Mit Immuntherapien den Krebs bekämpfen

Stand: 15.12.2025 16:09 Uhr

Krebs ist oft nicht heilbar. Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren oder CAR-T-Zellen können aber die Lebenserwartung und Lebensqualität verbessern. Sie sind ein aktueller Forschungsschwerpunkt.

Immuntherapien unterstützen oder aktivieren das körpereigene Immunsystem, Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Prinzipiell ist das Immunsystem des menschlichen Körpers in der Lage, Krebszellen zu eliminieren. Das Problem ist jedoch, dass Krebszellen sich häufig vor dem Immunsystem verstecken und sich zum Beispiel als gesunde Körperzellen tarnen. Mit einer Immuntherapie können bestimmte Krebsarten enttarnt und gezielt bekämpft werden. Zu den wichtigsten aktuellen Therapieformen gehören dabei die Immun-Checkpoint-Inhibitoren und die CAR-T-Zelltherapie. Zudem wird an therapeutischen Impfungen geforscht. 

Immun-Checkpoint-Inhibitoren: Nobelpreis für Entdeckung

Einige Immunzellen besitzen Kontrollstellen, sogenannte Checkpoints, auf ihrer Oberfläche. Diese Checkpoints funktionieren wie eine Art „Abtaster“, mit denen die Immunzellen zwischen körpereigenen und körperfremden Zellen unterscheiden können. Finden sie auf einer Zelle das passende Gegenstück, wird die Immunantwort gebremst. Schließlich sollen keine körpereigenen Zellen angegriffen werden. Ein Mechanismus von Krebszellen ist aber, dass sie diese Checkpoints aktivieren wie körpereigene Zellen, zum Teil sogar besonders stark. Die Folge: Das Immunsystem wird gebremst und die Krebszellen können ungehindert weiterwachsen. Immun-Checkpoint-Inhibitoren lösen diese Bremse. Sie sorgen so dafür, dass das Immunsystem die Krebszellen wieder ungebremst bekämpft. Die Entdeckung dieses Mechanismus wurde 2018 mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.  

Checkpoint-Inhibitoren: Erfolgreiche Therapie von schwarzem Hautkrebs und Lungenkrebs

Immun-Checkpoint-Inhibitoren werden inzwischen erfolgreich bei schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom), sowie dem Nicht-Kleinzelligen-Lungenkrebs (NSCLC) eingesetzt. Auch bei Kopf-Hals-Tumoren und bei manchen Betroffenen mit Darmkrebs oder Brustkrebs können sie zum Einsatz kommen. Häufig werden sie erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung eingesetzt und sie wirken nicht bei allen Betroffenen. Es gibt jedoch Menschen, bei denen sich der Tumor durch die Immun-Checkpoint-Inhibitoren ganz zurückgebildet hat. 

CAR-T-Zelltherapie: Genetisch veränderte eigene Immunzellen

Eine andere Form der Immuntherapie bei Krebserkrankungen ist die CAR-T-Zelltherapie. Dabei werden den Erkrankten T-Zellen (eine Gruppe von Immunzellen) aus dem Blut entnommen. Im Labor werden diese T-Zellen dann gentechnisch so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und bekämpfen. Namensgebend ist der Rezeptor, der den T-Zellen sozusagen angebaut wird: Chimärer Antigen-Rezeptor (CAR). Über eine Infusion werden die CAR-T-Zellen dann den Betroffenen wieder zugeführt.  

CAR-T-Zelltherapie: Hochwirksam bei bestimmten Blutkrebserkrankungen

Die CAR-T-Zelltherapie ist aufwendig und teuer, aber auch hochwirksam. Sie wird vor allem bei bestimmten Blutkrebserkrankungen wie Leukämien und Lymphomen eingesetzt. Zugelassen ist sie vor allem für Betroffene nach Krankheitsrückfall und wenn andere Therapien nicht wirken. Bei manchen Erkrankten kann sie den Krebs langfristig eindämmen. Ob diese Therapieform auch bei anderen Krebsarten wie Lungen-, Brust- und Magenkrebs gut wirksam ist, wird aktuell erforscht.

Immuntherapien gegen Krebs: Teilweise starke Nebenwirkungen

Ziel einer Immuntherapie ist es meist, die Lebensdauer zu verlängern und die Lebensqualität trotz Krebserkrankung zu verbessern. Sie kann in einigen Fällen aber auch ein Langzeitüberleben ermöglichen, das heißt trotz einer unheilbaren Krebserkrankung können Betroffene noch viele Jahre weiterleben. Weil Immuntherapien aber in das körpereigene Immunsystem eingreifen, können sie auch eine ganze Reihe an Nebenwirkungen haben und erfordern eine engmaschige Überwachung. Insbesondere die CAR-T-Zelltherapie sollte nur in spezialisierten Zentren durchgeführt werden.

Nebenwirkungen: Überreaktionen des Immunsystems

Sowohl bei der CAR-T-Zelltherapie als auch bei der Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren kann es als Nebenwirkung zu einer überschießenden Immunreaktion kommen.  

Bei einer CAR-T-Zelltherapie kommt es zum Beispiel besonders häufig zum sogenannten Zytokin-Freisetzungs-Syndrom. Dabei werden überschießend viele Signalstoffe, sogenannte Zytokine, von Immunzellen freigesetzt und es kommt zu einer systemischen Entzündung mit Symptomen wie Fieber, Blutdruckabfall und Herzrasen. Im schlimmsten Fall kann es dabei sogar zu Organversagen kommen. Auch können Störungen des Nervensystems auftreten und es kann langfristig zu einer Verringerung von Immunzellen kommen, was zu häufigen Infekten führen kann.

Beim Einsatz von Immun-Checkpoint-Inhibitoren können die Nebenwirkungen durch eine überschießende Immunantwort im Grunde jedes Organ betreffen. Besonders häufig sind Hautbeschwerden wie Juckreiz oder Ausschläge, aber auch Entzündungen des Darms, der Leber, Nieren oder der Schilddrüse, sowie Fieber können auftreten.  

Krebsimpfungen werden zurzeit noch erforscht

Eine weitere Strategie in der Immuntherapie sind Impfstoffe, die gegen Krebs wirken sollen. Im Gegensatz zu einer vorbeugenden Impfung werden bei diesen sogenannten therapeutischen Impfungen Menschen geimpft, die bereits Krebs haben. Ihr Immunsystem soll durch die Impfung auf die Krebszellen aufmerksam gemacht werden. Die medizinisch korrekte Bezeichnung solcher therapeutischen Krebsimpfungen lautet individualisierte Neo-Antigen-Therapie (INT). Sie ist aktuell Gegenstand intensiver Forschung. Ein zugelassenes Medikament gibt es bisher in Deutschland nicht. 

Expertin und Experte aus dem Beitrag

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Eine Spritze mit Impfstoff.

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