

Kurzfristig muss man sagen: Trumps Rechnung geht in Teilen auf. Die große wirtschaftliche Katastrophe ist trotz hoher Zollmauern bislang ausgeblieben. Unternehmen nehmen die Zollkosten erst einmal auf die eigene Rechnung. Sie wollen die amerikanischen Kunden nicht verlieren. Die US-Wirtschaft erlebt zudem eine Sonderkonjunktur, weil an jeder Ecke neue Rechenzentren für KI-Konzerne entstehen. Trump nutzt das und brüstet sich mit 235 Milliarden Dollar Zolleinnahmen in diesem Jahr und einem angeblich historischen Aufschwung.
Das Leben ist teurer geworden
Allerdings hat der Präsident sein wichtigstes Ziel verfehlt. Seine Erzählung verfängt nicht bei der breiten Masse der Amerikaner. Nur jeder Dritte unterstützt seine Wirtschaftspolitik nach einer Ipsos-Umfrage. Die meisten Amerikaner spüren den Aufschwung offenbar nicht. Trump hatte versprochen, das Leben nach den hohen Inflationsraten der vergangenen Jahre bezahlbarer zu machen. Gelungen ist ihm das nicht. Nur weil die Zölle die Preise kaum treiben, kann sich der viel zitierte Fabrikarbeiter kein größeres Auto oder mehr Restaurantbesuche leisten.
In seiner Anti-Eliten-Rhetorik beschuldigt Trump nach wie vor seinen Amtsvorgänger Joe Biden für die hohen Lebenshaltungskosten. Doch diese alter Leier zieht nicht mehr, Biden ist Vergangenheit, und die Normal- und Geringverdiener wollen endlich wissen, wodurch sich ihre Situation verbessern wird. Trump findet darauf keine Antwort. Von seiner Politik profitieren wirtschaftlich diejenigen, die er angeblich bekämpft – die Elite. Für die untere Mittelschicht dagegen dürfte das Leben bald noch teurer werden. Unternehmen werden die Zollkosten nicht ewig abfedern können und sie nach und nach an die Verbraucher weiterreichen. Trump wird sich neue Sündenböcke suchen müssen – oder endlich auf die Ökonomen hören.
