Spanische Weihnachtslotterie: Wer sind die Gewinner bei El Gordo?


Um kurz vor elf Uhr am Montag gab es den „Dicken“. „El Gordo“, der Haupt­gewinn mit der Nummer 79.432 ging nach Madrid und in eine Gegend von Kastilien-León, die im Sommer von schlimmen Waldbränden heimgesucht worden war. In der Kleinstadt La Bañeza gehörte eine Kinderfußballschule zu den Gewinnern.

Singend verkündeten die Schüler von San Ildefonso auf der Bühne des Teatro Real in Madrid die Gewinnnummern. Viele Spanier verfolgten wie jedes Jahr stundenlang gebannt die Live-Übertragung des weihnachtlichen Rituals. Für sie beginnt Weihnachten am 22. Dezember und dauert bis zur Bescherung an Dreikönig.

Die Hoffnung auf ein Geldgeschenk war dieses Mal noch größer als zuvor. Im Lostopf wartete eine Rekordsumme von knapp 2,8 Milliarden Euro; das waren gut 70 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die 1812 gegründete „Lotería de Navidad“ gilt – gemessen an der ausgespielten Gesamtsumme – als die größte Weihnachtslotterie der Welt.

Familien, Arbeitskollegen und Stammkunden von Bars legen beim Loskauf zusammen

Nicht die Hauptgewinner stehen zwei Tage vor Heiligabend im Mittelpunkt, sondern das Wir-Gefühl. Familien, Arbeitskollegen und Stammkunden von Bars und Läden legen beim Loskauf zusammen. Mehr als 70 Prozent der Einwohner Spaniens nehmen daran teil, viele von ihnen in Tippgemeinschaften.

Immer wieder geht deshalb der Gewinn an einen Ort, einen Stadtteil oder ein Heim, da die örtlichen Verkaufsstellen meistens Lose mit einer oder wenigen Nummern verkaufen. So wusste man auch, dass die Zehntellose des ersten „Gordo“ in der Hauptstadt und in Kastilien verkauft worden waren. Seit dem Sommer sind die Weihnachtslose im Angebot. Vor „Doña Manolita“, einer der bekanntesten Lotterieannahmestellen im Zentrum von Madrid, bilden sich oft schon im Morgengrauen lange Schlangen.

Fünf Zusatzserien wurden aufgelegt in diesem Jahr

In diesem Jahr wurden fünf zusätzliche Serien aufgelegt. Die Nachfrage ist groß, denn die spanische Bevölkerung und die Zahl der Touristen nehmen immer weiter zu. Insgesamt waren 100.000 fünfstellige Nummern im Umlauf, aufgeteilt in 198 Serien und gestückelt in Zehntellose, die „Décimos“, für 20 Euro. Maximal lassen sich damit 400.000 Euro gewinnen. Davon sind 20 Prozent Glücksspielsteuer zu entrichten – das spanische Finanzamt gehört am 22. Dezember traditionell ebenfalls zu den größten Gewinnern. Die ausgeschütteten Gewinne entsprechen 70 Prozent der Verkaufseinnahmen, die inzwischen bei knapp vier Milliarden Euro liegen.

Die Begeisterung ist ungebrochen, auch wenn selbst der Hauptgewinn längst nicht mehr den erträumten Reichtum bringt. Früher bedeutete er ein unbeschwertes Leben, heute reicht er kaum, um eine Hypothek zu tilgen oder eine Wohnung außerhalb der Großstädte zu kaufen, wie in der spanischen Presse vorgerechnet wurde. 1957 konnte sich demnach ein Gewinner mit den damals drei Millionen Peseten eines „Gordo“ bis zu zehn Wohnungen und zehn Autos leisten. Davon kann man heute (nach dem Abzug der Steuern) mit den 328.000 Euro nur träumen.

So werden mittlerweile Forderungen laut, die Gewinnsumme den neuen Zeiten anzupassen – auch aus politischen Gründen. Am Montagvormittag musste die Ziehung kurz unterbrochen werden. Aus dem Zuschauerraum des Madrider Opernhauses erschallte der Ruf „Eine Milliarde Euro für Palästina“. Eine propalästinensische Gruppe verlangte, mit dem Geld den Wiederaufbau des Gazastreifens zu unter­stützen.