Timothée Chalamet und Kylie Jenner: Orange Mode und Marketingexperimente – Stil

Für sie: Miss Mandarine

Gerade als wir dachten, der Denim-Partner-Look von Britney Spears und Justin Timberlake in den frühen Nullerjahren sei für immer konkurrenzlos, passierte vor unseren Augen dieser legendär schauderhafte Partnerlook. Neu ist, dass hier der Mann, also Timothée Chalamet, die Frau, also Kylie Jenner, instruiert hat, nicht umgekehrt – wie es früher ja immer der Fall war, wenn der Mann seine Krawatte farblich auf ihr Abendkleid abzustimmen hatte. Die Orange-Idee hat Marketinggründe, aber nicht nur deswegen sehen die beiden so karnevalistisch aus. Ihre Leder-Ensembles sind von Chrome Hearts, und bei diesem Namen werden jetzt nur die Ohren von echten Modekennern klingeln.

Chrome Hearts ist ein Biker-Label, das mit seinen schweren Gürtelschnallen und Silberschmuck berühmt und von Rockstars getragen wurde. Und dann fing der große Karl Lagerfeld an, die Ringe und Ketten zu sammeln. Das war toll, weil die derben Teile so einen schönen Kontrast zu seinen schmalen Hosen und riesigen Hemdkragen schafften. Der Look kam wegen der modischen Tiefstapelei der vergangenen Jahre aus der Mode, erlebt aber gerade ein Revival bei der Gen Z und an den Händen von Galeristinnen und anderen übercoolen Leuten. Dass das Label aus Los Angeles auch Klamotten macht, hatte man allerdings nie auf dem Schirm – bis jetzt. Dass Leder nicht das richtige Material für Abendkleider ist, kann man hier deutlich erkennen, dass das alles gar nicht ernst gemeint sein kann, auch: Ironie soll ja wieder genauso in Mode sein wie Chrome Hearts. Aber so ernst wie Kylie muss man dabei erst mal aus der mandarinenfarbenen Wäsche schauen.

(Foto: Getty Images)

Für ihn: Kürbis Royale

Seit einiger Zeit schon tritt der Schauspieler Timothée Chalamet bei Veranstaltungen in diesem wenig dezenten Farbton auf, der manche vielleicht noch an die Orange Revolution der Ukraine erinnert. Chalamet war damals aber erst neun Jahre alt und dürfte die Referenz kaum kennen, es geht bei ihm auch gar nicht um Politik. Stattdessen ist dieses „Hardcore Orange“ ein Farbton, den er selbst mit einem Designer ausgetüftelt hat, um ein Marketingexperiment zu starten. Inspiriert vom Rosa-Hype um den Barbie-Film, so liest man, wollte der modisch versierte Timothée damit eine Signature-Farbe für seinen neuen Film „Marty Supreme“ in die Welt setzen und am liebsten die ganze Welt in Orange tauchen. Die Geschichte des Filmes liest sich wie eine Art Rocky-Story, nur auf den Bereich des Tischtennis übertragen – deshalb auch die formschöne Tischtennisschläger-Tasche an seiner Seite. Einige der Schauspielkollegen aus dem Film sind zuletzt schon auf den orangen Zug aufgesprungen, auch Chalamets Mutter zeigte sich schon in solidarischem Gewand.  Aber ob das Kürbisleuchten jetzt wirklich so einen nachhaltigen Effekt auf die Kinokassen hat? Tatsächlich häufen sich in letzter Zeit die Versuche von Beteiligten, mit ungewöhnlichen Promo-Aktionen ihre Filmstarts nachhaltig in den Köpfen zu verankern. Manche inszenieren dafür romantische Affären auf dem roten Teppich, andere breiten einen kalkulierten Streit oder andere Enthüllungen von den Dreharbeiten aus. Bei Chalamet soll nun also ein oranger Ledermantel als optischer Widerhaken für das aufmerksamkeitsdefizitäre Publikum fungieren. Na ja, eine echte Revolution wäre auch mal wieder ganz gut.