganz so schlimm war es nicht, was da am Samstag in San Francisco passierte. Dort haben hunderte Robotaxis der Alphabet-Tochter Waymo ein Verkehrschaos ausgelöst. Verletzt wurde niemand.

Es gibt diese Videos im Netz, von blinkenden und piepsenden Fahrzeugen, die ganze Straßenkreuzungen verstopfen, überall hupt es. „Hier ist noch eins, das blockiert die Kreuzung“, sagt ein Mann in einem dieser Beiträge, „eins, zwei, drei, vier Waymos, was ist hier los?“ Gute Frage. So jedenfalls erinnern die weißen Waymos eher an eine verirrte Schafherde als an zuverlässige Robotaxis, die man per App ruft und sich von ihnen umherkutschieren lässt. Und weit und breit kein vorweihnachtlicher Hirte, der ihnen den Weg weist. Da sind nur Autos mit Menschen am Steuer – ja, die gibt es in San Francisco auch noch –, die sich durchzuschlängeln versuchen.

Grund für das Chaos war ein Stromausfall im Großraum San Francisco am Samstag, nachdem ein Umspannwerk gebrannt hatte. 130 000 Menschen waren zeitweise ohne Strom. Weil Straßenlichter ausfielen und es überall Staus gab, fühlten sich Manche in der dunklen Stadt an einen dystopischen Hollywood-Film erinnert.

Ausgefallene Ampeln könnten die Robotaxis verwirrt haben, heißt es in Medienberichten, wobei sie die eigentlich nicht unbedingt brauchen, um sich zurechtzufinden. Der Fahrersitz eines Waymo-Fahrzeugs ist leer, das Lenkrad bewegt sich wie von Geisterhand, mithilfe von Sensoren und Kameras an Türen und Dächern, durch die Straßen der Stadt. Normalerweise. Die Störung am Samstag habe jedoch dazu geführt, „dass Fahrzeuge länger als gewöhnlich stehen blieben, um den Zustand der betroffenen Kreuzungen zu überprüfen“, schreibt Waymo in einem Statement. „Das hat zu den Verkehrsbehinderungen beigetragen.“

Daniel Lurie, der Bürgermeister San Franciscos, rief bei Waymo an: Bitte stellt euren Fahrdienst ein. Also pausierte Waymo.

Ein Waymo an einem guten Tag. Die Robotaxis kann man in San Francisco per App bestellen.
Ein Waymo an einem guten Tag. Die Robotaxis kann man in San Francisco per App bestellen. (Foto: Justin Sullivan/Getty Images via AFP)

Nicht auszumalen, was in Deutschland losgewesen wäre, hätten Robotaxis derart verrückt gespielt, sagen wir in Stuttgart, wo man mit Auto unterm Po geboren wird wie Norweger mit Skiern an den Füßen. Der Schwabe fährt sowieso besser Auto als der Roboter, hätte es womöglich geheißen. Danach hätte man den Robotaxis wohl ihre Fahrerlaubnis entzogen. Hierzulande dürfen sie sowieso noch gar nicht fahren. Dabei belegen Studien, dass sie die sichereren Fahrer sind: In der Stadt und an Kreuzungen bauen Menschen eineinhalbmal so viele Unfälle wie autonome Fahrzeuge, fand die University of Central Florida in Orlando heraus. Bei gutem Wetter und bei Regen verursachen Menschen demnach doppelt so viele Unfälle, auf Schnellstraßen und bei Nebel gar mehr als siebenmal mehr. Der Nachteil: Wenn der Strom ausfällt, bleiben Robotaxis liegen.

In San Francisco läuft der Verkehr inzwischen wieder normal. Nachdem einige orientierungslose Robotaxis abgeschleppt worden waren, konnte man am Sonntagnachmittag auch wieder ein Waymo in der App bestellen, um zur Golden Gate Bridge zu kommen.