

Auf den ersten Blick endet damit ein durch und durch erfolgreiches Wirtschaftsjahr für die größte Volkswirtschaft der Welt. Denn auch die Konjunktur läuft. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Wachstumserwartungen im Herbst deshalb leicht erhöht, auf 2,0 und 2,1 Prozent Zuwachs des Bruttoinlandproduktes in diesem und im kommenden Jahr. Die Inflationsrate werde von mehr als drei Prozent im vergangenen Jahr auf durchschnittlich 2,7 und 2,4 Prozent in den Jahren 2025 und 2026 sinken. In Deutschland leiden dagegen die Exportunternehmen. In den ersten drei Quartalen 2025 seien die Autoausfuhren in die Vereinigten Staaten um 14 Prozent niedriger ausgefallen als im Vorjahreszeitraum, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Auswertung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW).
Forscher hatten vor schweren Konsequenzen gewarnt
Diese Zwischenbilanz kommt überraschend, denn Wirtschaftsforscher hatten vor schweren Konsequenzen gewarnt, nachdem Donald Trump die Zölle auf Warenimporte nach Amerika stark erhöht hatte. Das Wachstum werde leiden, die Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten stark steigen, hieß es unisono. Doch obwohl der amerikanische Importzoll nach Berechnungen des Yale Budget Labs im Jahresverlauf von durchschnittlich weniger als drei Prozent auf fast 17 Prozent gestiegen ist, ist davon in den harten Zahlen kaum etwas zu sehen. Eine gut laufende Wirtschaft und sprudelnde Steuereinnahmen – beides hatte der amerikanische Präsident seinen Landsleuten versprochen.
Doch das ist nicht die vollständige Bilanz. Zwar seien die Folgen der Zölle auf die Inflation „überraschend gedämpft“, schreiben die Volkswirte des IWF, allerdings seien in einzelnen Produktgruppen, zum Beispiel bei Haushaltsgeräten, sehr wohl überdurchschnittliche Preissteigerungen erkennbar. In anderen Bereichen, Kleidung und Lebensmittel zum Beispiel, könne es gut sein, dass die Preissteigerungen erst noch kämen. Viele amerikanische Unternehmen hätten nach der Pandemie hohe Gewinne erwirtschaftet und die höheren Kosten erst einmal auf sich genommen. Auf Dauer sei dies aber nur schwer durchzuhalten.
Banken wie Goldman Sachs erwarten, dass die Unternehmen diese Kosten im kommenden Jahr vollständig an die Kunden weitergeben. Unklar ist zudem, ob es bei den jetzigen Zollsätzen bleiben wird. Derzeit prüft der Oberste Gerichtshof der USA Trumps Zollpolitik, der Ausgang gilt als offen.
Keine reine Erfolgsgeschichte
Dass Trumps Zollpolitik keine reine Erfolgsgeschichte ist, zeigen aktuelle Meinungsumfragen. Nur jeder dritte Amerikaner heißt die Wirtschaftspolitik des amerikanischen Präsidenten gut, zeigt eine Befragung von Reuters/Ipsos. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Preise zwar nicht durch die Decke gehen, es Trump aber auch nicht gelungen ist, Lebensmittel und andere wichtige Güter bezahlbarer zu machen. Klaus Wohlrabe, Konjunkturforscher des Münchner Ifo-Instituts, sagt: „Am unteren Ende der Einkommensskala wird es ungemütlicher.“ Nur die besser gestellten Konsumenten gäben gerade fleißig Geld aus, auch getragen von der günstigen Entwicklung auf den Aktienmärkten. Die Ärmeren seien aber weiter unzufrieden.
Trump selbst greift diese Problematik immer wieder auf. Dafür, dass die Lebensmittelpreise im Durchschnitt weiter hoch sind, machte er einmal mehr die Vorgängerregierung unter Präsident Joe Biden verantwortlich. Er habe bei seinem Amtsantritt im Januar „Chaos“ geerbt, sagte Trump kürzlich – und er bringe es nun in Ordnung. Die Vereinigten Staaten stünden vor einem „Wirtschaftsboom, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat“.
Und auch die Konjunktur wird nicht von einer besonders breiten Basis gestützt. „Die im Moment noch robuste Konjunkturentwicklung ist vor allem durch die großen Investitionen in die KI-Infrastruktur getrieben“, sagt Ifo-Konjunkturforscher Wohlrabe. Diese stützen die Unternehmensinvestitionen insgesamt. Zudem seien die Zolleinnahmen kein Allheilmittel. „Sie lösen nicht das Problem der explodierenden Staatsschulden.“ Durch das von Trump auf den Weg gebrachte Steuer- und Ausgabengesetz „Big Beautiful Bill“ wird die ohnehin schon hohe Schuldenquote Amerikas allen Prognosen zufolge perspektivisch stark steigen.
Wie man es dreht und wendet, schädlich sind die US-Zölle für die deutschen Exportunternehmen. Im Durchschnitt über alle Branchen hinweg sind die deutschen Exporte in die USA in den ersten drei Quartalen des Jahres um 7,8 Prozent gesunken, während sie im Mittel des Vergleichszeitraums der Jahre 2016 bis 2024 noch um durchschnittlich fast 5 Prozent gestiegen sind, bilanzierten die Autoren des IW-Instituts am Montag. Neben den Autoherstellern sind auch die Maschinenbauer und Stahl- und Aluminiumhersteller deutlich betroffen.
